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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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war. Ein Zipfelchen seines Schwanzes lugte unter den Büschen hervor. Ob ich etwas für ihn erreichen konnte?
    Ich schnürte meine Schuhe zu und stand auf.
    »Bei wem kann man bei euch um Gnade für ihn bitten, Amun Hab? Bei dir oder bei der Königin?«
    »Sowohl als auch. Wir müssen beide zustimmen. Möchtest du denn um Gnade für ihn bitten?«
    »Ja, wenn das geht.«
    Seltsamerweise lehnte Amun Hab mein Ansinnen nicht direkt ab, sondern forderte mich auf: »Nun, dann komm mit. Aber ich warne dich, Bastet Merit ist noch immer schlecht gelaunt.«
    »Wie schön, dass sie sich das leisten kann«, grinste ich. Und Amun Hab schloss sich mir, wenn auch mit anfänglichem Zögern, an.
    Majestät nahm es ungnädig auf.
    »Dieser miese Wicht hat uns fast an den Rand des Ruins gebracht. Was maßt du dir eigentlich an, Katharina? Glaubst du, du kannst ein Verbrechen besser beurteilen als wir? Du weißt nicht, was vorgefallen ist. Nur weil ein ungepflegter Verbrecher dein Mitleid erregt, kommst du schon angerannt und willst ihn begnadigen lassen. Machst du das in deiner Welt auch?«
    Eine gute Frage von Majestät. Würde ich Volkmar Schrader gerne freigesprochen sehen? Falsch, nicht relevant! Er hat ja noch nicht mal seine Strafe bemessen bekommen. Tamara? Schon eher, die bestrafte sich sowieso ständig selbst.
    »Wenn ein solcher Fall in mein Blickfeld geriete, würde ich genauso handeln, Majestät«, erwiderte ich also mit einiger Festigkeit.
    »Und würde man auf dich hören?«
    »Weiß ich nicht. Spielt das hier eine Rolle, Majestät?«
    »Mh.«
    Ich hatte sie ein wenig aus dem Konzept gebracht, und das nutzte ich sofort aus.
    »Kann ich ihm einen Namen geben? Nichts Aufwendiges, nur so einen ganz gewöhnlichen Katzennamen?«
    »Das kannst du schon, aber ich verbiete es dir.«
    »In der Tat, Majestät?«
    »Ja, Katharina. In der Tat. Also untersteh dich!«
    »Ich bitte, mich entfernen zu dürfen, Majestät.«
    »Katharina, du blöde Kuh! Ich verbiete …«
    Ich machte einen hurtigen Abgang, um Majestätens Gefauche zu entgehen, und eilte zügig zum See zurück. Mein Entschluss stand fest. Wenn ich den armen zerzausten Kater wiederfinden würde, wollte ich sehen, ob mir nicht doch ein Name für ihn einfiel.
    Es war schon spät geworden, und die Sonne stand bereits tief über dem Wasser. Mein Katzenwollumhang, den ich vorhin auf dem Felsbrocken liegengelassen hatte, gab mir einen angenehmen Schutz vor der abendlichen Kühle. Ich legte ihn mir um die Schultern, dann suchte ich das Gebüsch ab, in das sich der Dreifarbige vorhin verzogen hatte. Ganz tief unten fand ich ihn dann. Er blinzelte mich erstaunt an und versuchte, sich aus den Dornenranken zu befreien. Ich half ihm so gut es ging und zerkratzte mir Hände und Arme. Der Kater war wirklich sehr schwach. Es kostete ihn ungeheure Mühe, auch nur ein paar Schritte zu laufen. Wahrscheinlich war er völlig entkräftet. Mit den paar Zähnen, die er noch besaß, war er vermutlich kein guter Jäger mehr.
    Obwohl er mich nicht verstehen konnte, schien er doch einen gewissen Wert auf meine Gesellschaft zu legen. Er folgte mir langsam auf den noch immer warmen Felsen und legte sich neben mich. Schwer atmend und schnaufend drückte er dann seinen Kopf an meinen Oberschenkel und schloss die Augen. Als er wieder etwas regelmäßiger Luft bekam, grummelte er leise: »Bleib bitte ein bisschen bei mir, Menschin. Das tut so gut.«
    »Natürlich bleibe ich bei dir, Kater.«
    Ich bemühte mich, so liebevoll wie möglich mit ihm zu sprechen, damit mein Tonfall ihn beruhigte. Wahrscheinlich verstand er mich so, wie ich die Menschel verstehen konnte, wenn ich den Ohrring trug. Oder als ob ich in einer völlig fremden Sprache redete. Aber Fellkraulen und sanftes Summen sind ein universales Verständigungsmittel. Und so saßen wir dann wieder da und sahen zu, wie die Sonne in einem Glutball ins Wasser tauchte. Lavendelfarben verblasste am Himmel dann das letzte Licht, und die dunkelblaue Nacht spannte ihren sternenblinkenden Schirm über uns auf. Der Namenlose schien zu schlummern, zumindest ruhte er zufrieden an meiner Seite.
    Ich grübelte nach. Sollte ich mich wirklich der Königin widersetzen? Aber was konnte mir schon geschehen? Schlimmstenfalls musste ich das Land verlassen. Aber dann war auch jede Hoffnung auf Heilung für sie verschüttgegangen. Also hatte ich doch eigentlich nichts zu verlieren. Darum suchte ich nach einem Namen für den Namenlosen.
    Es gestaltete sich schwieriger, als

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