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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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mich auf, die nötigen Einstellungsformulare auszufüllen. Mich verblüfft, daß dieser Betrieb, die Kanzlei von J. Lyman Stone, seinen Angestellten eine umfassende Krankenversicherung bietet. Ich lese sorgfältig das Kleingedruckte, weil ich halb und halb damit rechne, daß Bruiser kleine Klauseln eingebracht hat, mit denen er seine Klauen noch tiefer in mein Fleisch bohrt.
    Aber es gibt keine Überraschungen. Ich frage sie, ob ich Bruiser sehen kann, und sie bittet mich, zu warten. Ich setze mich auf einen Plastikstuhl in einer Reihe an der Wand. Der Empfangsbereich hat sehr viel Ähnlichkeit mit einem Sozialhilfebüro – stark abgetretener Fliesenboden mit einer dünnen Schmutzschicht, billige Stühle, mit dünnem Holz verkleidete Wände, eine erstaunliche Kollektion von zerfledderten Zeitschriften. Sie, Dru, die Sekretärin, hämmert auf der Schreibmaschine und bedient gleichzeitig das Telefon. Es läutet häufig, und sie ist sehr tüchtig und schafft es oft sogar, während sie mit den Mandanten plaudert, schnell und ohne Unterbrechung weiterzutippen.
    Schließlich schickt sie mich nach hinten zu meinem neuen Boß. Bruiser sitzt an seinem Schreibtisch und prüft meine Einstellungsformulare wie ein Buchhalter. Mich überrascht sein Interesse an Details. Er heißt mich willkommen, geht die finanziellen Bedingungen unserer Vereinbarung durch, dann schiebt er mir einen Vertrag zu. Er ist vorgedruckt, mit meinem Namen auf den Leerstellen. Ich lese ihn durch, dann unterschreibe ich. Er enthält eine Klausel, derzufolge jeder von uns das Arbeitsverhältnis mit einer Frist von dreißig Tagen beenden kann. Dafür bin ich recht dankbar, aber ich vermute, er hat sie aus gutem Grund eingefügt.
    Ich erkläre, daß ich kürzlich einen Offenbarungseid leisten mußte. Morgen muß ich zu meiner ersten Zusammenkunft mit meinen Gläubigern vor Gericht erscheinen. Das wird als Schuldnerverhör bezeichnet, und die Anwälte der Leute, bei denen ich in der Kreide stehe, haben das Recht, in meiner schmutzigen Wäsche zu wühlen. Sie dürfen praktisch jede Frage stellen, die sie über meine finanziellen Verhältnisse und über mein Leben im allgemeinen stellen möchten. Es wird keine große Sache sein. Es besteht sogar eine gute Chance, daß niemand dasein wird, der über mich herfällt.
    Wegen dieser Anhörung ist es aber für mich von Vorteil, wenn ich noch ein paar Tage arbeitslos bleibe. Ich bitte Bruiser, den Vertrag vorerst zurückzuhalten und die Zahlung meines ersten Monatsgehalts bis nach der Anhörung aufzuschieben. Das hat einen betrügerischen Unterton, und Bruiser gefällt es. Kein Problem.
    Er macht mit mir eine schnelle Runde durch die Kanzlei. Sie ist genau das, was ich mir vorgestellt hatte – ein Konglomerat von Räumen, die hier und dort geschaffen wurden, als die Kanzlei sich von einem Bauabschnitt zum nächsten ausdehnte und Trennwände niedergerissen wurden. Wir dringen immer tiefer in das Labyrinth ein. Er macht mich mit zwei überarbeiteten Frauen in einem kleinen, mit Computern und Druckern vollgestopften Raum bekannt. Ich bezweifle, daß sie je auf irgendeiner Bartheke getanzt haben. »Ich glaube, im Augenblick haben wir sechs Mädchen«, sagt er, während wir weitergehen. Eine Sekretärin ist einfach ein Mädchen.
    Er stellt mir zwei der Anwälte vor, recht nette Männer, schlecht gekleidet und in engen Büros arbeitend. »Wir sind herunter auf fünf Anwälte«, erklärt er, als wir die Bibliothek betreten. »Früher waren es sieben, aber das bedeutete zu viele Kopfschmerzen. Je mehr ich einstelle, desto mehr habe ich um die Ohren. Mit den Mädchen ist es dasselbe.«
    Die Bibliothek ist ein langer, schmaler Raum mit Büchern vom Fußboden bis zur Decke in keiner erkennbaren Ordnung. Ein langer Tisch in der Mitte ist übersät mit aufgeschlagenen Bänden und zerknüllten Notizzetteln. »Einige von diesen Burschen sind Schweine«, murmelt er. »Also, was halten Sie von meinem kleinen Reich?«
    »Schwer in Ordnung«, sage ich, und das ist nicht gelogen. Ich bin erleichtert zu sehen, daß hier tatsächlich Recht praktiziert wird. Bruiser mag ein Ganove mit guten Beziehungen sein, der in fragwürdige Geschäfte und betrügerische Investitionen verwickelt ist; trotzdem ist er ein Anwalt. Seine Kanzlei ist erfüllt vom geschäftigen Gesumm durchaus legitimer Unternehmungen.
    »Nicht so elegant wie bei den Großen in der Innenstadt«, sagt er, keineswegs entschuldigend. »Aber es ist alles bezahlt. Habe es vor

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