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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Für einen Urteilsspruch sind nur neun der zwölf Geschworenen erforderlich.
    Um vier Uhr nachmittags weist Kipler ihnen ihre Plätze an und vereidigt sie. Er weist sie darauf hin, daß der Prozeß in einer Woche beginnt und daß sie mit niemandem über den Fall sprechen dürfen. Dann tut er etwas, das mir zuerst einen Mordsschrecken einjagt, das ich bei weiterem Nachdenken jedoch für eine großartige Idee halte. Er fragt beide Anwälte, mich und Drummond, ob wir ein paar Bemerkungen an die Geschworenen richten würden, außerhalb des Protokolls und ganz informell. Einfach ein bißchen was über unseren Fall erzählen. Nichts Ausgeklügeltes.
    Ich natürlich habe nicht damit gerechnet, vor allem deshalb, weil es so etwas noch nie gegeben hat. Trotzdem schüttele ich meine Nervosität ab und trete vor die Geschworenen. Ich erzähle ihnen einiges über Donny Ray, über die Police und darüber, weshalb wir glauben, daß Great Benefit ein Unrecht begangen hat. Nach fünf Minuten bin ich fertig.
    Drummond tritt vor die Geschworenen, und selbst ein Blinder könnte das Mißtrauen spüren, daß er in ihnen gesät hat. Er entschuldigt sich für den Zwischenfall, gibt aber unklugerweise Porter den größten Teil der Schuld. Was für ein selbstgefälliger Mensch. Er liefert seine Version der Fakten, sagt, Donny Rays Tod täte ihm sehr leid, aber zu behaupten, sein Mandant wäre daran schuld, wäre einfach lächerlich.
    Ich beobachte sein Team und die Leute von Great Benefit, und sie sehen alles andere als erfreut aus. Die Fakten sprechen gegen sie. Sie haben eine Klägerjury. Der Richter ist ihnen feindlich gesinnt. Und ihr Star hat nicht nur jede Glaubwürdigkeit bei den Geschworenen verloren, sondern außerdem noch Prügel bezogen.
    Kipler entläßt uns, und die Geschworenen gehen nach Hause.

43
    Sechs Tage nach der Auswahl der Geschworenen und vier Tage vor Prozeßbeginn nimmt Deck im Büro den Anruf eines Anwalts in Cleveland entgegen, der mit mir sprechen möchte. Ich bin sofort argwöhnisch, weil ich keinen einzigen Anwalt in Cleveland kenne, und ich rede mit dem Mann gerade so lange, bis er seinen Namen genannt hat. Das dauert ungefähr zehn Sekunden, dann lege ich mitten in einem seiner Sätze auf und tue so, als wäre das Gespräch irgendwie unterbrochen worden. Das kommt in letzter Zeit dauernd vor, erkläre ich Deck so laut, daß es im Hörer deutlich zu verstehen ist. Dann nehmen wir die Hörer aller drei Bürotelefone ab, und ich laufe auf die Straße hinunter zu meinem Volvo. Butch hat mein Autotelefon überprüft, und es scheint frei von Wanzen zu sein. Ich lasse mir von der Auskunft die Nummer des Anwalts in Cleveland geben, dann rufe ich ihn an.
    Der Anruf erweist sich als überaus wichtig.
    Er heißt Peter Corsa. Seine Spezialität ist Arbeitsrecht und jede Art der Diskriminierung von Angestellten, und er vertritt eine junge Frau namens Jackie Lemancyzk. Sie hat den Weg in seine Kanzlei gefunden, nachdem sie von Great Benefit aus völlig unerfindlichen Gründen entlassen worden war, und jetzt haben sie gemeinsam vor, wegen einer Vielzahl von Mißständen Schadenersatz zu verlangen. Im Gegensatz zu dem, was mir erzählt wurde, hat Ms. Lemancyzk Cleveland nicht verlassen. Sie ist in eine andere Wohnung mit einem nicht eingetragenen Telefon umgezogen.
    Ich informiere Corsa, daß wir ein Dutzend Anrufe in Cleveland und Umgebung gemacht, aber keine Spur von Jackie Lemancyzk gefunden haben. Und daß einer der großen Bosse, Richard Pellrod, behauptet hat, sie wäre in ihren Heimatort zurückgekehrt.
    Stimmt nicht, sagt Corsa. Sie hat sich zwar versteckt, Cleveland aber nie verlassen.
    Was nun kommt, ist eine wunderbar saftige Geschichte, und Corsa läßt kein Detail aus.
    Seine Mandantin hatte sexuelle Beziehungen zu mehreren ihrer Bosse bei Great Benefit. Er versichert mir, daß sie sehr gut aussieht. Ihre Beförderung und ihr Gehalt hingen davon ab, ob sie sich bereit erklärte, mit bestimmten Leuten ins Bett zu gehen. Eine Zeitlang war sie leitende Schadenssachbearbeiterin, die einzige Frau, die diese Position je erlangt hatte, verlor diesen Posten aber wieder, als sie eine Affäre mit Everett Lufkin, dem Vizepräsidenten der Schadensabteilung, beendete, der offenbar ein widerlicher Typ ist mit einer Vorliebe für abartige Sexpraktiken.
    Ich pflichte ihm bei, daß der Mann ein widerlicher Typ ist. Ich habe ihn vier Stunden lang vernommen, und ich werde ihn mir nächste Woche im Zeugenstand vorknöpfen.
    Sie

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