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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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eine Geschichte erzählt hat.«
    Alvin wandte sich an Verily. »Das bedeutet, es ist jemand von Zuhaus. Jemand außer Armor-of-God. Jemand, der mit dem Fluch belegt wurde.«
    »Er müßte nicht darunter stehen«, sagte Peggy. »Hätte er nur auf seine große Geste verzichtet, sich in einen Fluch einschließen zu lassen, den er persönlich gar nicht verdient hat.«
    »Measure«, sagte Alvin. Und Verily erklärte er: »Mein älterer Bruder.«
    »Er kommt«, sagte der Sheriff. »Arthur Stuart bringt ihn her. Er hat den Hut tief in die Stirn gezogen und hält den Blick gesenkt, damit er niemanden sieht, der die Geschichte noch nicht kennt. Er will nicht die ganze Nacht damit verbringen, den Leuten vom Massaker am Tippy-Canoe zu erzählen. Also werden hier die Türen offen sein, aber ich werde draußen stehen und aufpassen. Nicht, daß ich glaube, Ihr wolltet fliehen, Alvin.«
    »Ihr meint, Ihr glaubt nicht, daß ich zweimal in der Woche nach Vigor Church laufe?«
    »Wegen dieses Mädchens? Ganz bestimmt nicht.« Mit diesen Worten ging Doggly hinaus und ließ die Außentür offen.
    Peggy kam herein und gesellte sich zu den beiden in Alvins Zelle. Verily erhob sich und bot ihr seinen Stuhl an, doch sie forderte ihn mit einer Geste auf, wieder Platz zu nehmen.
    »Howdy, Peggy«, sagte Alvin.
    »Mir geht es gut, Alvin. Und dir?«
    »Du weißt, daß ich nichts von dem getan habe, was sie behauptet«, sagte er zu ihr.
    »Alvin«, sagte sie, »ich weiß, daß du sie attraktiv findest. Sie hat bemerkt, daß du ihr etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen ließest. Sie fing an zu träumen und wünschte sich etwas.«
    »Willst du damit sagen, daß es doch meine Schuld ist?«
    »Es ist ihre Schuld, daß Träume zu Lügen wurden. Es ist deine Schuld, daß sie überhaupt so hoffnungslose Träume bekam.«
    »Tja, warum erschieße ich mich nicht einfach, bevor ich noch mal eine Frau mit Begierde ansehe? Wenn ich das schon mal tue, scheint es ja immer ziemlich mies zu enden.«
    Sie schaute drein, als hätte er ihr eine Ohrfeige gegeben. Wie üblich hatte Verily den Eindruck, die Hälfte dessen, was in Alvins Leben geschehen war, nicht erfahren zu haben. Warum störte ihn das so sehr? Er war nicht dabei gewesen, und sie waren nicht verpflichtet, es ihm zu erklären. Trotzdem war es ihm peinlich. Er erhob sich. »Bitte, ich warte draußen, damit Ihr dieses Gespräch allein führen könnt.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Peggy. »Ich bin sicher, Arthur müßte jeden Augenblick mit Measure kommen.«
    »Sie will nicht mit mir sprechen«, sagte Alvin zu Verily. »Sie wird versuchen, meinen Freispruch durchzusetzen, weil sie erleben will, daß die Kristallstadt gebaut wird, aber sie kann mir nicht die geringste Hilfe dabei geben, endlich herauszufinden, wie ich sie bauen soll, da sie sieht, daß ich es nicht weiß, obwohl sie alles zu wissen scheint. Aber daß sie sich für meinen Freispruch einsetzt, heißt noch lange nicht, daß sie mich tatsächlich mag oder glaubt, ich sei es wert, daß man Zeit mit mir verbringt.«
    »Ich möchte bei dieser Sache nicht zwischen Euch stehen«, sagte Verily.
    »Das tut Ihr auch nicht«, sagte Peggy. »Es gibt keine ›Sache‹, bei der Ihr zwischen uns stehen könnt.«
    »Es gab niemals eine, nicht wahr?« fragte Alvin.
    Verily war sich ziemlich sicher, daß er noch nie einen Mann so elend hatte klingen hören.
    Peggy überlegte kurz, bevor sie antwortete. »Das stimmt nicht. Es gab und gibt eine – das hat nichts mit dir zu tun, Alvin.«
    »Was hat denn überhaupt etwas mit mir zu tun? Daß ich dich nach einem ganzen Jahr, in dem ich nur einen einzigen Brief von dir bekommen habe, noch immer wie verrückt liebe, und daß du immer so kalt zu mir bist, als wäre ich irgendein Spitzbube, mit dem du irgendwie geschäftlich verkehren müßtest oder so? Ist das etwas, das nichts mit mir zu tun hat? Ich habe dich einmal gebeten, mich zu heiraten. Mir ist klar, daß die Dinge danach ziemlich düster wurden; deine Mutter wurde getötet und so weiter, das war schrecklich, und ich habe dich nicht gedrängt, aber ich habe dir geschrieben, ich habe ständig an dich gedacht, und …«
    »Und ich habe an dich gedacht, Alvin.«
    »Na ja, du bist eine Fackel, also weißt du, daß ich an dich denke, oder du wüßtest es, wenn du mal nachschauen würdest, aber woher soll ich das wissen, wenn du nichts von dir hören läßt? Was kann ich denn schon wissen bis auf das, was du mir sagst? Bis auf das, was ich auf deinem Gesicht

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