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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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war; also haben wir alle gedacht, er hätte nur eine Stelle gefunden und wünschte sich, ein Mädchen dazu bringen zu können, mit ihm dorthin zu gehen. Ich schätze einfach, dieses Jahr ist ihm das dann endlich gelungen.«
    Verily lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nippte an seinem Becher mit warmem Apfelwein. »Mich verwirrt lediglich, daß Webster Amy Sump gefunden haben muß, als er lange vor mir in Vigor Church war. Und auch vor dem Jahrmarkt. Damals kann sie noch nicht schwanger gewesen sein.«
    Alvin lächelte und nickte. »Ich kann mir genau vorstellen, wie er Amys Eltern sagt: ›Tja, wie gut, daß sie nicht schwanger ist. Aber wenn sie es wäre, würde ich zu behaupten wagen, daß Alvins Wanderjahre vorbei sind.‹ Und sie hört das und sieht zu, daß sie vom willigsten, aber auch dümmsten Jungen im Bezirk schwanger wird.«
    Verily lachte. »Ihr imitiert seine Stimme ziemlich gut, Sir!«
    »Ach, meine Imitationen könnt Ihr vergessen. Aber Ihr hättet Arthur Stuart in den alten Zeiten hören müssen. Bevor …«
    »Bevor?«
    »Bevor ich ihn veränderte, damit die Sucher ihn nicht identifizieren konnten.«
    »Also habt Ihr nicht nur das Siegelkästchen manipuliert. Ihr habt den Jungen selbst verändert.«
    »Ich habe nur dafür gesorgt, daß er etwas weniger wie Arthur und etwas mehr wie Alvin ist. Ich bin darüber nicht froh. Ich vermisse es, wie er einfach alle Leute nachmachen konnte. Selbst einen Kardinalvogel. Er konnte genau wie ein Kardinalvogel singen.«
    »Könnt Ihr ihn nicht wieder zurückverwandeln? Nun, da er die offizielle Gerichtsentscheidung vorweisen kann, kann man ihn nie wieder vor Gericht zerren.«
    »Ihn zurückverwandeln? Ich weiß nicht. Es war schon schwer genug, ihn überhaupt zu verwandeln. Und ich befürchte, ich weiß nicht mehr genau, wie er früher war.«
    »Aber im Siegelkästchen ist doch enthalten, wie er früher war, oder?«
    »Aber ich habe das Kästchen nicht.«
    »Ein interessantes Problem. Arthur scheint allerdings nichts gegen die Veränderung zu haben, oder?«
    »Arthur ist ein netter Junge, aber wenn er jetzt nichts dagegen hat, heißt das noch lange nicht, daß er auch später nichts dagegen haben wird, wenn er alt genug ist, um zu wissen, was ich ihm angetan habe.« Alvin trommelte jetzt auf seine leere Schüssel. Seine Gedanken galten eindeutig wieder dem Prozeß. »Ich muß Euch sagen, morgen wird es noch schlimmer werden, Verily.«
    »Wieso?«
    »Bis jetzt bin ich nicht dahintergekommen, nicht, bis Amy gesagt hat, ich hätte mich aus dem Gefängnis geschlichen und so weiter. Aber jetzt weiß ich, wie ihr Plan aussieht. Als Vilate Franker einmal hierher kam, war sie völlig mit Hexagrammen bedeckt und hat mich so nah an sie heran gelockt, daß ein Hexagramm auch bei mir wirkte – ein Übersieh-mich-Hexagramm, und zwar ein ziemlich gutes. Dann kam Billy Hunter herein, einer der Deputies, und als er in die Zelle schaute, sah er niemanden. Er lief los, um den Sheriff zu holen, und als er zurückkam, war Vilate weg, aber ich war noch da, und ich sagte ihnen, ich sei nirgendwo gewesen, aber Billy Hunter weiß, was er gesehen hat – oder nicht gesehen hat –, und sie werden ihn in den Zeugenstand rufen, und Vilate ebenfalls.«
    »Also haben sie einen Zeugen, der bestätigen kann, daß Ihr während Eurer Einkerkerung hier die Zelle in der Tat verlassen habt.«
    »Und Vilate wird irgendeinen Unsinn reden. Sie ist ein notorisches Klatschmaul. Goody Trader haßt sie, und Horace Guester ebenfalls. Sie hält sich auch für eine beeindruckende Schönheit, wenngleich die dafür verantwortlichen Hexagramme bei mir nicht mehr wirken. Aber Arthur Stuart hat sie gesehen …«
    »Ich war dabei, als Arthur Euch von ihr erzählt hat. Über den Salamander.«
    »Das war kein gewöhnlicher Salamander, Verily. Das war der Unschöpfer. Ich habe ihn schon kennengelernt. Er kam früher viel direkter zu mir. Ein Schimmern in der Luft, und er war da. Hat versucht, mich zu übernehmen, zu beherrschen. Aber ich wollte es nicht, ich habe etwas geschaffen – einen Korb – und er verschwand wieder. Heutzutage denke ich mir lieber einen Kinderreim oder ein Lied aus und präge sie mir ein, um ihn zu vertreiben. Aber genau das ist es ja – der Unschöpfer versteht sich darauf, verschiedenen Menschen in unterschiedlicher Form zu erscheinen. Es gab einmal einen Geistlichen in Vigor Church, Reverend Philadelphia Thrower; er hat den Unschöpfer als Engel gesehen, wenn auch als ziemlich

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