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Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Ziel an diesem Tag war es, das Geld in den Kasinos in Umlauf zu bringen, um zu gewährleisten, dass es weder gefälscht noch gekennzeichnet, noch sonst irgendwie mit besonderen Merkmalen versehen war. Seit seinem Besuch in Tunica am vergangenen Montag war er ohnehin schon ziemlich sicher, dass es echt war.
    Inzwischen wünschte er sich fast, das Geld wäre markiert. Dann würde ihn vielleicht das FBI aufspüren und ihm endlich sagen, woher es stammte.
    Er hatte nichts Unrechtes getan. Der Schuldige war tot. Das FBI konnte ruhig kommen.
    An einem Blackjack-Tisch entdeckte er einen freien Stuhl. Er setzte sich und legte fünf Scheine hin, um Jetons zu bekommen. »Grüne«, sagte er wie ein erfahrener Spieler.
    » Fünfhundert zum Wechseln«, leierte die Geberin herunter, ohne richtig aufzusehen.
    »Wechseln Sie«, sagte der Pit Boss. An den Tischen befanden sich zahlreiche Menschen. Im Hintergrund hörte man das Klingeln der Spielautomaten. Beim Craps in der Nähe ging es hoch her, Männer brüllten auf die Würfel ein.
    Als die Geberin Rays Scheine entgegennahm, erstarrte er für eine Sekunde, denn sämtliche anderen Spieler glotzten ungeniert darauf. Sie selbst spielten ausschließlich mit Fünf- oder Zehn-Dollar-Jetons. Amateure. Die große Summe löste unverhohlene Bewunderung aus.
    Die Geberin legte die Scheine des Richters - die offenbar alle hundert-prozentig echt waren - in die Geldkassette vor sich und zählte Ray zwanzig grüne Fünfundzwanzig-Dollar-Jetons hin. In der ersten Viertelstunde verlor er fast die Hälfte davon, dann ging er los, um sich ein Eis zu kaufen. Zweihundertfünfzig Mäuse aus dem Fenster geworfen und nicht der Anflug eines schlechten Gewissens.
    Er schlenderte an den Craps-Tischen vorbei und beobachtete das Chaos.
    Es war ihm unmöglich, sich vorzustellen, dass sein Vater ein so kompliziertes Spiel beherrschte. Wo in Ford County, Mississippi, lernte man zu würfeln?
    Einem dünnen Glücksspiel-Ratgeber zufolge, den er sich in einer Buchhandlung besorgt hatte, war der grundlegende Einsatz beim Craps eine Come-Wette. Allen Mut zusammennehmend, drängelte Ray sich durch die Menge und legte seine verbliebenen zehn Jetons auf die Pass-Line des Spielfeldes. Die Würfel zeigten zwölf Augen, der Dealer strich die Jetons ein, und Ray verließ das Rio, um nebenan ins Princess zu gehen.
    Innen sahen die Kasinos alle gleich aus. Alte Leute starrten resigniert auf die Spielautomaten. Es klingelten immer gerade so viele Münzen in der Ausgabe, dass sie bei der Stange blieben. Die Blackjack-Tische waren um-ringt von Spielern, die sich leise unterhielten und dazu auf Kosten des Hauses Bier und Whiskey tranken. Um die Craps-Tische scharten sich ernst dreinblickende Spieler, die den Blick nicht von den Würfeln nahmen. Ein paar Asiaten spielten Roulette. Bedienungen in lächerlichen Kostümen, die viel Haut zeigten, trugen Drinks durch die Gegend.
    Ray suchte sich einen Blackjack-Tisch aus und wiederholte die Prozedur. Auch diesmal bestanden die fünf Scheine die Überprüfung der Geberin. Er setzte hundert Dollar auf das erste Blatt, doch statt rasch zu verlieren, begann er zu gewinnen.
    Er hatte viel zu viel ungeprüftes Geld in der Tasche, um sich mit dem Sammeln von Jetons aufzuhalten. Beim nächsten Wechseln zog er deshalb zehn Scheine heraus und bat um Hundert-Dollar-Jetons. Die Geberin informierte den Pit Boss, der ein zahnlückiges Lächeln zeigte und ihm viel Glück wünschte. Eine Stunde später verließ Ray den Tisch mit zweiundzwanzig Jetons.
    Nächste Station auf seiner Route war das Forum, ein betagt aussehendes Etablissement, in dem es nach abgestandenem Zigarettenrauch stank, der nur dürftig mit billigem Desinfektionsmittel übertüncht war. Auch das Publikum war älter, weil, wie Ray rasch in Erfahrung brachte, das Forum vor allem Vierteldollar-Spielautomaten besaß und alle Gäste über fünfundsechzig je nach Wahl kostenlos frühstücken, Mittag essen oder Abend essen konnten. Die Bedienungen waren jenseits der vierzig und hatten längst nicht mehr den Ehrgeiz, viel Fleisch zu zeigen. Sie liefen in einer Art Trai-ningsanzug mit dazu passenden Turnschuhen herum.
    Höchsteinsatz beim Blackjack waren zehn Dollar pro Spiel. Der Geber zögerte, als er Rays Geld auf dem Tisch liegen sah, und hielt einen Schein gegen das Licht, als erwartete er eine Fälschung. Auch der Pit Boss inspizierte ihn, und Ray probte insgeheim schon einmal seine Ausrede, dass er den Schein drüben im Rio bekommen

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