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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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mit Dr. Walter Kord und zweien seiner Partner. In der vordersten Reihe hinter dem Tisch der Verteidigung sitzt ganz für sich allein Dr. Milton Jiffy, Drummonds Quacksalber. Während sich die Anwälte auf die Nachmittagssitzung vorbereiten, rufe ich Drummond herbei und mache ihn mit Kords Partnern bekannt. Es ist ein peinlicher Moment. Drummond ist sichtlich betroffen von ihrer Anwesenheit im Saal. Die drei Ärzte nehmen ihre Plätze in der vordersten Reihe hinter mir ein. Die fünf Clowns von Trent & Brent können nicht anders, sie müssen sie anstarren.
    Die Geschworenen werden hereingeführt, und Drummond ruft Jack Underhall in den Zeugenstand. Er wird vereidigt, setzt sich und grinst die Geschworenen idiotisch an. Sie haben ihn jetzt seit drei Tagen ständig vor Augen gehabt, und ich kann nicht begreifen, wie Drummond auf die Idee kommt, daß man diesem Kerl glauben könnte.
    Seine Absicht wird rasch deutlich. Alles dreht sich um Jackie Lemancyzk. Sie hat über die zehntausend Dollar Bargeld gelogen. Sie hat über das Unterschreiben der Abmachung gelogen, weil es keine Abmachung gibt. Sie hat über das System der Zahlungsverweigerung gelogen. Sie hat über den Sex mit ihren Bossen gelogen. Sie hat sogar gelogen, als sie behauptete, die Firma hätte die Bezahlung ihrer Arztrechnungen verweigert. Underhalls Stimme klingt zuerst leicht mitfühlend, wird aber bald schrill und rachsüchtig. Es ist unmöglich, diese grauenhaften Dinge mit einem Lächeln vorzubringen, aber er scheint felsenfest entschlossen zu sein, kein gutes Haar an ihr zu lassen.
    Es ist ein kühnes und riskantes Manöver. Die Tatsache, daß dieser Gangster jemanden des Lügens beschuldigt, ist eine schamlose Ironie. Sie sind zu dem Schluß gekommen, daß dieser Prozeß weitaus wichtiger ist als alle späteren von Jackie Lemancyzk angestrengten Verfahren. Drummond ist offenbar willens, die totale Abneigung der Geschworenen in Kauf zu nehmen, wenn er dafür genügend Schmutz aufwirbeln kann, um das Wasser zu trüben. Und vermutlich denkt er, daß er kaum etwas zu verlieren hat bei dieser gemeinen Attacke auf eine junge Frau, die nicht anwesend ist und sich nicht wehren kann.
    Jackies Arbeit war miserabel, teilt Underhall uns mit. Sie trank und harte Probleme, mit ihren Kollegen und Kolleginnen auszukommen. Es mußte etwas unternommen werden. Sie gaben ihr die Chance, zu kündigen, damit sie keinen dunklen Fleck in ihren Papieren hätte. Das alles hatte nichts zu tun mit der Tatsache, daß sie vernommen werden sollte, nicht das allergeringste mit dem Black-Fall.
    Seine Aussage ist bemerkenswert kurz. Sie hoffen, ihn in den Zeugenstand und wieder heraus zu bekommen, ohne daß dadurch wesentlicher Schaden angerichtet wird. Es gibt nicht viel, was ich tun kann, aber ich hoffe, die Geschworenen verabscheuen ihn ebensosehr wie ich. Er ist Anwalt und nicht gerade jemand, mit dem ich mich anlegen möchte.
    »Mr. Underhall, gibt es in Ihrer Firma Personalakten?« frage ich sehr höflich.
    »Ja.«
    »Haben Sie eine Akte über Jackie Lemancyzk?«
    »Ja.«
    »Haben Sie sie bei sich?«
    »Nein, Sir.«
    »Wo befindet sie sich?«
    »Im Büro, nehme ich an.«
    »In Cleveland?«
    »Ja. Im Büro.«
    »Also können wir sie uns nicht ansehen?«
    »Ich habe sie nicht bei mir. Und ich wurde auch nicht aufgefordert sie mitzubringen.«
    »Enthält sie auch Leistungsbeurteilungen und dergleichen?«
    »Ja.«
    »Wenn eine Angestellte eine Abmahnung erhält, heruntergestuft oder versetzt wird, steht das dann in der Personalakte?«
    »Ja.«
    »Finden sich in Jackies Akte derartige Angaben?«
    »Ich nehme es an.«
    »Enthält ihre Akte eine Kopie ihrer Kündigung?«
    »Ja.«
    »Aber was den Inhalt der Akte angeht, müssen wir uns auf Ihr Wort verlassen, richtig?«
    »Ich wurde nicht aufgefordert, sie mitzubringen, Mr. Baylor.«
    Ich werfe einen Blick auf meine Notizen und räuspere mich. »Mr. Underhall, haben Sie eine Kopie der Abmachung, die Jackie unterschrieben hat, als Sie ihr das Geld gaben und sie versprach, Stillschweigen zu bewahren?«
    »Ihr Gehör scheint nicht in Ordnung zu sein.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe gerade ausgesagt, daß es keine derartige Abmachung gibt.«
    »Sie meinen, sie existiert nicht?«
    Er schüttelt vehement den Kopf. »Sie hat nie existiert. Sie hat gelogen.«
    Ich tue überrascht, dann gehe ich langsam zu meinem Tisch, der mit Papieren übersät ist. Ich finde das, was ich wollte, überfliege es, von allen beobachtet, nachdenklich und kehre dann

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