Der Regenbogenkönig
Felicia.
„ Lustiger! Du hast wohl vergessen, dass wir uns auf einer wichtigen Mission befinden!”, schimpfte Teng sofort.
Felicia verdrehte die Augen.
„Ich werde euch auf einem Regenbogen in dein Dorf schicken, Buliko. Von da an müsst ihr dann alleine weiterreisen. So, nun aber.” Lara klopfte mit ihrem Regenbogenstab auf die Balustrade. Als der Stab bunte Funken sprühte, schwang sie ihn in einem Bogen, und wie schon einmal streckte sich ein Regenbogen vom Balkon über das Land und endete weit entfernt hinter dem Horizont.
Nachdem sie den höchsten Punkt des Regenbogens erreicht hatten, blickte Teng mit großen Augen an dem violetten Band herab. „Da soll ich hinunterrutschen?”, kreischte er. „Was, wenn ich an einer der Seiten herabknalle?”
„ Das wäre eine höchst interessante Vorstellung”, sagte Felicia bissig.
„ Kein, Problem, du fällst nicht runter. Es macht großen Spaß”, sagte Buliko. Begeisterung blitzte in seinen Augen.
„ Hast wohl Angst, was? Es heißt ja auch nicht umsonst: Die Ratten verlassen das sinkende Schiff!”, lachte Felicia, setzte sich und rutschte hinab. „Tschüs, Alte im Nachthemd!”, rief sie Lara zum Abschied fröhlich zu. Ihre Worte kamen schon aus weiter Entfernung.
„ Angst?”, brüllte Teng und sprang wütend hinterher.
Buliko schüttelte den Kopf. „Das wird eine interessante Reise werden”, seufzte er zu Lara gewandt.
„ Sie werden sich schon noch zusammenraufen. Sie sind sich sehr ähnlich. In ihren Innern haben beide ein großes Herz, sie wollen es nur nicht zeigen.”
„ Ich weiß”, nickte Buliko. Dann zog er eine verschmitzte Grimasse und blickte Lara schief an. „Ich frage mich, wie Felicia von Tengs Worten auf der Erde wissen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hat sie ihn doch noch gar nicht verstehen können und ich habe seine Worte nicht übersetzt.”
„ Oh”, Lara zuckte unschuldig mit den Achseln und kicherte. „Mein Fehler. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Gut kombiniert, kleiner Schnuffel.”
„ Ich habe auf meiner Reise einiges gelernt”, lächelte Buliko, setzte sich auf den Regenbogen und rutschte hinab. „Auf Wiedersehen, Lara!”
„ Auf Wiedersehen, kleiner Schnuffel!”
Buliko landete weich im Wolkenboden. Felicia und Teng erwarteten ihn schon.
„Die Alte im Nachthemd ist wirklich eine coole Tante”, lobte Felicia ehrlich.
„ Sie heißt Lara!”, korrigierte Buliko beleidigt.
„ Entschuldigung!,” rief Felicia zurück. „Ich kann mir diesen dummen Namen eben nicht merken!”
„ Hast du es schon einmal mit Köpfchen versucht?”, höhnte Teng.
Felicia warf der Ratte einen vernichtenden Blick zu. Dann schaute sie sich um. „So, das ist also dein Heimatdorf?”
„ Richtig.”
Sie blieben nicht lange alleine. Die Nachricht von Bulikos Heimkehr verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Rasch hatte sich eine Menge auf dem Marktplatz versammelt. Asdias stürmte hervor und warf seinen Freund mit einer heftigen Umarmung um. Mira, die Bürgermeisterin, begrüßte Felicia und das seltsame Wesen, das Buliko als Teng vorgestellt hatte, in ihrer Mitte. Sie hielt eine feierliche Ansprache, die niemand so recht hören wollte, der aber zugehört werden musste.
Buliko erzählte währenddessen seinem Freund flüsternd das Erlebte und stellte ihm dann die wichtige Frage, ob er mit auf die Reise gehen wollte. Natürlich sagte Asdias nicht nein. Zum guten Schluss beschloss auch Zeidor, mit seinen beiden Freunden zu reisen. Der Zentaur unterbrach die Bürgermeisterin forsch und verkündete die Nachricht, sonst hätten sie womöglich noch eine Stunde zuhören müssen. Die Menge war erleichtert, Miras Ansprache zu entkommen. Kaum hatte Zeidor ausgesprochen, da eilten die Dorfbewohner auseinander und sammelten Wegproviant für die Reisegruppe, den sie dem Zentauren aufluden. Zu guter Letzt war Zeidor beladen wie ein Packesel.
„ Jetzt reicht es”, stöhnte er.
Felicia nahm Buliko zur Seite. „Was ist das für ein seltsames Wesen? Ich hoffe, er ist friedlich”, sagte sie skeptisch und deutete auf Zeidor.
„ Er ist ein Zentaur. Er hat den Unterkörper eines Pferdes und den Oberkörper eines Menschen. Und er ist absolut friedlich”, lächelte Buliko.
„ Wir können froh sein, dass du diesen Zentauren zum Freund hast. Wir hätten ganz schon alt ausgesehen, wenn wir das alles alleine hätten tragen müssen”, flüsterte Felicia Buliko zu.
Buliko lächelte amüsiert und nickte.
Von Glückwünschen und Jubelrufen
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