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Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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meinte Forrest, der Mann, der keine Ausnahmen machte. An Ray gewandt fügte er hinzu: »Und wie ist es dir ergangen?«
    »Ich habe beim Blacklack ein paar Tausender gewonnen. Sogar ein Zimmer haben sie mir umsonst gegeben.«
    »Ich musste für das verdammte Bett bezahlen«, sagte Harry Rex. »Wahrscheinlich für die ganze Etage.«
    »Ich finde die Gratisdrinks toll«, meinte Forrest. »Zwanzig Mäuse für ein Glas.«
    Ray schluckte und beschloss, den Köder auszuwerfen. »Ich habe Streichhölzer aus dem Santa Fe auf Vaters Schreibtisch gefunden. War er mal heimlich dort?«
    »Klar«, erwiderte Harry Rex. »Wir sind einmal im Monat zusammen hingegangen. Er liebte die Würfel.«
    »Der Alte hat gespielt?«, fragte Forrest.
    »Ja.«
    »So viel zum Rest meines Erbes. Was er nicht verschenkt hat, hat er verspielt.«
    »Nein, er war ein ziemlich guter Spieler.«
    Ray tat so, als wäre er genauso schockiert wie Forrest, dabei war er vor allem erleichtert, weil er endlich den ersten, wenn auch mageren Hinweis bekommen hatte. Es schien allerdings nahezu unmöglich, dass der Richter sein Vermögen angehäuft hatte, indem er einmal pro Woche würfelte.
    Doch darum würde er sich später mit Harry Rex kümmern.

13
    Im Angesicht des nahenden Todes hatte der Richter seine Angelegenheiten gewissenhaft in Ordnung gebracht. Die wichtigen Dokumente befanden sich sortiert und aufgeräumt in seinem Arbeitszimmer.
    Zuerst arbeiteten sie sich durch den Mahagonischreibtisch. Eine Schublade enthielt Kontoauszüge der letzten zehn Jahre, die nahezu fehlerlos chronologisch geordnet waren. Die Steuererklärungen lagen in einer anderen. Es gab dicke Bücher, in die der Richter jede einzelne seiner Spenden eingetragen hatte. Die größte Schublade war voller brauner Hefter, es mussten Dutzende sein. Darin befanden sich Akten über Vermögenssteu-ern, medizinische Unterlagen, alte Urkunden und Besitztitel, offene Rechnungen, Protokolle von juristischen Konferenzen, Arztbriefe, Unterlagen über seine Rente. Ray blätterte die Mappen alle durch, ohne sie zu öffnen, bis auf die mit den unbezahlten Rechnungen. Er fand nur eine, über 13,8o Dollar von Wayne’s, einer Rasenmäherwerkstatt, die von letzter Woche datierte.
    »Es ist immer seltsam, die Unterlagen von jemandem zu ~durchwühlen, der gerade gestorben ist«, sagte Harry Rex. »Ich komme mir schäbig vor, wie ein Spanner.«
    »Eher wie ein Detektiv auf der Suche nach Indizien«, widersprach Ray. Mit offenem Hemdkragen und hochgekrempelten Ärmeln saßen sie einander gegenüber, Ray auf der einen Seite des Schreibtischs, Harry Rex auf der anderen, zwischen sich stapelweise Beweismaterial.
    Forrest war so hilfreich, wie man es von ihm gewohnt war. Er hatte sich nach dem Mittagessen statt einem Nachtisch ein halbes Sechserpack Bier genehmigt und schlief nun laut schnarchend in der Hollywoodschaukel auf der Veranda.
    Immerhin war er hier und nicht auf einer seiner üblichen Sauftouren. In den zurückliegenden Jahren war er oft genug einfach verschwunden. Niemand in Clanton wäre überrascht gewesen, wenn er die Beerdigung seines Vaters verpasst hätte. Es wäre nur ein weiterer Minuspunkt für den verrückten Atlee-Jungen gewesen, eine weitere Anekdote zum Erzählen.
    In der letzten Schublade fanden sie - zusammen mit einer Schachtel, die offenbar Patronen für den Revolver enthielt - persönlichen Krimskrams: Füller, Pfeifen, Fotos des Richters, wie er mit Freunden an einem Bartresen saß, ein paar ältere Bilder auch von Ray und Forrest, die Heiratsurkunde, den Totenschein der Mutter. In einem alten, ungeöffneten Umschlag steckte ein Zeitungsausschnitt mit ihrem Nachruf aus dem Clanton Chronicle, erschienen am 12. Oktober 1969, komplett mit Bild. Ray las ihn und reichte ihn dann Harry Rex.
    »Erinnerst du dich an sie?«
    »ja, ich war bei ihrer Beerdigung«, erwiderte Harry Rex mit einem Blick auf das Foto. »Sie war eine hübsche Lady und hatte wenige Freunde.«
    »Warum das?«
    »Sie stammte aus dem Mississippi-Delta, und die meisten Leute von da haben einen guten Schuss blaues Blut in den Adern. Genau das gefiel dem Richter an einer Frau, aber es hat hier leider nicht so gut hergepasst. Sie dachte, sie heiratet Geld. Doch Richter waren damals noch nicht auf Rosen gebettet, und so musste sie sich ziemlich anstrengen, um besser zu sein als die anderen.«
    »Du mochtest sie nicht.«
    »Nicht besonders. Sie fand, ich sei ungeschliffen.«
    »Wie kam sie nur darauf?«
    »Ich mochte deinen

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