Der Regenbogenkönig
selbstverständlich.”
„ Teng ist im Unrecht. Es gibt viele gute Menschen auf der Erde”, lächelte er.
„ Ja, die gibt es. Ich muss mir nur noch etwas einfallen lassen, um Ron dein Verschwinden zu erklären. Ich kann ihm schließlich nicht erzählen, dass ich einen Schnuffel ins Wolkenreich zurückgeholfen habe.”
„ Aber warum nicht?”
Tanja schmunzelte Buliko an. „Das würde mir keiner glauben. Ich würde vermutlich in der Irrenanstalt landen.”
„ Wo?”, staunte Buliko.
Sich aus der Umarmung lösend, schob Tanja den Schnuffel nach vorn. „Dafür haben wir jetzt wirklich keine Zeit mehr. Macht euch auf den Weg. Ich möchte nicht, dass mir die Sintflut morgen bis zum Hals steht.”
Teng lachte amüsiert.
„Kommst du mit?”, fragte Buliko die Ratte erwartungsvoll.
Tengs Augen verengten sich zu Schlitzen. „Du glaubst doch nicht etwa, dass ich die Rettung meines Planeten dieser Göre da überlassen werde!” Er senkte den Kopf. „Außerdem bist du mein Freund”, fügte er leise hinzu.
Bulikos Herz machte einen großen Hüpfer. „Du meiner auch. Ich bin froh, dass du mit mir kommst.”
Tanja winkte zum Abschied. Buliko nahm Teng auf seine Schulter und ergriff Felicias Hand. Dann traten sie in das gleißende Licht vor ihnen ein.
Sie hatten nur zwei Schritte getan, da nahm das strahlende Licht Formen an. Nach vorn und zu beiden Seiten umgab sie eine von Säulen getragene Balustrade. Sie schimmerte golden und war aus feinstem Porzellan. Über die Balustrade hinaus erstreckte sich eine weite Wolkenlandschaft, die von Regenbogen durchzogen wurde. Zwischen mehreren Ansammlungen dunkler Punkte, die Felicia als Dörfer und Städte deutete, schlängelten sich fröhliche Flüsse, die das Sonnenlicht spielend auffingen und silbern zurückwarfen.
Doch die Freunde waren nicht alleine. Eine Frau mit langem weißem Haar trat lächelnd auf sie zu. Sie war in ein weites Regenbogengewand gehüllt. In ihrer rechten Hand hielt sie einen großen , gewundenen Stab, der gleichwohl in allen Regenbogenfarben funkelte.
Felicia blieb der Mund offen stehen. „Die Oma im Nachthemd”, hörte sie sich sagen.
Buliko warf ihr einen bösen Blick zu.
Lara lächelte. „Richtig, aber ich bin immer noch Lara, Felicia.”
War Felicia gerade noch erstaunt gewesen, so fiel sie jetzt aus allen Wolken. „Du kennst meinen Namen?”
Die blauen Augen der Uralten leuchteten gütig. „Natürlich. Alles, was Buliko auf der Erde erlebt hat, habe ich beobachtet. Du warst sehr tapfer, Buliko. Dir, Teng, will ich danken. Ohne dich hätte Buliko es nicht so schnell geschafft.”
„ Eine Leichtigkeit für mich”, antwortete Teng und machte einen kleinen Diener.
Felicia wandte sich ruckartig um. „Der kann ja sprechen!”, rief sie auf Teng zeigend.
„ Natürlich, Felicia. Die Sprachbarrieren der Erde zwischen Mensch und Tier gelten hier nicht”, erklärte Lara geduldig
„ Endlich kann ich ihr auch ein paar Dinge an den Kopf werfen”, zischte Teng triumphierend.
„ Da wirst du verlieren, Ratte”, fauchte Felicia.
Buliko seufzte genervt. Doch bevor er etwas sagen konnte, hatte Lara schon wieder das Wort ergriffen: „Ich bin erfreut, kleine Felicia, dass du Buliko so bereitwillig gefolgt bist. So werden wir meiner und deiner Welt einen großen Dienst erweisen.”
Felicia zeigte sich wenig beeindruckt. Sie lehnte sich gefährlich weit über die Balustrade. „Cooler Platz”, sagte sie anerkennend.
„ Ja, mein Kind”, nickte Lara. „Was ich dir ...”
„ Ist das hier dein Aussichtsturm? Woher kommen all diese Regenbögen?”
Teng richtete sich auf und verschränkte die Arme. „Weiber”, zischte er in Bulikos Ohr. „Können einen nie ausreden lassen.”
„ Dies hier ist nur ein Balkon unter vielen, kleine Felicia ...”
Felicia hob einen Zeigefinger. „Nenn mich nicht ‚Kleine’, Alte! Ich bin elf Jahre alt! Über die Zeit, ‚Kleine’ genannt zu werden, bin ich schon lange hinaus. Oder glaubst du, etwas ‚Kleines’ könnte dein Regenbogenreich aus dem Schlamm ziehen?”
Lara zog die Augenbrauen hoch und wechselte einen Blick mit Buliko. Der Schnuffel hob hilflos die Hände.
Eine Grimasse ziehend legte Lara ihren Arm um Felicia und nahm sie zur Seite. „Ich glaube, wir müssen uns ein wenig unterhalten.”
Lara hielt Felicia keine Standpauke, so wie es Buliko erwartet hatte. Es wurde vielmehr ein Gespräch über die Grundstruktur des Regenbogenreichs. Ebenso wie Felicia hörte Teng gespannt
Weitere Kostenlose Bücher