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Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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French konnte es gar nicht erwarten, über sein Honorar zu sprechen.
    »Fünfzig Prozent vorab für die Anwälte, dann die Spesen, der Rest ging an die Mandanten. Das ist das Schlechte an Erfolgshonorarvertragen - der Mandant bekommt die Hälfte. Außerdem musste ich noch mit anderen An-wälten abrechnen. Aber am Ende blieben dreihundert Millionen und ein paar Zerquetschte übrig. Das ist das Schöne an Sammelklagen auf Schadenersatz, Ray. Man schleppt die Mandanten lastwagenweise an, schließt für alle gleichzeitig einen Vergleich ab und behält die Hälfte.«
    Keiner der beiden aß. Es lag zu viel Geld in der Luft.
    »Dreihundert Millionen Honorar?«, wiederholte Ray ungläubig.
    French gurgelte mit dem Wein. »Ist doch wundervoll, nicht wahr? Das Geld strömt so schnell herein, dass ich es gar nicht alles ausgeben kann.«
    »Sieht aus, als würden Sie Ihr Bestes tun.«
    »Und das ist erst die Spitze des Eisberges. Haben Sie schon mal von einem Medikament namens Minitrin gehört? «
    »Ich habe mir Ihre Website angesehen.«
    »Wirklich? Was meinen Sie dazu?«
    »Ganz schön clever. Zweitausend Minitrin-Fälle.«
    »Inzwischen sind es dreitausend. Minitrin ist ein Medikament gegen Bluthochdruck, das gefährliche Nebenwirkungen hat. Wird von Shyne Medical hergestellt. Die haben mir fünfzigtausend pro Fall angeboten, aber ich habe abgelehnt. Vierzehnhundert Kobril-Fälle … Das ist ein Antidepressivum, von dem wir vermuten, dass es zu Gehörverlust führt. Je von Skinny Ben gehört?«
    »Ja.«
    »Wir haben dreitausend Skinny-Ben-Fälle. Und fünfzehnhundert …«
    »Ich habe die Liste gesehen. Ich nehme an, die Website ist auf dem aktuellen Stand.«
    »Natürlich. Ich bin der neue König der Schadenersatzprozesse in diesem Land. In meiner Kanzlei arbeiten außer mir dreizehn Anwälte, und ich bräuchte vierzig.«
    Der Steward sammelte die Reste ein, bevor er den Schwertfisch vor ihnen abstellte und den nächsten Wein brachte, obwohl die angebrochene Flasche noch halb voll war. French durchlief das übliche Probierritual und nickte schließlich geradezu widerstrebend. Für Ray schmeckte der Wein fast wie die ersten beiden.
    »Das verdanke ich alles Richter Atlee.«
    »Wie das?«
    »Er hatte den Mut, die richtige Entscheidung zu treffen und in Hancock County gegen Miyer-Brack zu verhandeln, anstatt den Fall an ein Bundesgericht zu verweisen. Er verstand das Problem und hatte keine Angst, sie zu bestrafen. Der richtige Zeitpunkt ist alles, Ray. Weniger als sechs Monate nach seinem Urteil hatte ich dreihundert Millionen Dollar in der Tasche.«
    »Haben Sie die gesamte Summe behalten?«
    French war gerade dabei, die Gabel zum Mund zu führen. Er zögerte ei-ne Sekunde, dann nahm er den Fisch und kaute eine Welle darauf herum.
    »Ich verstehe die Frage nicht«, meinte er schließlich.
    »Ich glaube doch. Haben Sie Richter Atlee etwas von dem Geld gegeben?«
    »Ja.«
    »Wie viel?«
    »Ein Prozent. «
    »Drei Millionen Dollar?«
    »Und ein paar Zerquetschte. Der Fisch ist köstlich, finden Sie nicht?«
    »Allerdings. Warum?«
    French legte Messer und Gabel ab und fuhr sich erneut mit beiden Händen durch die Locken. Dann wischte er sie an der Serviette ab und schwenkte sein Weinglas. »Ich glaube, es gibt eine Menge Fragen. Warum, wann, wie, wer.«
    »Sie sind ein guter Geschichtenerzähler, fangen Sie einfach an.«
    Erneut wurde das Glas geschwenkt, dann folgte ein genüsslicher Zug.
    »Es ist nicht das, was Sie denken. Obwohl ich Ihren Vater und jeden anderen Richter auch bestochen hätte, um dieses Urteil zu erreichen. Ich habe das früher getan und würde es jederzeit wiederholen. Das zähle ich unter allgemeine Unkosten. Ehrlich gesagt, fand ich ihn und seinen Ruf so Respekt einflößend, dass ich mich nicht traute, ihm einen Handel vorzuschla-gen. Er hätte mich ins Gefängnis geworfen.«
    »Und Sie dort verrotten lassen.«
    »Ja, ich weiß, mein Vater hatte mich davon überzeugt. Also spielten wir ehrlich. Im Prozess wurde mit harten Bandagen gekämpft, aber ich hatte die Wahrheit auf meiner Seite. Ich gewann. Das brachte mir viel Geld ein, und inzwischen verdiene ich noch mehr an meinen Prozessen. Gegen Ende des vergangenen Sommers, nachdem wir den Vergleich geschlossen hatten und das Geld angewiesen worden war, wollte ich mich erkenntlich zeigen. Leute, die mir helfen, vergesse ich nicht, Ray. Ein neues Auto hier, eine Eigen-tumswohnung dort, ein Sack Bargeld als Gegenleistung für einen Gefallen.
    Ich kämpfe mit

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