Der Regenmacher
massenhaft Sekretärinnen, Anwaltsgehilfen und andere Hilfskräfte, und manchmal empfand ich das Chaos als wirklich anregend. Ich war nur ein sehr kleines Teilchen der Mannschaft, und ich sehnte mich danach, eines Tages der Kapitän zu sein.
Ich kaufe ein Eis von einem Straßenhändler und setze mich auf eine Bank am Court Square. Die Tauben beobachten mich. Über mir ragt das First Federal Building auf, das höchste Gebäude in Memphis und der Sitz von Trent & Brent. Ich würde einen Mord begehen, um dort arbeiten zu können. Es ist leicht für mich und meine Kumpel, über Trent & Brent herzuziehen. Wir machen uns über sie lustig, weil wir für sie nicht gut genug sind. Wir hassen sie, weil sie uns nicht beachten und sich nicht einmal die Mühe machen, uns zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen.
Ich vermute, es gibt in jeder Stadt, in jeder Branche ein Trent & Brent. Ich habe es nicht geschafft und gehöre nicht dazu, also werde ich sie einfach mein Leben lang hassen.
Apropos Kanzleien, da kommt mir der Gedanke, daß ich, wenn ich schon in der Innenstadt bin, noch ein paar Stunden damit verbringen könnte, an die eine oder andere Tür zu klopfen. Ich habe eine Liste von Anwälten, die entweder allein arbeiten oder sich mit einem oder zwei anderen zusammengetan haben. Ungefähr der einzige ermutigende Faktor beim Abgrasen eines so grauenhaft überfüllten Feldes ist, daß es so viele Türen gibt, an die man klopfen kann. Es besteht noch Hoffnung, rede ich mir immer wieder ein, daß ich genau im richtigen Moment auf eine Kanzlei stoße, die vor mir noch niemand gefunden hat, oder auf einen überarbeiteten Anwalt, der dringend einen Anfänger braucht, der die Knochenarbeit für ihn erledigt. Oder eine Anwältin. Das ist mir gleich.
Ich gehe ein paar Blocks bis zum Sterick Building, dem ersten Hochhaus in Memphis und jetzt die Adresse von Hunderten von Anwälten. Ich plaudere mit ein paar Sekretärinnen und verteile meine Mappen. Ich bin verblüfft, wie viele Kanzleien sich launische und sogar unhöfliche Empfangsdamen leisten. Schon lange bevor wir auf das Thema Einstellung zu sprechen kommen, werde ich oft wie ein Bettler behandelt. Ein paar von ihnen haben mir meine Unterlagen einfach aus der Hand gerissen und in eine Schublade gestopft. Es juckt mir in den Fingern, mich als potentiellen Mandanten auszugeben, den trauernden Ehemann einer jungen Frau, die gerade von einem großen Lastwagen überfahren wurde, der hoch versichert war und an dessen Steuer ein betrunkener Fahrer saß. Es wäre sicher lustig zu beobachten, wie diese bissigen Weibsbilder plötzlich übers ganze Gesicht lächeln und aufspringen würden, um mir einen Kaffee zu holen.
Ich ziehe von Kanzlei zu Kanzlei, lächle, obwohl mir nach Knurren zumute ist, wiederhole dieselben Worte vor den immer gleichen Frauen. »Ja, mein Name ist Rudy Baylor, und ich bin Jurastudent im dritten Jahr an der Memphis State. Ich würde gern mit Mr. Soundso über einen Job sprechen.«
»Worüber?« fragen sie oft. Und ich lächle weiter, während ich meine Mappe hinreiche und abermals darum bitte, bei Mr. Großkopf vorgelassen zu werden. Mr. Großkopf ist immer zu beschäftigt, also speisen sie mich mit dem Versprechen ab, daß sich jemand mit mir in Verbindung setzen wird.
Der Stadtteil Granger liegt nördlich der Innenstadt von Memphis. An seinen schattigen Straßen mit den eng aneinandergedrängten Ziegelsteinhäuschen läßt sich untrüglich erkennen, daß es sich um einen dieser Vororte handelt, die gleich nach dem Zweiten Weltkrieg in aller Eile für Wanderarbeiter hochgezogen wurden, die sich niederlassen wollten. Sie fanden gute Jobs in nahe gelegenen Fabriken. Sie pflanzten Bäume in ihre Vorgärten und bauten Terrassen hinter dem Haus. Mit der Zeit zogen die Arbeiter weiter in Richtung Osten, um sich schönere Häuser zu bauen, und Granger wurde ganz allmählich ein Viertel für Rentner und Weiße und Schwarze der unteren Schichten.
Das Haus von Dot und Buddy Black sieht aus wie tausend andere. Es steht auf einem kleinen Grundstück von nicht mehr als vierundzwanzig mal dreißig Metern. Mit dem schattenspendenden Baum im Vorgarten ist irgend etwas passiert. In der Einzelgarage steht ein alter Chevrolet. Der Rasen und die Sträucher sind ordentlich beschnitten.
Der Nachbar zur Linken ist damit beschäftigt, seinen heißen Schlitten umzufrisieren; die ganze Strecke bis zur Straße ist mit Teilen und Reifen übersät. Der Nachbar rechts hat seinen ganzen
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