Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Jury die Beweise bereits gehört. Zweitens wurden sie ihr auf eine sehr dramatische und wirkungsvolle Weise präsentiert, als wir Lufkin dabei ertappten, wie er das Blaue vom Himmel herunterlog. Drittens ist Reisky sehr wortgewandt und wird sich nur schwer festnageln lassen. Viertens hatte er genügend Zeit, sich auf die Attacke vorzubereiten, und wird seine Position besser behaupten können. Fünftens würde er die Chance nutzen, um die Geschworenen noch weiter zu verwirren. Und, was das wichtigste ist, es würde Zeit kosten. Ich könnte ohne weiteres den ganzen Tag damit verbringen, Reisky zu den Handbüchern und dem statistischen Material zu befragen. Damit würde ich einen Tag verlieren und keinen Schritt weiterkommen.
    »Wer zahlt Ihnen Ihr Gehalt, Mr. Reisky?«
    »Mein Arbeitgeber. Der Nationale Versicherungsverband.«
    »Wer hat diesen Verband gegründet?«
    »Die Versicherungsbranche.«
    »Trägt Great Benefit zu seiner Finanzierung bei?«
    »Ja.«
    »Und wie hoch ist dieser Beitrag?«
    Er schaut zu Drummond, der bereits auf den Beinen ist. »Einspruch, Euer Ehren, das ist irrelevant.«
    »Abgelehnt. Ich halte das für durchaus relevant.«
    »Wieviel, Mr. Reisky?« wiederhole ich hilfreich.
    Er möchte es offensichtlich nicht sagen und wirkt verlegen. »Zehntausend Dollar im Jahr.«
    »Also zahlen sie Ihnen mehr, als sie für Donny Ray Black gezahlt haben.«
    »Einspruch!«
    »Stattgegeben.«
    »Tut mir leid, Euer Ehren. Ich nehme die Bemerkung zurück.«
    »Ordnen Sie an, daß sie aus dem Protokoll gestrichen wird, Euer Ehren«, schnaubt Drummond wütend.
    »Angeordnet.«
    Wir schöpfen Atem, während sich die Aufregung wieder legt. »Tut mir leid, Mr. Reisky«, sage ich demütig mit betont reuiger Miene.
    »Kommt all Ihr Geld von Versicherungsgesellschaften?«
    »Wir haben keine anderen Geldgeber.«
    »Wie viele Versicherungsgesellschaften tragen zur Finanzierung Ihres Verbandes bei?«
    »Zweihundertzwanzig.«
    »Und wie hoch war die Gesamtsumme dieser Beiträge im vorigen Jahr?«
    »Sechs Millionen Dollar.«
    »Und Sie benutzen dieses Geld, um die Interessen der Branche zu vertreten?«
    »Ja, das gehört zu unseren Aufgaben.«
    »Werden Sie für Ihr Erscheinen bei diesem Prozeß extra bezahlt?«
    »Nein.«
    »Weshalb sind Sie hier?«
    »Weil sich Great Benefit mit mir in Verbindung gesetzt hat. Ich wurde gebeten, herzukommen und auszusagen.«
    Sehr langsam drehe ich mich um und zeige auf Dot Black. »Und, Mr. Reisky, können Sie Mrs. Black ansehen, ihr in die Augen schauen und ihr sagen, daß der Anspruch ihres Sohnes von Great Benefit fair und angemessen gehandhabt wurde?«
    Er braucht ein oder zwei Sekunden, bis es ihm gelingt, den Blick auf Mrs. Black zu richten, aber er hat keine andere Wahl. Er nickt, dann sagt er entschlossen: »Ja, das wurde er.«
    Das hatte ich natürlich vorausgesehen. Ich wollte die Vernehmung von Mr. Reisky auf dramatische Weise beenden. Aber damit, daß es lustig werden würde, hatte ich weiß Gott nicht gerechnet. Mrs. Beverdee Hardaway, eine untersetzte, einundfünfzig Jahre alte Schwarze, die in der Mitte der vordersten Reihe der Geschworenenbank sitzt, lacht auf Reiskys absurde Antwort hin laut auf. Es ist ein plötzliches Auflachen, offensichtlich spontan, weil sie es so schnell wie möglich unterdrückt. Beide Hände fliegen zu ihrem Mund hoch. Sie knirscht mit den Zähnen und beißt die Kiefer zusammen und schaut sich hektisch um, um zu sehen, wieviel Schaden sie angerichtet hat. Aber ihr Körper zuckt leicht weiter.
    Zu Mrs. Hardaways Pech, für uns dagegen recht erfreulich, ist der Moment ansteckend. Mr. Ranson Pelk, der direkt hinter ihr sitzt, wird von irgend etwas angesteckt, ebenso Mrs. Ella Faye Salter, die neben Mrs. Hardaway sitzt. Binnen Sekunden nach der ursprünglichen Eruption hat sich das Lachen über die Bänke der Geschworenen ausgebreitet. Einige Geschworene sehen Mrs. Hardaway an, als wäre noch immer sie die Missetäterin. Andere richten den Blick auf Reisky und schütteln in belustigter Verblüffung den Kopf.
    Reisky geht vom Schlimmsten aus. Er nimmt an, er selbst wäre der Grund dafür, daß sie lachen. Sein Kopf sackt herunter, und er betrachtet den Fußboden. Drummond entscheidet sich dafür, es einfach zu ignorieren, aber es muß fürchterlich weh tun. Bei seinen jungen Strahlemännern ist kein Gesicht zu sehen. Sie haben alle ihre Nase in Akten und Bücher gesteckt. Aldy und Underhall betrachten ihre Socken.
    Kipler würde am liebsten mitlachen.

Weitere Kostenlose Bücher