Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen
Kopf lag an seiner Schulter.
„Ich versichere dir, dass du alle Liebe dieser Welt wert bist.“
Er griff nach einer weiteren Beere und zog sie durch die Sahne. „Meine Mutter warnte mich davor, eine Frau zu heiraten, die mich liebt, damit ich das Herz der Frau nicht breche. Ich glaube, das war es, was sie zerstört hat. Sie hat all ihre Leidenschaft für meinen Vater in Hass verwandelt, und dieser Hass fraß sie auf.“
Venetia rückte dicht an ihn heran und legte ihren Arm über seine Brust. Eine einfache Umarmung, unendlich tröstlich.
„Es gibt etwas, das ich noch nie jemandem erzählt habe …“ Er hatte es nicht einmal Min gesagt. Aber er wollte, dass Venetia ihn verstand. Unter seiner streichelnden Hand war ihr Haar weich wie Daunen, und es zu berühren, war ein unbeschreibliches Vergnügen. Ihr Herz pochte sachte gegen seine Haut. Sie musste auch seinen Herzschlag fühlen.
„Es gab da ein Mädchen. Ein Mädchen aus guter Familie. Mein Vater liebte es, Jungfrauen vom Lande zu verführen, und die meisten von ihnen gingen sehr willig mit ihm ins Bett. Er bezahlte sie großzügig, und aus diesem Geld wurde die Mitgift, mit deren Hilfe sie dann einen Ehemann fanden. Doch dieses Mädchen gehörte zur Gesellschaft. Sie war hinreißend. Unbefangen. Dann wurde sie schwanger und geriet in Panik. Verzweifelt versuchte sie das Kind in ihrem Bauch irgendwie loszuwerden, doch das funktionierte nicht. Also beschloss sie, durch einen Sturz eine Fehlgeburt auszulösen. Sie brach sich das Genick.“
„Das ist eine furchtbare Tragödie! Dein Vater … war es ihm egal?“
Das Feuer prasselte, die Flammen leckten über die trockenen Holzscheite. Als er die Augen schloss, erinnerte er sich, wie sein Vater vor dem Kamin in der Bibliothek das Bewusstsein verloren hatte. „Alles, was er getan hat, war, sich fürchterlich zu betrinken und zusammenzubrechen.“
Er liebkoste die Wellen in ihrem Haar. „Mein erster Gedanke war, ob der Scheißkerl wohl tot war. Ich fand seinen Puls und drehte ihn voller Ekel um. Als sein Schädel auf den Boden schlug, kam er zu sich und dieses eine Mal fühlte er das Bedürfnis, mir eine Erklärung zu liefern.“
Die Augen seines Vaters waren glasig gewesen. Dann saugten sie sich flehend an ihm fest. Er erinnert sich an die Worte seines Vaters. Das Schlimme daran ist, mein Sohn, dass ich sie geliebt habe. Ich habe sie immer geliebt. Aber die anderen … ich kann es nicht kontrollieren … es ist die Hölle.
Erst nach mehreren Minuten hatte er begriffen, dass „sie“ seine Mutter war.
Für manche Männer, mein Sohn, ist der Alkohol der Teufel, für andere das Würfelspiel … für mich ist es die Unschuld. Der Earl hatte sich hochgerappelt und stützte sich auf seine Hände. Schweiß, oder Schlimmeres hatte seine grauen Haare verklebt. Ich konnte nicht widerstehen. Konnte es einfach nicht. Ich wusste, was ich riskierte. Wusste, dass sie mich mehr und mehr hasste. Du kannst dir nicht vorstellen, wie furchtbar es ist, vom Teufel besessen zu sein.
„Was hast du getan?“, flüsterte Venetia, und ihr Atem war ein warmes Streicheln auf seiner Haut.
„Ich sah rot vor Zorn“, gab er zu. „All dieses rührselige Gequatsche handelte von seiner Schuld. Er fühlte keine wirkliche Reue wegen des Todes des Mädchens. Ich wollte mit meinen Fäusten auf ihn einschlagen. Stattdessen hielt ich ihn aufrecht, für den Fall, dass ihm übel wurde. Ich wollte nicht zulassen, dass er vor seinem schlechten Gewissen davonlief, indem er erstickte.“
Wütend hatte er seinen Vater angeschrien: „Verdammt noch mal, du bist nicht vom Teufel besessen!“
Sein Vater hatte ein paar überraschende Tränen fortgewischt. Dann war die kalte Stimme seiner Mutter quer durch den Raum zu ihnen gedrungen. Sie stand im Schatten der Tür. Es ist Luxus, hatte sie festgestellt. Das ist alles. Er ruiniert diese armen Mädchen für einen flüchtigen Moment des Vergnügens.
Und du, Marcus, bist genau wie er, hatte sie gezischt. Ich verachte dich ebenso, wie ich ihn verachte. Du wirst heiraten, natürlich, und ich bedaure die arme Frau, die du nimmst, denn du wirst sie nur zerstören. Du bist die Liebe einer Frau nicht wert. Ich denke nicht einmal an dich als an meinen Sohn.
Danach hatte seine Mutter zwei Jahre lang nicht mit ihm gesprochen, bis lange nach dem Tod seines Vaters.
Erdbeeren und Sahne warteten, aber er musste das hier tun. „Als ich dich traf, Vee, begehrte ich dich – zur Hölle, ich verzehrte mich nach
Weitere Kostenlose Bücher