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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Weg, sagt er, also fährt er, während ich schwitze. Meine Hände sind feucht, und meine Kehle ist trocken. Wenn Bruiser mich bei dieser Anhörung hängenläßt, werde ich es ihm nie verzeihen. Im Gegenteil: Ich werde ihn auf ewig hassen.
    »Immer mit der Ruhe«, sagt Deck, der tief übers Lenkrad gebeugt im Zickzack zwischen den Fahrspuren hin-und herfährt und massenhaft rote Ampeln überfährt. Sogar Deck kann mir meine Angst ansehen. »Ich bin sicher, daß Bruiser dasein wird.« Sein Ton klingt alles andere als überzeugt. »Und wenn nicht, dann werden Sie’s schon machen. Es ist schließlich nur eine Anhörung, ich meine, es sitzt ja keine Jury im Saal, nicht?«
    »Halten Sie den Mund und konzentrieren Sie sich aufs Fahren. Und versuchen Sie, uns nicht umzubringen.«
    »Ein bißchen nervös, wie?«
    Wir sind in der Innenstadt, in dichtem Verkehr, und ich schaue mit Grausen auf die Uhr. Es ist genau neun. Deck drängt zwei Fußgänger von der Straße, dann fährt er über einen winzigen Parkplatz. »Sehen Sie die Tür da drüben?« sagt er und deutet auf eine Ecke des Shelby County Courthouse, eines gewaltigen Baus, der einen ganzen Block einnimmt.
    »Ja.«
    »Gehen Sie dort rein, eine Treppe hoch, der Gerichtssaal ist die dritte Tür rechts.«
    »Und Sie glauben, daß Bruiser da ist?« frage ich mit ziemlich zittriger Stimme.
    »Klar«, sagt er. Er lügt. Er steigt auf die Bremse, fährt an den Bordstein, und ich springe aus dem Wagen. »Ich komme nach, sobald ich geparkt habe«, ruft er. Ich renne ein paar Betonstufen hoch, durch die Tür, die Treppe zum ersten Stock hinauf, und dann befinde ich mich plötzlich in den Hallen der Gerechtigkeit.
    Das Shelby County Courthouse ist alt, beeindruckend und wunderbar restauriert. Fußböden und Wände sind aus Marmor, die Doppeltüren aus poliertem Mahagoni. Der Flur ist breit, dunkel, still und gesäumt mit Holzbänken unter den Porträts hervorragender Juristen.
    Ich verlangsame mein Tempo zu einem Joggen, dann bleibe ich vor dem Saal des Ehrenwerten Harvey Hale stehen. Bezirksgericht Abteilung Acht, steht auf einer Messingtafel neben der Tür.
    Keine Spur von Bruiser außerhalb des Gerichtssaals, und als ich langsam die Tür aufstoße und hineinschaue, ist das erste, was ich nicht sehe, sein massiger Körper. Er ist nicht da.
    Aber der Gerichtssaal ist nicht leer. Ich blicke den mit einem roten Teppich ausgelegten Gang hinunter, über die Reihen der polierten und mit Kissen belegten Bänke hinweg, durch die niedrige Schwingpforte und sehe, daß eine ganze Menge Leute auf mich warten. Hoch oben, auf einem großen, burgunderroten Ledersessel sitzt ein unsympathischer Mann in schwarzer Robe, von dem ich vermute, daß es Richter Hale sein muß, und blickt finster in meine Richtung. Eine Uhr an der Wand hinter ihm zeigt die Zeit mit zwölf Minuten nach neun an. Eine Hand stützt sein Kinn, während die Finger der anderen ungeduldig trommeln.
    Links von mir, hinter der Schranke, die die Zuschauerbänke vom Richtertisch, der Geschworenenbank und den Tischen der Anwälte trennt, sehe ich eine Gruppe von Männern, die allesamt die Hälse nach mir recken. Erstaunlicherweise sehen sie alle gleich aus – kurzes Haar, dunkle Anzüge, weiße Hemden, gestreifte Krawatten, ernste Gesichter, verächtliches Grinsen.
    Im Raum herrscht Stille. Ich komme mir vor wie ein Eindringling. Sogar die Protokollführerin und der Gerichtsdiener scheinen gegen mich zu sein.
    Mit schweren Füßen und weichen Knien gehe ich auf die Pforte in der Schranke zu. Mein Selbstbewußtsein ist gleich Null. Meine Kehle wie ausgedörrt. Die Worte klingen trocken und schwach. »Bitte entschuldigen Sie, Sir, aber ich bin wegen der Black-Anhörung hier.«
    Der Richter verzieht keine Miene. Seine Finger trommeln weiter. »Und wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Rudy Baylor. Ich arbeite für Lyman Stone.«
    »Wo ist Mr. Stone?« fragt er.
    »Das weiß ich nicht. Wir wollten uns hier treffen.« Links von mir kommt Bewegung in die Gruppe von Anwälten, aber ich schaue nicht hin. Richter Hale hört mit dem Trommeln auf, hebt sein Kinn von der Hand und schüttelt frustriert den Kopf. »Weshalb bin ich nicht überrascht?« sagt er in sein Mikrofon.
    Da Deck und ich uns aus dem Staub machen wollen, bin ich entschlossen, den Fall Black mitzunehmen. Er gehört mir! Niemand sonst wird ihn bekommen. Richter Hale kann in diesem Moment nicht wissen, daß ich der Anwalt bin, der in diesem Fall die Anklage vertreten wird, nicht

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