Der Retter von Dent-All
Ihr Zustand bis morgen früh, wenn die Klinik öffnet, erträglicher wird. Dann wird ein zugelassener Zahnarzt die Behandlung durchführen. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Es tut schrecklich weh«, klagte die Auster.
Dillingham suchte den Planeten des Patienten aus dem galaktischen Adreßbuch und ließ sich von der Automatik die Formel für ein angemessenes Betäubungsmittel geben. Der Robotapotheker spuckte eine Tube und einen Tupfer aus. Dillingham drückte das Betäubungsmittel aus der Kunststofftube und verteilte es vorsichtig mit dem Tupfer neben dem schadhaften Zahn auf dem Kiefer. Er mußte sein Temperament beherrschen, weil der Patient selbst bei dieser harmlosen Operation nicht stillsitzen wollte. Während Dillingham wartete, bis das Betäubungsmittel wirkte, ließ er sich vom Translatorgerät weitere Informationen geben. Der >Übersetzer< war ein sehr vielseitiges Gerät.
»Die beherrschende Gattung des Planeten Auster«, gab der Translator Auskunft. »Außerordentlich intelligente, nicht spezialisierte, emotional ausgeglichene Lebensform.« Dillingham versuchte, diese Informationen mit dem Verhalten seines Patienten in Einklang zu bringen. Sein Patient schien erheblich von der Norm der Austern abzuweichen. Dillingham ließ sich noch mehr Auskünfte über die Austern geben - über ihre physische Konstitution, ihre Lebenserwartung und wie vorsichtig man bei der Zahnbehandlung bohren mußte. Allerdings bekam er keinen Hinweis, daß gegen eine Notbehandlung Bedenken bestanden.
Er führte einen Spreizer ein (ungeachtet der Proteste des Patienten), und entfernte mühelos die Speisereste mit einem Löffelreiniger.
Doch beim Anblick des Diamantbohrers zuckte die Auster zusammen. »Tut schrecklich weh!« winselte das Wesen.
»Ich habe Ihnen eine entsprechende örtliche Betäubung gegeben«, erklärte Dillingham geduldig. »Sie werden keine Schmerzen spüren. Nur eine leichte Vibration. Es tut überhaupt nicht weh. Sehen Sie? Das ist ein ganz gewöhnlicher Bohrer, mit dem Sie schon öfters behandelt worden sind.« Im stillen staunte Dillingham, wie rasch er sich den Standardgeräten der Galaxis angepaßt hatte. Dieser Bohrer arbeitete mit 250 000 Umdrehungen Minute, war also den Hochgeschwindigkeitsbohrern Erde turmhoch überlegen. Die Wirkung war geradezu phänomenal. »Ich muß das angegriffene Zahnbein entfernen und...«
Die Auster klappte einfach ihren Mund und dann ihre Schale zu. »Tut schrecklich weh!« drang es durch die zusammengepreßte Schale.
Dillingham dachte daran, wieviel kostbare Zeit hier vergeudet wurde. Wenn e r nicht bald zu seinen Prüfungs texten zurückkehrte, verspielte er auch seine letzte Chance, das schriftliche Examen zu bestehen.
Er seufzte und legte die Bohrmaschine zur Seite. »Vielleicht kann ich die Zahnhöhle auch mit dem Handbesteck reinigen«, murmelte er. »Dazu brauche ich aber diesen Speicheldamm aus Gummi, weil es mit dem Handbesteck viel länger dauert.«
Ein Blick auf den Patienten belehrte ihn, daß auch der Speicheldamm nicht in Frage kam. Dillingham unterdrückte einen Fluch und legte den Gummidamm ins Fach zurück. Mit diesem Gerät hätte er das Operationsfeld sauber und trocken halten können, während er das angegriffene Zahnbein entfernte.
Jetzt mußte er einen Knochenmeißel nehmen, um durch das überstehende Zahnbein bis an die Höhlung heranzukommen. Jedesmal, wenn er den kleinen Hammer hob, zuckte der Patient zusammen. Dillingham wünschte sich seine Assistentin herbei. Auf der Erde hatte Miss Galland auch den nervösesten Patienten zum Stillsitzen gebracht. Er schielte hinüber zur Hammermaschine. Aber das Gerät kam natürlich ebenfalls nicht in Frage. Dieser Patient hätte vor Schreck wahrscheinlich den Hammer verschluckt.
Es war eine verdammt heikle und schwierige Behandlung. Er mußte immer wieder den Meißel neu ansetzen, um die Wände der kugelförmigen Höhlung zu reinigen. Er konnte kaum sehen, was er da tat. Er hätte eine dritte Hand gebraucht, die ihm den Mundspiegel über das Operationsfeld hielt. Er mußte die Füllung schräg in die Zahnkrone hineinpressen. Eine Klasse-II-Füllung als Provisorium herzustellen war viel schwieriger als eine permanente Plombe. Die Arbeit war eine Zumutung, wenn man keine Geräte dabei verwenden durfte. Er hätte die Behandlung ohne weiteres beschleunigen können. Schließlich mußte die Füllung ja nur bis zum Morgen halten. Aber Dillingham hatte nicht das Talent zum Pfuschen. Selbst bei einem
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