Der Reisende
brachten, wo es dann auf Züge verladen und mit ihnen in die Kohlenlande Suskwahenny und Pennsylvania gebracht wurde, um dort den neuen Stahlwalzwerken zugeführt zu werden. »Ist das Schöpfen?« fragte Arthur Stuart, als Alvin ihm den Prozeß erklärte. »Eisen in Stahl zu verwandeln?«
»Eine Art von Schöpfen«, sagte Alvin, »bei dem der Erde durch Feuer Gewalt angetan wird. Aber die Kosten sind hoch, und das Eisen empfindet Schmerz, wenn es auf diese Art verwandelt wird. Ich habe den Stahl gesehen, den sie machen. Er ist in den Schienen. Er ist in den Lokomotiven. Das Metall schreit die ganze Zeit über, ein leises Geräusch, sehr hoch, aber ich kann es hören.«
»Heißt das, es ist böse, Stahl zu benutzen?« fragte Arthur Stuart.
»Nein«, sagte Alvin. »Aber wir sollten ihn nur benutzen, wenn es die Kosten von soviel Leid wert ist. Vielleicht werden wir eines Tages eine bessere Möglichkeit finden, um das Eisen zu stärken. Ich bin Schmied. Ich werde das Feuer in der Esse oder Hammer und Amboß nicht zurückweisen. Ich werde auch nicht behaupten, daß die Gießereien von Dekane irgendwie schlimmer als meine kleine Schmiede sind. Ich war in der Flamme. Ich weiß, daß auch das Eisen darin leben und sie unbeschadet wieder verlassen kann.«
»Vielleicht haben wir deshalb unsere Wanderung angetreten«, sagte Arthur Stuart. »Damit du zu den Gießereien gehst und ihnen hilfst, Stahl auf freundlichere Weise zu machen.«
»Vielleicht«, sagte Alvin, und sie fuhren mit dem Zug nach Dekane, und Alvin bewarb sich in einer Gießerei um Arbeit und lernte, indem er zusah und arbeitete, alles, was er über das Stahlkochen wissen mußte, und schließlich sagte er: »Ich habe eine Möglichkeit gefunden, aber man muß ein Schöpfer sein, um es auf jene Weise zu machen, oder jedenfalls fast einer.« Und da war das Problem wieder: Wollte Alvin die Welt verändern, mußte er tun, was er bereits in Vigor Church versucht und nicht geschafft hatte: mehr Schöpfer ausbilden. Sie verließen die Stahlstädte und gingen nach Osten, und während Peggy Alvins Herzfeuer betrachtete, sah sie keine Veränderung, keine Veränderung, keine Veränderung …
Und dann, eines Tages, ganz plötzlich, ohne daß sie in Alvins Leben einen Grund dafür sah, öffneten sich tausend neue Wege, und auf jedem stand ein Mann, den sie nie zuvor gesehen hatte. Ein Mann, der sich Verily Cooper nannte, wie ein aus Büchern gebildeter Engländer sprach und Alvin jahrelang auf jedem Schritt seines Lebens begleitete. Auf diesem Weg wurde der goldene Pflug mit einem perfekten Griff versehen und erwachte unter menschlichen Händen zum Leben. Auf diesem Weg wuchs die Kristallstadt in den Himmel, und der Nebel am Ufer des Mizzipy klärte auf eine Breite von ein paar Meilen auf, und Rote standen am Westufer und begrüßten freundlich Weiße, die auf Coracles und Flößen zu ihnen fuhren, um mit ihnen Handel zu treiben und zu sprechen und von ihnen zu lernen.
Aber woher kam dieser Verily Cooper, und warum war er so plötzlich in Alvins Leben aufgetaucht?
Erst später an diesem Tag kam Peggy in den Sinn, daß vielleicht nicht Alvin bewirkt hatte, daß dieser Mann in sein Leben getreten war, sondern jemand anders. Sie suchte nach Calvins Herzfeuer – es war so weit entfernt, daß sie tief durch den Boden und um die Krümmung der Erde schauen mußte, um ihn in England zu sehen – und erkannte, daß er die Veränderung bewirkt hatte, und zwar mit den einfachsten Mitteln. Er hatte sich die Zeit genommen, ein Mitglied des Parlaments zu verzaubern, das ihn dann zum Tee eingeladen hatte, und obwohl Calvin wußte, daß der Mann ihm nichts bieten konnte, hatte er die Einladung spontan, aus einer bloßen Laune heraus, akzeptiert. Diese Entscheidung beeinflußte Calvins Zukunft nur schwach. Nicht viel wurde verändert, nur das: Auf fast jedem Weg verbrachte Calvin eine Stunde beim Tee, gemeinsam mit einem jungen Barrister, einem Rechtsanwalt vor höheren Gerichten, namens Verily Cooper, der eifrig allem lauschte, was Calvin zu sagen hatte.
War es vielleicht möglich, daß Calvin doch ein Teil von Alvins Werdegang war? Er ging mit dem Vorsatz im Herzen nach England, alle Werke Alvins ungeschehen zu machen; und doch hatte er aus einer Laune heraus, zufällig – falls es so etwas wie Zufall gab – eine Begegnung, die Verily Cooper mit großer Sicherheit nach Amerika bringen würde. Zu Alvin Smith. Zu dem goldenen Pflug, der Kristallstadt, der Öffnung im Nebel über dem
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