Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Retter von Dent-All

Der Retter von Dent-All

Titel: Der Retter von Dent-All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
sich gelb.
    Dillingham erschrak. »Oh — ist Ihnen nicht gut?«
    Das Übersetzungsgerät meldete sich jetzt unaufgefordert zu Wort: »Die Auster zeigt die Symptome eines schweren seelischen Schocks. Ihr Leben steht auf dem Spiel, wenn nicht sofort eingegriffen wird.«
    Das fehlte ihm gerade noch zu seinem Glück! Einen Exitus auf dem Behandlungsstuhl!
    »Wie kann ich ihm helfen?«
    Die Schale schloß sich bereits über dem schrumpfenden Fleisch.
    »Die negative seelische Ursache muß beseitigt werden«, klärte ihn der Übersetzer auf. »In diesem Austernalter kann jede seelische Erschütterung zum Tode führen.«
    Dillingham warf eine n prüfenden Blick auf die offen bar in Verwesung übergehende Auster. »Also gut!« brüllte er verzweifelt. »Ich werde keinen Bericht schreiben!«
    Der Patient lebte sofort wieder auf.
    »Sie werden niemand etwas davon erzählen?« fragte die Auster aus der Tiefe ihrer Fleischmasse. »Egal, was kommt?«
    »Niemandem.« Dillingham war nicht gerade glücklich über sein Versprechen, sah aber keinen anderen Ausweg. Immer noch besser zu schweigen, als das Leben eines Patienten zu gefährden.
    Der Morgen dämmerte schon, als Dillingham endlich mit der Plombe fertig war und die Auster entlassen konnte. Er hatte seine Studienzeit und seinen Schlaf geopfert. Er mußte unvorbereitet in das entscheidende schriftliche Examen gehen.
    Es wurde noch schlimmer, als er sich das vorgestellt hatte. Aus Mangel an Schlaf arbeitete sein Verstand nur langsam, und verglichen mit dem Wissensstand der anderen galaktischen Wesen waren seine Kenntnisse schon dürftig genug. Selbst wenn er sich sorgfältig vorbereitet hätte, hätte er die Aufgaben kaum lösen können. Er mußte ganze Fragenkomplexe überschlagen, weil sie Spezialgebiete behandelten, die er gestern nicht mehr büffeln konnte. Wenn er doch nur genügend Zeit gehabt hätte, sich einigermaßen vorzubereiten!
    Auch für die anderen war die Prüfung nicht leicht. Er sah seine Kommilitonen über ihre Tische gebeugt — oder unter den Tischen, wenn das ihrer Lebensweise entsprach. Sie kritzelten, rechneten, verglichen Werttabellen, Formensammlungen, Toleranzen und Materialbeschreibungen. Selbst Baumwesen schien zu schwitzen. Wenn Baumwesen mit seinem fotografischen Gedächtnis und einer kompletten gespeicherten galaktischen Fachbibliothek unter seiner Rindenhaut schon ins Schwimmen kam, was sollte er dann sagen, ein armer Humanoide von einem rückständigen Planeten?
    Aber Dillingham hielt bis zum bösen Ende durch, wohl wissend, daß seine Note ihn vom Universitätsstudium ausschloß. Er war entschlossen, sein Bestes zu geben, auch wenn er den Anforderungen nicht genügte. Seine Situation war absurd. Doch er wünschte sich immer noch, an der Universität aufgenommen zu werden. Wenn er sich überlegte, was für ein gewaltiges Reservoir an Wissen und Technik ihm sonst entging, wurde ihm regelrecht Übel.
    Während der Nachmittagspause schlief er erschöpft auf seiner Couch ein. Morgen war die letzte Prüfung, der entscheidende Test — Verhör vor dem Universitätsarzt. Das, belehrte man ihn, war die schwerste Hürde für jeden Bewerber. Mehr Aspiranten fielen bei diesem Verhör durch, als bei den beiden Vorprüfungen zusammengenommen.
    Am Abend weckte ihn ein lauter Schrei. »Die Aufnahmechancen der Bewerber werden gerade durchgegeben!« hupte das Nadelkissen und rüttelte Dillingham an der Schulter.
    »Meine Chancen sind einundzwanzig Prozent, nicht ein Zehntel mehr«, murmelte Dillingham schlaftrunken. »Sie sind nicht besser geworden...«
    »Es sind die revidierten Aufnahmechancen«, sagte Nadelkissen. »Sie stützen sich auf die Testergebnisse. Der Summer hat sie gerade angekündigt!«
    Dillingham wurde hellwach. Er erinnerte sich jetzt wieder an den Einführungsvortrag: Für die praktische und wissenschaftliche Prüfu ng wurden keine Noten veröffent licht. Statt dessen wurden die ursprünglichen Aufnahmechancen auf Grund der Prüfungsergebnisse korrigiert. Das gab den aussichtslosen Kandidaten Gelegenheit, zurückzutreten, ehe sie sich vor dem Rat der Universität eine Absage einhandelten. Zweifellos vereinfachte das auch die Arbeit dieser Behörde, weil sich dann weniger Bewerber dem Verhör stellten.
    Im Halbkreis scharten sich die Kandidaten um das Übersetzergerät in der Mitte des Wohnraumes. Die Ergebnisse wurden in der Reihenfolge von oben nach unten durchgegeben. Dillingham wunderte sich, warum man in dieser Angelegenheit nicht

Weitere Kostenlose Bücher