Der Regenmacher
konsultieren, bestellen wir Tee und Gumbo. Den Kindern geht es gut. Charlene ist wunderbar.
Er ist bester Stimmung, weil sein Abschluß möglicherweise doch noch anerkannt wird. Er war wirklich nahe dran. Seine Gesamtnote lag nur einen Punkt unter dem erforderlichen Minimum. Er hat Einspruch eingelegt, und der Prüfungsausschuß wird seine Arbeit noch einmal überprüfen.
Marvin Shankle hat die Nachricht von seinem Scheitern denkbar schlecht aufgenommen. Er solle zusehen, daß er beim nächstenmal besteht, sonst müsse die Kanzlei sich nach jemand anderem umsehen. Booker steht sichtlich unter Streß, als er auf Shankle zu sprechen kommt.
»Wie geht’s Tyrone Kipler?« frage ich.
Booker glaubt, daß er die Ernennung in der Tasche hat. Kipler hat heute morgen mit dem Gouverneur gesprochen, kommt alles auf die Reihe. Es könnte höchstens noch am Geld scheitern. Als Partner in der Kanzlei Shankle verdient er zwischen hundertfünfundzwanzig und hundertfünfzigtausend im Jahr. Das Gehalt eines Richters beträgt nur neunzigtausend. Kipler hat Frau und Kinder, aber Shankle möchte ihn am Richtertisch haben.
Booker erinnert sich an den Black-Fall. Er erinnert sich sogar an Dot und Buddy, die er bei unserem ersten Besuch im Cypress Gardens Senior Citizens Building kennengelernt hat. Ich informiere ihn über den Stand der Dinge, und er lacht laut auf, als ich ihm erzähle, daß der Fall bei der Abteilung Acht des Bezirksgerichts liegt und nur darauf wartet, daß ein Richter sich seiner annimmt. Ich liefere Booker einen Bericht über die Vorfälle im Zimmer des verstorbenen Richters Hale vor nur drei Tagen und wie mich die einstigen Zimmergenossen Drummond und Hale als Spielball benutzt haben. Booker hört interessiert zu, als ich ihm von Donny Ray und seinem Zwillingsbruder und der Transplantation erzähle, die wegen Great Beneft nicht vorgenommen werden konnte.
Er hört mit einem Lächeln zu. »Kein Problem«, sagt er mehr als einmal. »Wenn Tyrone die Ernennung bekommt, wird er über den Fall Black bestens informiert sein.«
»Du kannst also mit ihm reden?«
»Mit ihm reden? Ich werde ihm eine regelrechte Predigt halten. Er kann Trent & Brent nicht ausstehen, und er haßt Versicherungsgesellschaften, vertritt ständig Klagen gegen sie. Was glaubst du, wo sie sich ihre Opfer suchen? Unter Weißen der Mittelschicht?«
»Unter allen möglichen Leuten.«
»Ganz genau. Es wird mir ein Vergnügen sein, mit Tyrone zu reden. Und er wird mir zuhören.«
Der Gumbo kommt, und wir geben Tabasco dazu, Booker mehr als ich. Ich erzähle ihm von meinem neuen Büro, aber nicht von meinem neuen Partner. Er stellt eine Menge Fragen über meine bisherige Kanzlei. Die ganze Stadt redet über Bruiser und Prince.
Ich erzähle ihm alles, was ich weiß, wobei ich die eine oder andere Kleinigkeit vielleicht ein ganz klein wenig beschönige.
26
Für ein Zeitalter wie dieses, in dem die Gerichtssäle verstopft und die Richter überlastet sind, hat der verschiedene Harvey Hale eine Liste von anhängigen Verfahren hinterlassen, die bemerkenswert gut organisiert ist und frei von hingeschleppten Fällen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens war er faul und spielte lieber Golf. Zweitens hat er sofort jede Klage abgewiesen, die den seiner Ansicht nach so schützenswerten Versicherungen und anderen großen Unternehmen unangenehm werden konnte. Und deshalb wurde er auch von den meisten Anwälten, die eine Klage zu vertreten hatten, gemieden.
Es gibt Möglichkeiten, bestimmte Richter zu umgehen, kleine Tricks, die ein erfahrener Anwalt anwenden kann, wenn er mit den die Klage entgegennehmenden Kanzlisten auf gutem Fuße steht. Ich werde nie begreifen, warum Bruiser, ein Anwalt mit zwanzigjähriger Berufserfahrung, der alle Tricks kannte, mich die Black-Klage hat einreichen lassen, ohne vorher die nötigen Schritte zu unternehmen, damit wir um Harvey Hale herumkommen. Darüber würde ich unter anderem gern mal mit ihm reden, falls er jemals wiederauftauchen sollte.
Aber Hale ist tot und das Leben wieder gerecht. Tyrone Kipler wird bald eine Verfahrensliste erben, die danach schreit, bearbeitet zu werden.
Als Reaktion auf die jahrelange Kritik von Anwälten und Laien gleichermaßen wurden vor nicht allzu langer Zeit die Verfahrensrichtlinien geändert, um zu einer schnelleren Rechtsprechung zu gelangen. Es wurden höhere Strafmaßnahmen für nicht stichhaltige Verfahren eingeführt. Das Hin-und Hergeplänkel im Vorverfahren wurde durch
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