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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sollten, und zwar sofort.«
    »Worauf warten Sie dann noch?«
    »Aber rechnen Sie nicht mit einer schnellen Entscheidung. Sie haben es mit einer großen Gesellschaft zu tun, die über einen Haufen Anwälte verfügt, die immer wieder querschießen und die Sache verzögern können. Dafür werden sie bezahlt.«
    »Wie lange wird es dauern?«
    »Monate, vielleicht Jahre. Kann sein, daß wir die Klage einreichen und dann ziemlich rasch zu einem Vergleich kommen. Kann aber auch sein, daß sie es zu einem Prozeß kommen lassen und durch alle Instanzen gehen. Das läßt sich unmöglich vorhersagen.«
    »In ein paar Monaten ist er tot.«
    »Darf ich Sie etwas fragen?«
    Sie pustet den Rauch aus und nickt dazu. Für sie offenbar ein durchaus harmonischer Vorgang.
    »Great Benefit hat Ihren Anspruch erstmals im August vorigen Jahres abgelehnt, kurz nachdem Donny Rays Krankheit festgestellt worden war. Weshalb haben Sie bis jetzt gewartet, bevor Sie mit einem Anwalt gesprochen haben?« Ich benutze das Wort »Anwalt« sehr freizügig.
    »Darauf bin ich nicht stolz, okay? Ich dachte, die Versicherung würde es sich anders überlegen und zahlen, Sie wissen schon, die Arztrechnungen und die Behandlung. Ich habe weiter an sie geschrieben, und sie hat weiter an mich geschrieben. Ich weiß es nicht. Pure Dämlichkeit, nehme ich an. Wir haben die Prämien über all die Jahre hinweg regelmäßig bezahlt, sind nie mit einer in Verzug geraten. Ich habe einfach gedacht, sie würden sich an die Police halten. Außerdem habe ich noch nie mit einem Anwalt zu tun gehabt. Keine Scheidung oder irgend so etwas. Ich hätte es weiß Gott tun sollen.« Sie dreht sich um und schaut durch das Fenster, starrt gedankenverloren auf den Fairlane und all die Sorgen darin. »Er trinkt morgens einen halben Liter Gin und nachmittags noch einen halben Liter. Mir ist es im Grunde egal. Es macht ihn glücklich, es hält ihn aus dem Haus, und es ist ja nicht so, als ob das Trinken ihn daran hindern würde, irgendwas Vernünftiges zu tun, Sie wissen schon, was ich meine.«
    Wir betrachten beide die auf dem Vordersitz zusammengesackte Gestalt. Die hohen Sträucher und ein Ahornbaum beschatten den Wagen. »Kaufen Sie ihm den Gin?«
    »O nein. Er bezahlt einen Jungen von nebenan dafür, daß er ihn kauft und sich damit zu ihm hinausschleicht. Er glaubt, ich wüßte es nicht.«
    Im Hintergrund des Hauses bewegt sich etwas. Es gibt keine Klimaanlage, die irgendwelche Geräusche dämpfen würde. Jemand hustet. Ich fange an zu reden. »Hören Sie, Dot, ich würde gern diesen Fall für Sie übernehmen. Ich weiß, ich bin nur ein Anfänger, ein junger Mann, der gerade erst mit dem Studium fertig ist, aber ich habe bereits viele Stunden damit verbracht, und ich kenne ihn in-und auswendig.«
    Auf ihrem Gesicht liegt ein leerer, fast hoffnungsloser Ausdruck. Ein Anwalt ist so gut wie der andere. Sie vertraut mir genausoviel, wie sie jedem x-beliebigen vertrauen würde, und das besagt nicht viel. Wie merkwürdig. Trotz all des Geldes, das Anwälte für gnadenlose Werbung ausgeben – blöde Spots im Fernsehen, reißerische Plakate und Billigangebote in den Zeitungen -, gibt es immer noch Leute wie Dot Black, die einen erfahrenen Prozeßanwalt nicht von einem Jurastudenten im dritten Jahr unterscheiden können.
    Ich baue auf ihre Naivität. »Ich muß mich vermutlich mit einem anderen Anwalt zusammentun, jemandem, der seinen Namen unter alles setzt, bis ich das Anwaltsexamen bestanden und meine Zulassung erhalten habe.«
    Es scheint nicht bei ihr anzukommen.
    »Wieviel wird es kosten?« fragt sie mit keiner geringen Portion Argwohn in der Stimme.
    Ich bedenke sie mit einem herzlichen Lächeln. »Keinen Pfennig. Ich übernehme den Fall gegen Erfolgshonorar. Ich bekomme ein Drittel von dem, was wir herausholen. Kein Erfolg, kein Honorar. Keine Anzahlung.« Bestimmt hat sie diese Masche irgendwo inseriert gesehen, aber sie scheint ahnungslos.
    »Wieviel?«
    »Wir verklagen sie auf Millionen«, sage ich dramatisch, und sie hängt am Haken. Ich glaube nicht, daß im Körper dieser gebrochenen Frau auch nur ein habgieriger Knochen steckt. Alle Träume von einem guten Leben, die sie vielleicht einmal gehabt hat, sind schon so lange vergangen, daß sie sich nicht mehr an sie erinnern kann. Aber ihr gefällt der Gedanke, es Great Benefit heimzuzahlen und sie leiden zu lassen.
    »Und Sie bekommen ein Drittel davon?«
    »Ich rechne nicht damit, daß wir Millionen herausholen, aber ganz

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