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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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wichtig, diese Saat frühzeitig auszubringen. Ich will, daß sie wissen, daß wir aufs große Geld aus sind und daß Great Benefit es verdient hat, bestraft zu werden.
    Das Eröffnungsplädoyer läuft glatt. Ich stottere und zittere nicht und provoziere auch keine Einsprüche von Drummond. Ich wette, Drummond wird fast während des gesamten Prozesses seinen Hintern nicht vom Stuhl erheben. Er will nicht von Kipler in Verlegenheit gebracht werden, nicht vor dieser Jury.
    Ich lasse mich neben Dot nieder. Wir sind ganz allein an unserem langen Tisch.
    Drummond begibt sich selbstsicher vor die Geschworenen mit einer Kopie der Police in der Hand. Es gelingt ihm ein dramatischer Start. »Dies ist die Police, die Mr. und Mrs. Black gekauft haben«, sagt er und hält sie hoch, damit jedermann sie sehen kann. »Und in dieser Police steht nirgends, daß Great Benefit für Transplantationen zahlen muß.« Eine lange Pause, damit das einsinken kann. Die Geschworenen mögen ihn nicht, aber er hat ihre Aufmerksamkeit erregt. »Diese Police kostet achtzehn Dollar pro Woche und deckt keine Knochenmarkstransplantationen ab, und trotzdem erwarteten die Kläger von meinem Mandanten, daß er zweihunderttausend Dollar zahlt für, Sie haben es erraten, eine Knochenmarkstransplantation. Mein Mandant hat sich geweigert, dies zu tun, nicht aus Böswilligkeit gegenüber Donny Ray Black. Für meinen Mandanten war es keine Sache auf Leben oder Tod, es ging lediglich darum, was diese Police abdeckt.« Er schwenkt die Police dramatisch und ziemlich effektvoll. »Sie wollen nicht nur die zweihunderttausend Dollar, auf die sie keinen Anspruch haben, sie wollen außerdem, daß mein Mandant zu einer zusätzlichen Zahlung von zehn Millionen Dollar verurteilt wird. Sie nennen das eine Geldstrafe. Ich nenne es absurd. Ich nenne es Habgier.«
    Das macht Eindruck, aber es ist riskant. In der Police werden ausdrücklich sämtliche Organtransplantationen ausgeschlossen, aber Knochenmarkstransplantationen werden nicht erwähnt. Ihre Verfasser haben geschlafen und sie ausgelassen. In der neuen Police, die Max Leuberg mir gegeben hat, sind Knochenmarkstransplantationen explizit ausgeschlossen.
    Die Strategie der Verteidigung wird deutlich. Anstatt leise zu treten, indem er zugibt, daß von irgendeiner inkompetenten Person tief im Innern in einer riesigen Gesellschaft ein Fehler gemacht worden ist, macht Drummond keinerlei Eingeständnisse. Er wird behaupten, daß Knochenmarkstransplantationen überaus unverläßlich sind, schlechte Medizin und keinesfalls eine akzeptierte und routinemäßige Behandlung bei akuter Leukämie.
    Er hört sich an wie ein Arzt, der sich über die äußerst geringen Chancen ausläßt, einen geeigneten Spender zu finden, in manchen Fällen eins zu einer Million, und die ebenso geringen Chancen für eine erfolgreiche Transplantation. Er wiederholt sich ständig, indem er sagt: »Sie wird von der Police einfach nicht abgedeckt.«
    Er beschließt, mich herauszufordern. Als er zum zweitenmal das Wort »Habgier« erwähnt, springe ich auf und erhebe Einspruch. Direkte Attacken haben im Eröffnungsplädoyer nichts zu suchen. Die kommen erst zum Schluß. Er darf den Geschworenen nur sagen, was seiner Meinung nach die Zeugenaussagen beweisen werden.
    Der wunderbare Kipler sagt rasch: »Stattgegeben.«
    Drummond blutet als erster.
    »Tut mir leid, Euer Ehren«, sagt er aufrichtig. Er redet über seine Zeugen, wer sie sind und was sie aussagen werden. Er verliert Dampf und hätte nach zehn Minuten aufhören sollen. Nach fünfzehn Minuten ruft Kipler ihn zur Ordnung. Drummond muß Schluß machen und dankt den Geschworenen.
    »Rufen Sie Ihren ersten Zeugen, Mr. Baylor«, sagt Kipler. Mir bleibt gar keine Zeit, Angst zu haben.
    Dot Black begibt sich nervös zum Zeugenstand, wird vereidigt, setzt sich und schaut die Geschworenen an. Sie trägt ein einfaches Baumwollkleid, ein sehr altes, aber sie sieht ordentlich aus.
    Wir haben ein Skript, Dot und ich. Ich habe es ihr vor einer Woche gegeben, und wir sind es zehnmal miteinander durchgegangen. Ich stelle die Fragen, sie beantwortet sie. Sie hat eine Mordsangst, völlig zu Recht, und ihre Antworten hören sich hölzern und eingeübt an. Ich habe ihr gesagt, daß sie ruhig nervös sein darf. Die Geschworenen sind auch nur Menschen. Name, Ehemann, Familie, Arbeitsverhältnisse, Police, das Leben mit Donny Ray vor der Krankheit, während der Krankheit, seit seinem Tod. Sie wischt sich ein paarmal die

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