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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sie im Unrecht. Vor mir steht das Bild seines hageren Gesichts und seines abgezehrten Körpers. Es macht mich wütend.
    Die Anwälte von Great Benefit werden eine Tonne Geld dafür bekommen, daß sie die Sache komplizieren, die Fakten verschleiern und versuchen, den Richter und später die Geschworenen mit falschen Fährten in die Irre zu führen. Das ist ihr Job. Deshalb hat Drummond einunddreißig Minuten geredet und nichts gesagt.
    Meine Version der Tatsachen und der Rechtslage wird kürzer werden. Meine Schriftsätze und Erwiderungen werden auch weiterhin klar und sachlich sein. Bestimmt wird irgend jemand das irgendwann zu würdigen wissen.
    Ich beginne mit ein paar grundlegenden Bemerkungen über Anträge auf Klageabweisung im allgemeinen, und Richter Hale starrt ungläubig auf mich herab, als wäre ich der größte Schwachkopf, dem er je zugehört hat. Sein Gesicht verzieht sich voller Skepsis, aber wenigstens hält er den Mund. Ich versuche, ihm nicht in die Augen zu sehen.
    In Fällen, bei denen sich die Parteien klar widersprechen, wird nur höchst selten einem Antrag auf Klageabweisung stattgegeben. Ich mag nervös und unbeholfen sein, aber ich bin zuversichtlich, daß wir siegen werden.
    Ich arbeite mich durch meine Notizen, ohne etwas Neues zu sagen. Seine Ehren ist von mir bald ebenso gelangweilt, wie er es bei Drummond war, und kehrt deshalb zu seiner Lektüre zurück. Sobald ich fertig bin, bittet Drummond noch einmal um fünf Minuten, damit er widerlegen kann, was ich gesagt habe, und sein Freund deutet auf das Podium.
    Drummond wendet weitere elf kostbare und wertvolle Minuten daran, aufzuklären, was immer ihm im Kopf herumgehen mag, tut dies aber auf so unverständliche Weise, daß wir alle hinterher so schlau sind wie zuvor, dann setzt er sich wieder hin.
    »Ich möchte die Anwälte in meinem Zimmer sprechen«, sagt Hale im Aufstehen und verschwindet rasch hinter seinem Richterstuhl. Weil ich nicht weiß, wo sich sein Zimmer befindet, stehe ich auf und warte, daß Drummond vorausgeht und mir den Weg zeigt. Er ist sehr höflich, als wir uns dem Podium nähern, legt mir sogar den Arm um die Schultern und sagt mir, was ich da für hervorragende Arbeit geleistet hätte.
    Die Robe ist bereits abgelegt, als wir das Büro des Richters betreten. Er steht hinter seinem Schreibtisch und deutet auf zwei Sessel. »Bitte, kommen Sie herein. Nehmen Sie Platz.« Die Ausstattung läßt den Raum dunkel wirken: schwere, zugezogene Vorhänge, ein burgunderroter Teppich, Regale mit dickleibigen Büchern vom Boden bis zur Decke.
    Wir setzen uns. Er denkt nach. Dann: »Diese Klage gefällt mir nicht, Mr. Baylor. Ich würde nicht gerade das Wort frivol gebrauchen, aber ich sehe offen gestanden wenig Sinn darin. Ich habe für diese Art von Klagen nicht viel übrig.«
    Er hält inne und sieht mich an, als erwartete er, daß ich darauf reagiere. Aber ich weiß nicht, was ich sagen soll.
    »Ich neige dazu, dem Antrag auf Klageabweisung stattzugeben«, sagt er, dann öffnet er eine Schublade und holt langsam mehrere Röhrchen mit Tabletten heraus. Er reiht sie sorgfältig auf seinem Schreibtisch auf. Dann hält er inne und sieht mich an. »Sie könnten die Klage vor einem Bundesgericht neu einreichen. Gehen Sie damit woandershin. Ich will nur nicht, daß ich sie am Hals habe.« Er zählt Tabletten ab, mindestens ein Dutzend aus vier Plastikröhrchen.
    »Bitte entschuldigen Sie mich, ich muß auf die Toilette«, sagt er dann und begibt sich zu einer kleinen Tür an der anderen Seite des Raumes. Sie fällt mit einem lauten Klappen hinter ihm ins Schloß.
    Ich sitze schweigend und benommen da, starre auf die Tablettenröhrchen und hoffe, daß er da drinnen an den Dingern erstickt. Drummond hat bisher nichts gesagt, aber jetzt erhebt er sich wie auf ein Stichwort hin und pflanzt sein Hinterteil auf die Schreibtischkante. Er schaut auf mich herab, ganz Freundlichkeit und Lächeln.
    »Also, Rudy, ich bin ein sehr teurer Anwalt in einer sehr teuren Kanzlei«, sagt er mit langsamer, vertraulicher Stimme, als gäbe er hier überaus geheime Informationen preis. »Wenn wir einen Fall wie diesen übernehmen, dann stellen wir ein paar Berechnungen über die voraussichtlichen Kosten der Verteidigung an. Wir informieren unseren Mandanten über diese Schätzung, und zwar, noch bevor wir einen Finger rühren. Ich habe schon eine Menge Fälle bearbeitet und treffe mit meinen Schätzungen gewöhnlich ziemlich genau ins Schwarze.« Er

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