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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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aufgeschrien hätte. Da jedoch änderte sich seine Miene, und sein Gesichtsausdruck war wieder erträglich. »Macht's dir was aus«, meinte er gelassen, »wenn wir aus diesem Licht gehen? Ich bin nicht gerade stolz darauf.« Mit seiner Halbhand deutete er auf die Tür, durch die er vorhin das Gewölbe betreten hatte. Die Schnittwunden seiner Finger waren geheilt. Und an seinem Unterarm gab es keine Narben mehr. Die von Marids Schlangenzähnen zurückgebliebenen Male sowie die Verletzungen, die Covenant selbst sich beigebracht hatte, waren zu heilem Fleisch geworden. Benommen ging Linden in die Richtung, die er ihr wies. Sie wußte nicht, was mit ihm geschehen sein mochte.
    Hinter der Tür fand Linden eine Anzahl kleinerer Räume vor, deren Entwurf und Beschaffenheit klar erkennen ließen, daß sie einmal als irgend jemandes private Wohnung gedient hatten. Mehrere Öllampen erhellten sie auf herkömmlich-menschlichere Weise; die Einrichtung bestand aus steinernen Sesseln und einem Tisch in einem vorderen Raum, wohl so etwas wie ein Salon, einem von allem entblößten Bett in einem hinten gelegenen Zimmer und leeren Schränken in einer anderen Räumlichkeit. Die Zimmerflucht war schon seit unvorstellbar langer Zeit nicht mehr benutzt worden, aber Belüftung und Granit Schwelgensteins hatten ihre Sauberkeit gewährleistet. Die Lampen mußte Covenant selber aufgestellt haben – oder er hatte die Haruchai gebeten, sie ihm zu besorgen. In der Mitte besaß der Tisch eine auffällige Vertiefung, als wäre ein Messer hineingebohrt worden wie ein spitzer Stock in weichen Lehm. »Hier hat Mhoram gewohnt«, erklärte Covenant. »Hier habe ich mich mit ihm unterhalten, als ich schließlich zu glauben begann, er sei mein Freund ... daß er selbst nach allem, was ich getan hatte, dazu imstande sein könnte, mein Freund zu sein.« Er sprach ohne Bitterkeit, als hätte er sich mit der Erinnerung an damals versöhnt. »Er hat mit mir über die Notwendigkeit der Freiheit geredet.« Es schien, als besäßen jene Worte nun für ihn einen neuen Klang; doch er wechselte mit einem Achselzucken das Thema. »Das habe ich gemacht«, sagte er, indem er auf das Loch in der Tischplatte zeigte. »Mit dem Krill. Elena hatte versucht, ihn mir zu geben. Sie wollte, daß ich damit gegen Lord Foul kämpfe. Ich habe ihn in den Tisch gestoßen, und niemand konnte ihn wieder rausziehen. Als hätte ich das Versprechen ablegen wollen, daß ich das gleiche mit dem Land tun würde.« Er bemühte sich nochmals um ein Lächeln; aber diesmal verzerrte sich seine Miene wie zu einer Grimasse. »Das habe ich getan, noch ehe ich wußte, daß Elena meine Tochter war. Aber auch danach war Mhoram noch dazu fähig, mein Freund zu sein.« Für einen Moment klang Covenants Stimme mürbe und zermartert; doch er stand hoch und aufrecht mit dem Rücken zur Tür und zum silbernen Schimmer, als wäre er unbezwingbar geworden. »Er muß den Krill später herausgezogen haben, als er zur ganzen Fülle seiner Kräfte gelangte.« Über den Tisch hinweg schaute er Linden an. Seine Augen blickten verhärmt von Wissen drein; dennoch blieben sie klar. »Das Gift ist nicht weg«, sagte er leise. »Ich habe versucht, es loszuwerden, aber 's hat nicht geklappt.«
    »Und was ...?« Linden war völlig ratlos, angesichts dessen, was er geworden war, gänzlich entgeistert. Mehr denn je war er der Mann, den sie liebte – und doch schien sie ihn überhaupt nicht zu kennen, vermochte nicht eine einzige Frage in Worte zu fassen.
    Covenant seufzte, senkte für einen Moment den Blick, sah sie wieder an. »Ich glaube, man könnte sagen, es ist mit mir verschmolzen. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Es ist so tief in mich eingebrannt, daß es sich nicht mehr unterscheiden läßt. Ich bin jetzt wie eine Legierung – Gift, wilde Magie, normales Fleisch und gewöhnliche Knochen, so miteinander verbunden, daß sie eins sind. Ein und dasselbe. Ich werde es niemals loswerden können.«
    Während er sprach, erkannte Linden, daß er recht hatte. Er selbst gab ihr die Worte, anhand deren sie feststellen konnte, wie es sich mit ihm verhielt. Verschmolzen. Wie eine Legierung. Wie das Weißgold selbst, eine Mischung von Metallen. Und da tat ihr Herz aus Erleichterung ruckartig einen Satz. »Dann kannst du's kontrollieren!« stieß sie überstürzt hervor, so überstürzt, daß sie sich nicht darüber im klaren war, was sie zu äußern beabsichtigte, bevor sie es aussprach. »Du bist nicht

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