Der Regenmacher
gleich, was wir bekommen, ich erhalte nur ein Drittel. Und das heißt: ein Drittel, nachdem Donny Rays sämtliche Arztrechnungen bezahlt sind. Sie haben nichts zu verlieren.«
Sie schlägt mit der linken Hand auf den Tisch. »Dann tun Sie es. Mir ist es gleich, wieviel Sie bekommen, aber tun Sie es. Tun Sie es gleich, okay? Morgen.«
In meiner Tasche steckt säuberlich zusammengefaltet ein Vertrag über juristische Dienste, den ich in einem Handbuch in der Bibliothek gefunden habe. Ich sollte ihn an diesem Punkt herausziehen und von ihr unterschreiben lassen, aber ich bringe es nicht fertig. Unter ethischen Gesichtspunkten darf ich keine Abmachungen zur Vertretung von Leuten treffen, bevor ich nicht als Anwalt zugelassen worden bin und eine entsprechende Lizenz habe. Ich glaube, Dot wird zu ihrem Wort stehen.
Ich schaue auf die Uhr, genau wie ein richtiger Anwalt. »Lassen Sie mich an die Arbeit gehen«, sage ich.
»Wollen Sie nicht vorher Donny Ray sehen?«
»Vielleicht beim nächsten Mal.«
»Ich kann es Ihnen nicht übelnehmen. Nur noch Haut und Knochen.«
»Ich komme in ein paar Tagen wieder, wenn ich länger bleiben kann. Es gibt eine Menge, worüber wir sprechen müssen, und ich muß auch ihm ein paar Fragen stellen.«
»Aber beeilen Sie sich, okay?«
Wir plaudern noch ein paar Minuten, reden über Cypress Gardens und all die Festivitäten dort. Sie und Buddy gehen einmal die Woche hin, sofern sie ihn bis Mittag nüchtern halten kann. Es ist das einzige Mal, daß sie das Haus gemeinsam verlassen.
Sie möchte reden, und ich möchte verschwinden. Sie folgt mir nach draußen, betrachtet meinen schmutzigen und verbeulten Toyota, macht ein paar abfällige Bemerkungen über importierte Waren, ganz besonders solche aus Japan, und bellt die Dobermänner an.
Als ich davonfahre, steht sie am Briefkasten, raucht und sieht zu, wie ich verschwinde.
Für jemand, der gerade einen Offenbarungseid geleistet hat, kann ich immer noch Geld zum Fenster hinauswerfen. Ich zahle acht Dollar für eine Topfgeranie und bringe sie Miss Birdie. Sie liebt Blumen, sagt sie, und sie ist natürlich einsam, und ich finde, es ist eine nette Geste. Ein kleines bißchen Sonnenschein im Leben einer alten Frau. Mein Timing ist gut. Ich finde sie auf allen Vieren im Blumenbeet neben dem Haus, dicht bei der Auffahrt, die zu einer separaten Garage im Hintergarten führt. Der Beton ist dicht an dicht gesäumt mit Blumen, Ziersträuchern, Kletterpflanzen und dekorativen Bäumchen. Auf dem Rasen hinter dem Haus stehen große Bäume, die so alt sind wie sie. Außerdem gibt es eine gepflasterte Terrasse mit Kästen voller bunter Blütenpflanzen.
Sie schließt mich tatsächlich in die Arme, als ich mein kleines Geschenk überreiche. Sie zieht ihre Gartenhandschuhe aus, läßt sie zwischen die Blumen fallen und führt mich hinters Haus. Sie hat genau den richtigen Platz für die Geranie. Sie wird sie gleich morgen einpflanzen. Ob ich Kafee möchte?
»Nur Wasser«, sage ich. Der Geschmack ihrer dünnen Instantbrühe liegt mir noch auf der Zunge. Sie nötigt mich auf einen schmiedeeisernen Stuhl auf der Terrasse, während sie sich Schmutz und Erde an der Schürze abwischt.
»Eiswasser?« fragt sie, offensichtlich hingerissen von der Aussicht, mir etwas zu Trinken anbieten zu können.
»Gern«, sage ich, und sie flattert durch die Tür in die Küche. Der Hintergarten hat bei all seinem Gewucher eine merkwürdige Symmetrie. Er zieht sich über mindestens fünfzig Meter hin, bevor er an einer dichten Hecke endet. Durch die Bäume hindurch kann ich dahinter ein Dach sehen. Dazwischen gibt es kleine Nischen mit organisiertem Wachstum, kleine Beete mit verschiedenen Blumen, auf deren Pflege sie oder sonstjemand offensichtlich viel Zeit verwendet. In der Nähe des Zauns steht ein Springbrunnen auf einer gemauerten Plattform, aber es zirkuliert kein Wasser. Zwischen zwei Bäumen spannt sich eine alte Segeltuchhängematte mit zerfaserten Tauen, die leicht im Wind schaukelt. Der Rasen ist unkrautfrei, muß aber gemäht werden.
Die Garage erregt meine Aufmerksamkeit. Sie hat zwei geschlossene Kipptore. An einer Seite befindet sich ein Abstellraum mit verhängten Fenstern. Darüber scheint eine kleine Wohnung zu liegen, mit einer Holztreppe, die sich um die Ecke windet und anscheinend an der Rückseite hinaufführt. Es gibt zwei große Fenster, bei einem davon ist die Scheibe zerbrochen. Efeu hat die Außenmauern überwuchert und scheint sich seinen Weg
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