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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zu kommen.
    »Nun, du hast einen heftigen Kampf mit dem Bösen ausgefochten, meine Liebe«, sagte der rabenschwarze, sehnige Kater, als er durch den Efeuvorhang trat.
    »War es das Böse? Ich bin mir nicht sicher. Es war eine fanatische, fast wahnsinnige Frau, die in ihrer eigenen Hölle von Misserfolg und Ehrgeiz lebt.«
    »Weise Katharina«, neckte er mich. »Du beurteilst sie sehr milde. Wann erlebe ich dich denn mal hart und energisch?«
    »War das nicht hart und energisch genug, dass ich ihr die halbe Kopfhaut abgezogen habe?«
    »Ach was, das Stückchen Fell. So etwas passiert bei unseren Raufereien ständig. Aber ich bin nicht gekommen, um mit dir über die Königin zu sprechen. Du hast nun das Buch wieder bei dir?«
    »Ja, aber ich bin ein bisschen angeschlagen, Amun Hab. Und ich wollte ein, zwei Tage ruhen und dann erst das Siegel lösen. Ich weiß nicht, was es von mir verlangt, aber auf jeden Fall will ich kräftig genug sein, das zu tun, was getan werden muss.«
    »Ich wollte dich nicht drängen. Aber vielleicht kann ich dir helfen. Über ein paar nebensächliche Kenntnisse verfüge ich nämlich auch.«
    Die leuchtend weißen Reißzähne schimmerten im trüben Licht, als er mich angrinste. Das Funkeln seiner blauen Augen war ansteckend, und seine Kriegergestalt strahlte Zuversicht aus. Mir rutschte ein Gedanke über die Lippen, den ich am liebsten wieder eingefangen hätte.
    »Dich würde ich gerne mal in einem menschlichen Körper sehen, Amun Hab.«
    »Möchtest du?«
    Seine Augen hefteten sich fest auf mich, wurden blauer, tiefer, klarer und immer größer. Ich sah nur noch durchsichtiges Blau, dann war da eine Wiese, und aus einer Baumgruppe trat ein Mann auf mich zu. Was für ein Mann! Ein Kämpfer, geschmeidig und muskulös, dunkel gebräunt die Haut, sein langes schwarzes Haar flatterte im Wind. Ich wunderte mich nicht über das Schwert an seiner Seite, es passte zu ihm. Er kam näher, und ich konnte sein Gesicht erkennen. Knochig beinahe und hart. Doch in feinen Linien um seine blauen Augen zuckte ein wissendes Lachen, als ob Härte und Strenge nur eine Maske über einem gerechten, vielleicht sogar mitfühlenden Herzen wäre.
    Ich fühlte mich mit großer Macht zu ihm hingezogen und streckte meine Arme nach ihm aus.
    »Nun, sicher, Katharina. Du bist eine schöne, begehrenswerte Frau. In einem anderen Leben, zu einer anderen Zeit …«
    Das Bild verschwand, blaues Licht füllte meine Sicht aus, wurde kleiner, schärfer und war dann konzentriert auf Amun Habs Augen.
    Mein Lächeln geriet schief. Aber immerhin ein Lächeln, von dem ich schon fast glaubte, dass es meine deprimierte Stimmung gar nicht mehr durchdringen konnte.
    »Hat dich das aufgeheitert? Gut, Heiterkeit ist ein wichtiger Bestandteil der Heilung.«
    »Eijeijeijeijei, wie eine Freundin zu sagen pflegt«, erwiderte ich nur, und Amun Hab brach in ein furchtbar ansteckendes Gelächter aus. Dann verstummte er allerdings sehr plötzlich. Er hatte den schwarzen Dolch entdeckt.
    »Damit sollten wir als Erstes etwas tun, denke ich. Ich komme übermorgen wieder, dann reinigen wir ihn im Sternenlicht.«
    »Sofern die Wolken das zulassen.«
    »Oh, die verziehen sich jetzt.«
    »Woher weißt du das? Bist du für das Wetter zuständig?«, konnte ich mich nicht enthalten zu spötteln.
    »Nicht ich, du.«
    »Ach was?«
    »Wenn du lachst, scheint die Sonne, Katharina.«
    Schmeichelkater, dieser Weise. Das ging mir jetzt doch ein bisschen zu weit, aber in der Tat, ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen flimmerten durch das Blätterdach über mir.
    »Man muss den Zufall in seine Argumentation mit einbeziehen. Bis morgen dann!«
    Verblüfft sah ich seinen Schwanz noch einmal durch den Efeu peitschen, dann war er weg. Ich verbot mir geradezu das Grübeln und rollte mich in meinen Umhang, um noch etwas zu dösen.
    Halb schlafend, träumend, flüchtigen Gedanken nachhängend und ganz auf meine innere Ruhe konzentriert verbrachte ich die zwei Tage völlig ungestört. Dann kam der Abend und mit ihm Amun Hab.
    »Ich nehme das Messer, wir gehen zum Wasserfall.«
    Der Weise nahm den noch immer schwarzen Dolch zwischen die Zähne, und wir beide gingen zu dem natürlichen Becken. Der Mond war noch nicht aufgegangen, aber der wolkenlose Himmel blinkte von unzähligen Sternen. In dem stillen Wasser fern von der sprudelnden Gischt schimmerten ihre Spiegelbilder.
    »Tu du, was du tun kannst, um das Licht der Sterne in das Metall zurückzuholen. Ich tue das Meine,

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