Der Reisende

schrecklichen, und einmal … nun ja, das ist jetzt nicht weiter wichtig. Armor-of-God hat es gesehen, nicht ich. Bei Vilate bringt der Unschöpfer den Salamander dazu, irgendwelche Hexagramme zu ziehen, die Vilate … jemanden sehen lassen. Jemanden, der mit ihr spricht und ihr etwas sagt. Nur, daß dieser jemand in Wirklichkeit die Worte des Unschöpfers spricht. Ihr wißt, was Arthur Stuart gesehen hat. Old Peg Guester, die Frau, die die einzige Mutter war, die er kannte. Der Unschöpfer erscheint als jemand, dem man vertrauen kann, als jemand, der einem einen Herzenswunsch erfüllen kann, doch dabei pervertiert er alles, ohne daß man es so richtig mitbekommt, und man fängt an, alles und jeden um sich herum zu zerstören. Die Sache ist nur … man muß nicht zu Webster schauen, um die Verschwörung zu finden. Der Unschöpfer ist die einzige Verbindung, die sie brauchen. Wenn man Amy Sump, Vilate Franker, Makepeace Smith und Daniel Webster zusammenbringt, glaubt keiner von ihnen, er würde etwas gar so Schreckliches tun. Amy glaubt wahrscheinlich, daß sie mich wirklich liebt. Vielleicht denkt Vilate das auch. Makepeace hat sich wahrscheinlich eingeredet, der Pflug gehörte ihm wirklich. Daniel Webster hält mich wahrscheinlich tatsächlich für einen Spitzbuben. Aber …«
    »Aber der Unschöpfer läßt alles zusammen wirken, um ungeschehen zu machen, was Ihr bewirkt habt.«
    Alvin nickte.
    »Alvin, das ergibt keinen Sinn«, sagte Verily. »Wie kann der Unschöpfer einen so ausgeklügelten Plan ausarbeiten, wenn er wirklich alles unschöpfen will? Das ist doch auch eine Art von Schöpfen, nicht wahr?«
    Alvin legte sich auf die Pritsche und pfiff kurz vor sich hin. »Das stimmt«, sagte er.
    »Also ist der Unschöpfer manchmal schöpferisch tätig?«
    »Nein«, sagte Alvin. »Nein, der Unschöpfer kann nicht schöpfen. Er kann es einfach nicht. Er nimmt lediglich, was bereits verquer ist, und verbiegt und bricht es. Also habe ich mich geirrt. Der Unschöpfer bearbeitet all diese Menschen, aber wenn sich alles zu einem Plan zusammenfügt, muß ein anderer diesen Plan geschmiedet haben. Irgendein Mensch. Eine Person.«
    Verily kicherte. »Ich glaube, wir haben die Antwort bereits«, sagte er. »Eure Vermutungen bezüglich Daniel Websters. Als er in Vigor Church nach irgendetwas Schmutzigem über Euch sucht, stößt er auf Amy Sump. Sie war damals noch nicht Teil irgendeines Plans, sondern einfach nur ein Mädchen, das allmählich daran glaubte, seine Tagträume seien wahr. Aber dann setzt er Amy die Vorstellung in den Kopf, wenn sie schwanger wird und gegen Euch aussagt, könnte sie Euch die Schwingen stutzen und Euch zwingen, nach Hause zu kommen. Den Rest kriegt sie selbst heraus, und das ist ihr einziger Plan – der Unschöpfer muß ihr nichts beibringen. Dann kommt Daniel Webster hierher nach Hatrack und hört natürlich den allgemeinen Klatsch über Euch, als er hier nach Schmutzigem über Euch sucht. Vilate Franker kennt Euch kaum, weiß aber alles über alle anderen, und die beiden unterhalten sich oft. Er läßt zufällig verlauten, daß Amy Sumps Geschichte lediglich wie die Phantasievorstellung eines träumerischen, aber geilen jungen Mädchens klingt, wenn er nicht irgendwie den Beweis erbringen kann, daß Ihr tatsächlich Eure Zelle verlaßt. Und dann kommt Vilate mit ihrem eigenen Plan, und der Unschöpfer lehnt sich einfach zurück und ermutigt sie.«
    »Also stammt der Plan vollständig von Daniel Webster, aber er weiß es nicht«, sagte Alvin. »Er wünscht sich etwas, und dann wird es einfach zufällig wahr.«
    »Lobt seine Redlichkeit nicht allzu sehr«, sagte Verily. »Ich vermute, diese Methode setzt er schon seit geraumer Zeit ein. Er wünscht sich irgendeinen Schlüsselbeweis und vertraut dann darauf, daß sein Klient oder einer der Freunde seines Klienten genau das aussagen wird, was er braucht. Er macht sich praktisch nie selbst die Hände schmutzig, doch die Wirkung ist dieselbe. Und doch kann man ihm nie etwas beweisen …«
    Die Außentür wurde geöffnet, und Po Doggly kam mit Peggy Larner herein. »Tut mir leid, wenn ich Eure Mahlzeit und Besprechung störe, Gentlemen«, sagte der Sheriff, »aber es hat sich was ergeben. Ihr kriegt unter ganz besonderen Umständen Besuch. Der Mann kommt von weit her, kann Euch aber nur nach Einbruch der Dunkelheit hier im Gefängnis aufsuchen, und ich bin der einzige Wächter, der ihn reinlassen kann, weil er sich schon mit mir zusammengesetzt und mir