Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Fakultät oder für irgendeinen guten Zweck, damit Sie sich besser fühlen.«
    »Warum gebe ich es nicht einfach Gordie, damit er mich nicht erschießt?«
    French ließ den Löffel sinken und sah sich um, als würden sie be-lauscht. »Also, hören Sie: Wir haben Gordie letzte Nacht drüben in Pascagoula aufgespürt. Wir sind ihm dicht auf den Fersen, okay? Innerhalb von vierundzwanzig Stunden dürften wir ihn haben.«
    »Und dann wird er neutralisiert?«
    »Auf Eis gelegt.«
    »Auf Eis gelegt?«
    »Gordie ist bald Vergangenheit, und Ihr Geld ist bald in Sicherheit.
    Sie müssen nur noch ein wenig durchhalten.«
    »Ich würde jetzt gern gehen.«
    French wischte sich ein wenig Sahne von der Unterlippe, griff nach seinem Mini-Funkgerät und wies Dickie an, das Boot vorzubereiten.
    Minuten später waren sie fertig zum Einsteigen.
    »Sehen Sie sich die hier an«, sagte French und reichte Ray einen Umschlag.
    »Was ist das?«
    »Fotos von den Priest-Brüdern. Nur für den Fall, dass sie Ihnen über den Weg laufen.«

    Ray ignorierte den Umschlag, bis er in Hattiesburg, neunzig Minuten nördlich der Küste, eine Pause einlegte. Er tankte und erstand ein in Zellophan eingewickeltes Sandwich, das entsetzlich schmeckte. Dann war er schon wieder unterwegs. Er hatte es eilig, Clanton zu erreichen, wo Harry Rex den Sheriff und sämtliche Hilfssheriffs kannte.
    Gordie blickte auf dem Polizeifoto von 1991 besonders bedrohlich drein, aber seine Brüder Slatt und Alvin wirkten auch nicht angenehmer.
    Ray hätte nicht sagen können, wer älter und wer jünger war. Nicht dass es von Bedeutung war. Keiner der drei ähnelte dem anderen. Eine ver-kommene Brut. Dieselbe Mutter, aber mit Sicherheit drei verschiedene Väter.
    Von ihm aus konnte jeder der Brüder eine Million haben, dachte er.
    Hauptsache, sie ließen ihn in Ruhe.

33
    Als zwischen Jackson und Memphis das Hügelland begann, schien die Küste Lichtjahre entfernt zu sein. Ray hatte sich oft gefragt, wie ein solch kleiner Staat so gegensätzlich sein konnte: die Delta-Region mit den reichen Baumwoll- und Reispflanzungen und der Armut, die Fremde immer wieder überraschte; die Küste mit ihrer Mixtur aus Einwanderern verschiedenster Nationen und Rassen und der Lässigkeit, für die New Orleans bekannt war; und schließlich das Hügelland, das immer noch weitgehend trocken war und wo die meisten Bewohner jeden Sonntag in die Kirche gingen. jemand aus dem Hügelland würde die Küste nie verstehen und im Delta niemals akzeptiert werden. Ray war froh, dass er in Virginia lebte.
    Patton French war nur ein Traum, sagte er sich immer wieder. Eine Co-mic-Figur aus einer anderen Welt, eine aufgeblasene Nervensäge, die von ihrem eigenen Ego verzehrt wurde. Verlogen, korrupt, ein schamloser Verbrecher.
    Doch immer wenn er auf den Beifahrersitz sah, starrte ihm von dort das drohende Gesicht Gordie Priests entgegen. Schon auf den ersten Blick war klar, dass dieses Vieh alles für das Geld tun würde, das Ray immer noch durch das Land kutschierte.
    Eine Stunde von Clanton entfernt, als er sich wieder in Reichweite eines Sendemasts befand, klingelte sein Handy. Ein sehr aufgeregter Fog Newton war dran. »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt?«, wollte er wissen.
    »Sie würden’s doch nicht glauben.«
    »Ich habe den ganzen Morgen über versucht, Sie zu erreichen.«
    »Was ist los?«
    »Wir hatten hier ein bisschen Aufregung. Letzte Nacht, nachdem das Terminal für Privatflieger geschlossen war, schlich sich jemand auf das Rollfeld und brachte an der linken Tragfläche der Bonanza einen Brandsatz an. Ein Hausmeister im Hauptterminal entdeckte die Flammen und holte die Feuerwehr.«
    Ray war an den Rand der Interstate 55 gefahren und hielt an. Er grunzte etwas ins Telefon, und Fog sprach weiter. »Der Schaden ist aber ziemlich groß. Es war zweifellos Brandstiftung. Sind Sie noch dran?«
    »Ich höre. Wie groß ist der Schaden?«

    »Linke Tragfläche, Motor und ein Großteil des Rumpfs. Aus Sicht der Versicherung wohl ein Totalschaden. Der Brandexperte ist bereits hier und jemand von der Versicherung ebenfalls. Wenn die Tanks voll gewesen wäre, wäre das Ding wie eine Bombe explodiert.«
    »Wissen die anderen Besitzer Bescheid?«
    »Ja, die waren alle schon hier. Natürlich stehen sie ganz oben auf der Liste der Verdächtigen. Zum Glück waren Sie nicht in der Stadt. Wann kommen Sie zurück?«
    »Bald.«
    Ray nahm die nächste Ausfahrt und fuhr auf den geschotterten Parkplatz eines LKW-Stopps,

Weitere Kostenlose Bücher