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Der Regler

Der Regler

Titel: Der Regler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Landorff
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hatte auch dafür gesorgt, dass die andere Firma einen vergleichbaren Auftrag in Aserbaidschan erhielt.
    Das war seine Philosophie: Ein System kann man nur verändern, wenn man nicht selbst drinsteckt, sondern von außen kommt. Manchmal können Dinge nur dann geregelt werden, wenn einer am Rande die Regie übernimmt.
    »Ach, noch eine Frage, Herr Fritzen: Will Ihre Tochter immer noch Journalistin werden?«
    »Ja, leider. Es ist ihr einfach nicht auszureden.«
    »Wer weiß«, sagte Tretjak, »vielleicht ist die Wahl gar nicht so schlecht. Was ich sagen wollte: Ich habe erfahren, dass die Augsburger Allgemeine eine vorzügliche Volontärsausbildung hat. Und die suchen auch gerade: Wenn sie möchte, kann sie sofort anfangen.«
    »Herr Tretjak, Sie beschämen mich. Ich muss mich ja schon wieder bedanken.«
    »Nein, ich bitte Sie. Sie wissen doch, so etwas gehört bei mir zum Service.«
     
    Das zweite Telefonat war um einiges kürzer. Tretjak setzte Herrn Meinhardt über ein paar Dinge in Kenntnis. Erstens: Seine Machenschaften waren aufgeflogen. Zweitens: Er würde die Firma verlassen. Drittens: Treffpunkt am Flughafen München, 8.30 Uhr, Terminal 1, im Käfer-Bistro. Dauer des Treffens: höchstens 15 Minuten. Tretjak würde ihm ein Schriftstück zur Unterschrift vorlegen – ein Schuldeingeständnis samt der Verpflichtung, dem geschädigten Peter Schwarz 50 000 Euro auf dessen Privatkonto zu überweisen.
    »Und was passiert, wenn ich morgen nicht zum Flughafen komme?«, hatte Meinhardt schließlich gefragt.
    »Dann wird die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Herr Fritzen und ich sind der Ansicht, dass Ihre Vorgehensweise der letzten Wochen den Tatbestand der Geschäftsschädigung und Untreue erfüllen. Sie haben es in der Hand, sich und der Firma das zu ersparen.«
    »Ich werde kommen«, hatte Meinhardt geantwortet.
    Der andere, dieser Busse, gab sich deutlich selbstbewusster und aggressiver am Telefon. Tretjak wollte nicht zu viel Zeit vergeuden und entschloss sich deshalb nach ein paar Minuten, eine Trumpfkarte zu spielen, die er zur Sicherheit in der Hinterhand hatte. Die Unterlagen der Detektei, die Tretjak damit beauftragt hatte, Busse zu beobachten, waren stichhaltig: Der Mann hatte eine Geliebte, der er ein Apartment bezahlte – und es existierten noch dazu kompromittierende Aufnahmen aus einem sogenannten Saunaclub. Tretjak beschrieb sie ihm am Telefon und beobachtete dabei zwei Jungen, die im Park Federball spielten. Der Wind, der gerade aufkam, machte es ihnen schwer. Als er schließlich auflegte, war klar, dass auch Busse sich morgen früh zum Flughafen bequemen würde.
     
    Das vierte Telefonat war eher privater Natur. Tretjak näherte sich bereits dem Ausgang des Hofgartens, als er die Nummer seiner Putzfrau wählte, die gestern nicht gekommen war. Sie kam immer montags und war eigentlich sehr zuverlässig. Er wollte sich erkundigen, ob etwas nicht in Ordnung war, aber vor allem wollte er fragen, ob sie vielleicht heute noch vorbeikommen könnte. Morgen hatte er den nächsten Termin mit der Steuerprüferin, und es sollte doch alles sauber sein, wenn das Finanzamt kam.
    Die Tochter der Putzfrau ging an den Apparat. Das war gut so, denn die Mutter konnte nahezu kein Deutsch. Sie war Argentinierin und vor vielen Jahren nach Deutschland gekommen. Ihre Kraft hatte für ein neues Leben gereicht, aber nicht für eine neue Sprache. Seit fünf Jahren putzte Rosa Lanner bei ihm. Sie konnten sich nicht unterhalten, was ihm nur recht war. Er musste ohnehin schon genug reden. Aber die Frau hatte etwas an sich, was er mochte. War es Anstand? Pflichtgefühl? Oder war es die Art, wie sie seine Hand schüttelte, sie warmherzig in ihre beiden Hände nahm?
    »Aber Herr Tretjak, ich verstehe nicht. Meine Mutter ist doch mit Ihnen unterwegs. Sie sagte, sie fährt mit Ihnen zu Ihrem Haus auf dem Land. Sie wollte gleich ein paar Tage bleiben, weil so viel zu putzen sei.«
    »Haus auf dem Land? Ich habe kein Haus auf dem Land. Und ich habe nichts mit Ihrer Mutter besprochen. Da müssen Sie oder Ihre Mutter etwas verwechseln.«
    »Herr Tretjak, meine Mutter ist seit zwei Tagen nicht zu Hause gewesen. Und sie hat von Ihnen gesprochen, ganz sicher. Um Himmels willen, was kann denn sein?« Die Stimme der Tochter kippte. Sie werde jetzt sofort herumtelefonieren und sobald sie etwas wisse, werde sie sich bei ihm melden.
     
    Es war früher Nachmittag, als Carolina Lanner anrief. Ihre Stimme glühte vor Aufregung. Tretjak dachte

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