Der Regenmacher
den beiden Feldern. Dies ist die A-Liga. Hier werden erbitterte Wettkämpfe im Slow-Pitch-Softball ausgetragen zwischen Teams mit richtig guten Spielern. Oder jedenfalls halten sie sich dafür.
Das Spiel wird zwischen PFX Freight, dem Team mit den gelben Trikots, und Army Surplus, dem Team in Grün mit dem Spitznamen Gunners auf dem Rücken ausgetragen, und es geht ums Ganze. Sie reden, greifen an wie die Wahnsinnigen, feuern sich gegenseitig an und verhöhnen gelegentlich die Spieler des anderen Teams. Sie jagen nach dem Ball, stürzen sich kopfüber auf die Base, streiten mit den Schiedsrichtern, werfen ihre Schläger hin, wenn sie ein Out produzieren.
Ich habe im College Slow-Pitch-Softball gespielt, konnte diesem Sport aber nie viel abgewinnen. Hier geht es offenbar nur darum, den Ball über den Zaun zu schlagen, alles andere spielt keine Rolle. Das passiert auch gelegentlich, und die Home Runs würden einen Babe Ruth erblassen lassen. Fast sämtliche Spieler sind Anfang Zwanzig, einigermaßen gut in Form, extrem arrogant und mit mehr Utensilien angetan als die Profis: Handschuhe an beiden Händen, breite Bandagen an den Handgelenken, über die Wangen geschmierte Wimperntusche, besondere Handschuhe für die Feldspieler.
Die meisten dieser Jungs warten immer noch darauf, entdeckt zu werden. Sie haben ihren Traum noch nicht aufgegeben.
Es sind auch ein paar ältere Spieler dabei, die schon einen Bauch angesetzt haben und nicht so schnell auf den Beinen sind. Es wirkt geradezu lächerlich, wie sie zur nächsten Base zu sprinten und Bälle aus der Luft zu holen versuchen. Man kann die Muskelzerrungen förmlich hören. Aber sie sind noch hitziger dabei als die jungen Spieler. Sie müssen etwas beweisen.
Donny Ray und ich reden wenig. Ich hole ihm Popcorn und eine Limonade vom Imbißstand. Er bedankt sich, auch dafür, daß ich ihn hierhergebracht habe.
Ich achte besonders auf den PFX-Mann an der dritten Base, einen muskulösen, sehr leichtfüßigen und geschickten Spieler. ET ist ständig in Bewegung und intensiv bei der Sache und wirft dem anderen Team unablässig irgendwelche dummen Bemerkungen an den Kopf. Als das Inning vorüber ist, beobachte ich, wie er auf den Zaun neben seinem Unterstand zugeht und etwas zu seinem Mädchen sagt. Kelly lächelt. Ich kann von hier aus ihre Grübchen und ihre Zähne sehen, und Cliff lacht. Er küßt sie füchtig auf die Lippen, dann stolziert er davon, um zu seinem Team zurückzukehren, das jetzt mit Schlagen an der Reihe ist.
Wie die Turteltäubchen. Er liebt sie wahnsinnig und seine Kumpel sollen sehen, wie er sie küßt. Die beiden können gar nicht genug voneinander bekommen.
Sie lehnt am Zaun, die Krücken neben sich und am Fuß einen kleineren Gehgips. Sie steht abseits, fern von den Tribünen und den anderen Fans. Sie kann mich hier, auf der anderen Seite des Feldes, nicht sehen, aber für alle Fälle habe ich eine Mütze aufgesetzt.
Ich frage mich, was sie tun würde, wenn sie mich erkennen sollte. Nichts vermutlich. Sie würde mich ignorieren.
Ich sollte froh sein, daß sie einen so glücklichen und gesunden Eindruck macht und mit ihrem Mann auszukommen scheint. Das Schlagen hat offensichtlich aufgehört, und dafür bin ich dankbar. Die Vorstellung, wie er mit einem Schläger auf sie eindrischt, macht mich krank. Aber es hat schon was Ironisches, daß ich Kelly nur bekommen kann, wenn er sie wieder mißhandelt.
Ich hasse mich selbst, daß ich so etwas denke.
Cliff ist am Schlagmal. Er schickt den dritten Schlag weit nach links über die Lichter hinweg außer Sichtweite. Es ist wirklich ein Mordsschlag. Er macht sich in aller Ruhe auf den Weg um die Bases und ruft Kelly etwas zu, als er bei der dritten stehenbleibt. Er ist ein begabter Sportler, viel besser als alle seine Mitspieler. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie schrecklich es wäre, von diesem Mann mit seinem Softballschläger angegriffen zu werden.
Vielleicht hat er mit dem Trinken aufgehört, und vielleicht wird er in nüchternem Zustand nicht mehr auf seine Frau einschlagen. Vielleicht ist es an der Zeit, daß ich von der Bildfläche verschwinde.
Nach einer Stunde will Donny Ray ins Bett. Auf der Rückfahrt unterhalten wir uns über seine Aussage. Ich habe heute einen Antrag eingereicht und darum gebeten, seine Aussage, eine, die vor Gericht Gültigkeit hat, so bald wie möglich aufnehmen zu dürfen. Mein Mandant wird bald zu schwach sein, um eine zweistündige Frage-und-Antwort-Sitzung mit
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