Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Retter von Dent-All

Der Retter von Dent-All

Titel: Der Retter von Dent-All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
lächelnd sagte: »Mom! Mom! Er hat seit zweihundert Jahren überhaupt nicht gebohrt!«
    Dillingham erhob sich von seinem Schemel und kehrte in den Behandlungsraum zurück. Miss Galland, seine tüchtige Assistentin, hatte den dritten Patienten gewiß schon für die Behandlung vorbereitet. So brauchte er sich wenigstens nicht mit den lästigen Einzelheiten aufzuhalten.
    Jemand saß bereits auf dem Stuhl.
    Dillingham setzte sein gütiges Lächeln auf, das er immer für neue Patienten bereithielt, wusch sich die Hände und nahm einen frischen Mundspiegel zur Hand. Er drehte sich um und... Erstarrte.
    Das Gesicht über der Kopfstütze war fremdartig. Es war humanoid, doch die Menschenähnlichkeit war nicht sehr ausgeprägt. Eine hohe, flache Stirn, darunter weit auseinanderliegende, schmale Augen. Die Nase nur ein dreifacher Schlitz. Der Mund des Patienten war geschlossen. Dünne, purpurfarbene Lippen spannten sich darüber.
    Ehe Dillingham sein eingefrorenes Lächeln durch einen passenden Ausdruck ersetzen konnte, hörte er ein Geräusch. Er blickte auf und sah ein zweites humanoides Wesen, das sich mit dem Schlüssel an der Tür beschäftigte. Das Wesen mußte hinter der Tür gelauert haben, bis Dillingham den Behandlungsraum betreten hatte. Die Ähnlichkeit mit dem Humanoiden auf dem Behandlungsstuhl war mit einem Blick zu erkennen, doch Dillingham konzentrierte sich jetzt ausschließlich auf die sichtbare rechte Hand des Fremden an der Tür: Sie war grau, und die Finger schienen nur aus zwei Gliedern zu bestehen.
    Dillingham suchte krampfhaft nach einer geistreichen Bemerkung, um mit dieser eigenartigen Situation fertig zu werden.
    »Meine Herren, hier muß ein Mißverständnis vorliegen. Ich bin Zahnarzt und kein Schönheitschirurg!«
    Die beiden Wesen verzogen keine Miene. Der Fremde an der Tür richtete sich auf und sah ihn schweigend an.
    Natürlich hatte sich da jemand einen Jux ausgedacht. Nichts auf der Erde glich diesen Wesen. Wahrscheinlich zwei Schüler von der Oberstufe des Gymnasiums, dachte Dillingham. Da gab es doch heutzutage solche Gummi- und Plastikmasken zu kaufen, die man sich über das Gesicht zog und die sich so natürlich bewegten wie echte Gesichtshaut. Makaber, dachte Dillingham. So etwas bringt nur die Leute zum Lachen, die sich diesen Unsinn ausdenken: Er wunderte sich allerdings, wie die beiden an Miss Galland vorbeigekommen waren.
    »Jungs, meine Zeit ist kostbar. Ihr habt euren Spaß gehabt und jetzt...«
    Der eine auf dem Behandlungsstuhl öffnete den Mund.
    Dillingham ließ den Mundspiegel fallen. Keine Maske konnte so fest anliegen. Und dieser Mund war einfach unglaublich. Keine Zunge, kein Speichel. Und die Zähne...
    Es gehörte selbstverständlich zu seinem Beruf, die normalen Kiefer und die abnormalen Extremfälle menschlicher Mundhöhlen in Wort und Bild zu beherrschen. Dieser Mund übertraf jedoch bei weitem jeden Extremfall. Dennoch war es zweifellos ein funktionstüchtiger Mund in einem echten, funktionstüchtigen Gesicht. Da also das Gesicht keine Maske sein konnte und kein irdischer Kiefer solche Beißerchen hatte...
    Er beschloß, erst gar keine Fragen zu stellen, weil die Antworten sowieso sein Fassungsvermögen übersteigen würden. Das war weder ein Jux noch eine Routineangelegenheit. Aus irgendwelchen Gründen waren zwei Fremde — offensichtlich zwei außerirdische Wesen — in seine Praxis zur Behandlung gekommen.
    Zweifellos war es kein Zufall, daß eines der beiden Wesen auf seinem Behandlungsstuhl saß. Warum saß es dort? Weil es Zahnschmerzen hatte, ganz klar.
    Leider paßten die Armstützen und die Rückenlehne nicht ganz für den Patienten. Doch mit ein paar Hebelbewegungen war dieses Handicap beseitigt. Dann spielte Dillingham ein bißchen unsicher mit seinen chirurgischen Bestecken herum. Vielleicht waren diese Wesen gefährlich. Er durfte sich keinen Schnitzer leisten.
    »Dr. Dillingham!« rief eine Stimme im Flur. Der Fremde an der Tür fuhr zusammen, und plötzlich hielt er etwas Glitzerndes in der Hand. Bis jetzt hatten die beiden Wesen noch keine einzige Silbe gesprochen. Hören konnten sie offenbar ganz ausgezeichnet.
    »Dr. Dillingham!« wiederholte die Stimme, und der Türknopf drehte sich. Miss Galland stand im Flur. »Sind Sie im Behandlungszimmer? Warum ist denn die Tür abgeschlossen...?«
    Der Wächter an der Tür drehte den glitzernden Gegenstand zwischen den Fingern. Er sah aus wie eine Vorsatzlinse. Das Wesen richtete das Ding auf die

Weitere Kostenlose Bücher