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Der Retter von Dent-All

Der Retter von Dent-All

Titel: Der Retter von Dent-All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Warum hörte der Rat ihn überhaupt an, wenn er nur Noten für Prüfungsarbeiten verteilte, deren Ergebnisse zweifelhaft waren? Schließlich hatten seine Kommilitonen bei den Ergebnissen ein bißchen nachgeholfen, und er selbst hatte durch einen unglücklichen Zufall wertvolle Vorbereitungszeit verloren. Warum verhörte der Rat die Kandidaten, wenn er sich nur an eine Schablone hielt? Da mußte mehr dahinterstecken.
    »Wir wenden uns jetzt Ihrer praktischen Prüfungsarbeit zu«, sagte das Wabenwesen im Stützrahmen. Seine Gelatinewaben vibrierten wie eine Membrane, aber die Stimme drang aus dem Übersetzungsgerät. »Warum haben Sie bei einigen Prüfungsstücken die Behandlung verweigert?«
    »Sprechen Sie jetzt von dem Modell Nr. 17? Ich war mit der Anatomie dieses Kiefers nicht vertraut und konnte es deshalb nicht sachkundig behandeln.«
    »Sie verweigerten also nur die Behandlung, weil Sie dieses Prüfungsstück nicht bewältigen konnten.« Wieder dieser ätzende Spott in der mechanischen Stimme.
    »Nein. Ich hätte einen Eingriff gewagt, wenn ich deutlichere Hinweise auf die Struktur des Kiefers besessen hätte. Aber der Kiefer war nicht vollständig. Die Hinweise reichten meiner Meinung nach nicht aus, eine Behandlung zu rechtfertigen.«
    »Aber Sie hatten doch nur ein Modell vor sich — ein totes Stück Knochen, dem Sie mit einem Eingriff nicht schaden konnten. Sie waren sich doch bewußt, daß eine unrichtige Behandlung immer noch eine bessere Note einbringen würde als gar keine Behandlung, oder?«
    Dillingham hatte das tatsächlich nicht gewußt. »Ich ging davon aus, daß die Modelle so zu behandeln sind als wären es lebendige Wesen. Ich habe sie mit der gleichen Rücksicht versorgt, die ich einem lebendigen, gefühlsbegabten Lebewesen entgegenbringen würde. Wenn man einen kranken Zahn bei einem lebenden Patienten nicht behandelt, kann das zum Verlust des Zahnes führen. Aber eine unsachgemäße Behandlung kann einen viel größeren Schaden anrichten. Manchmal ist es besser einen Eingriff zu unterlassen.«
    »Erklären Sie uns das näher!«
    »Als ich den Planeten Elektrolus besuchte, erkannte ich, daß die Metallplomben in den Zähnen der Eingeborenen das Sprachvermögen der Behandelten empfindlich störten. Diese Sprachstörungen wirkten sich katastrophal auf das Wohlbefinden der Patienten aus. Das bewies mir eindrücklich, wie gefährlich Ignoranz sein kann, selbst wenn sie gut gemeint ist. Und dabei handelte es sich nur um eine simple Metallfüllung!«
    »Der Vorsitzende der zahnärztlichen Vereinigung des Planeten Elektrolus ist Lehrstuhlinhaber dieser Universität. Werfen Sie ihm etwa Ignoranz vor?«
    Verdammt!
    »Vielleicht ist ihm das Problem nicht bewußt geworden«, versuchte Dillingham die hier lauernde Falle zu umgehen.
    »Wir werden später noch einmal auf dieses Problem zurückkommen«, sagte der Purpurschwamm mit grimmiger Stimme. Dillinghams Argumente schienen die Mitglieder des Rates nicht beeindruckt zu haben.
    »Sie haben auch das Modellstück Nummer 36 ignoriert«, sagte das Wabenwesen. »Sind Sie hier dem gleichen Prinzip gefolgt?«
    »Ja. Der Kiefer war mir so fremd, daß ich keineswegs voraussetzen konnte, daß hier ein Leiden oder ein anatomischer Schaden vorlag. Ich konnte also überhaupt nicht an eine Behandlung denken. Ich gebe zu, es war töricht von mir, daß ich die Labialhöhle nicht plombiert habe, wenn ich Ihr Notensystem in Betracht ziehe. Trotzdem bleibt es dabei. Meine Einstellung verbot mir jeden Eingriff.«
    »Wie lange haben Sie für Ihren Entschluß gebraucht, keinen Eingriff zu machen?« fragte das Wabenwesen mit zuckersüßer Stimme.
    »Eine halbe Stunde.« Es hatte natürlich keinen Zweck, diesen Herren zu erklären, daß er das Modell Nr. 36 Zentimeter für Zentimeter abgesucht hatte, um eine Ähnlichkeit mit ihm vertrauten Kieferbildungen zu entdecken.
    »Wenn ich Ihnen mal eine Frage stellen darf — welcher Eingriff wäre bei diesem Modell denn richtig gewesen?«

»Gar keiner. Es war ein gesunder Kiefer.«
    Dillingham blieb für einen Moment die Luft weg. »Wenn ich also den hohlen Zahn — was aussah wie ein hohler Zahn
    — plombiert hätte...« »... würden Sie die Gesundheit dieses extragalaktischen Lebewesens zerstört haben.« »Dann half also meine Entscheidung bei Kiefer Nummer 36, meine Examensnote zu verbessern!«
    »Nein. Ihre Entscheidung beruhte nur auf Ungewißheit, nicht auf einer zutreffenden Diagnose. Damit haben Sie nur Ihre Bewertung

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