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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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jedoch konnte er nicht verunsichert werden. Falls seine Überzeugung sich als falsch herausstellte, würde sie ihn an seinem Vorhaben hindern. Aber er irrte sich nicht. Zusammen strebten sie hinüber zu den Riesen.
    Pechnase schaute nicht auf, während er vor sich hin keuchte. Roter Speichel befleckte seine Lippen; seine Anstrengungen hatten ihm in der Brust etwas zerrissen. Die Erste dagegen nickte Covenant und Linden zur Begrüßung zu. Der Blick der Schwertkämpferin war so grimmig wie die Augen eines Falken. »Ihr bereitet mir große Freude«, sagte sie gedämpft. »Ich wähnte nicht, euch lebendig wiederzusehen. Es ist wohl, daß diese Geschöpfe schlichten Geistes sind und selten hinter sich blicken. So vermochten wir euch zu folgen, nachdem's uns gelungen war, unsere Widersacher niederzuringen. Welchen finsteren Ritus gedachte man hier wider euch zu vollziehen?«
    »Sie haben vor, einen Anführer aus alten Zeiten zum Leben wiederzuerwecken«, antwortete Linden an Covenants Stelle. »Seine Gebeine liegen irgendwo unter diesem Haufen.« Sie schnitt eine Grimasse in die Richtung der Schrathalde. »Sie wollen Covenants Blut und den Ring. Sie glauben, ihr totes Oberhaupt könnte sie nach der Auferstehung von Lord Foul befreien. Wir müssen hier raus.«
    »So ist's«, knurrte die Erste. Ihre Augen schätzten die Menge der Höhlenschrate. »Doch es sind der Gegner zu viele. Wir vermögen uns den Ausweg nicht zu erkämpfen. Uns bleibt keine Wahl, als der Nutzbarkeit dieser Knochen zu vertrauen.« Covenant meinte, er röche einen schwachen Gestank versengten Fleischs. Aber er verfügte über keine außergewöhnlichen Sinne und konnte nicht ersehen, ob die Hände der Riesen tatsächlich ernsten Schaden erlitten. »Mein Gemahl«, knirschte die Erste, »willst du uns vorangehen?«
    Pechnase nickte. Ein Aufhusten brachte noch mehr Blut auf seinen Lippen zum Vorschein. Doch er schickte sich an, der Aufforderung nachzukommen. Als er den Kopf hob, war sein Blick ebenso wild entschlossen wie die Augen der Ersten. Einen entflammten Knochen in der einen Hand, eine Streitaxt in der anderen Faust, begann er zum nächsten Ausgang der Höhle zu stapfen. Im gleichen Moment fuhr aus zahlreichen Kehlen ein scharfes Fauchen durch die Luft. Zittrige Bewegung entstand unter den Höhlenschraten. Etliche Schrate, die von der Schrathalde am weitesten entfernt standen, rückten ein wenig näher, zeigten Bereitschaft, Pechnase den Weg zu versperren. Andere packten ihre Waffen fester.
    »Nein!« schnauzte Linden den Riesen an. »Komm zurück!« Pechnase tat es. Als er wieder die Schrathalde erreichte, verharrten die Schrate erneut in fast völliger Reglosigkeit. Covenant blinzelte Linden an. Ihm war zu benommen zumute, als daß er richtig nachzudenken vermocht hätte. Ihm war klar, er hätte eigentlich zu verstehen imstande sein müssen, was geschah. Aber er entdeckte in den Vorgängen keinen Sinn.
    »Was bedeutet das, Auserwählte?« fragte die Erste mit einer Stimme wie Eisen nach. »Sollten wir hier ein für allemal gefangensitzen?«
    Linden schaute Covenant an, als flehe sie ihn um Ermutigung an. Dann schlang sie unvermutet die Arme um ihren Brustkorb und entfernte sich von dem Knochenberg. Die Erste rief ihr eine unterdrückte, aber eindringliche Warnung zu. Lindens Kopf ruckte hin und her. Doch sie blieb nicht stehen. Bedächtig schritt sie zwischen den Höhlenschraten umher. Sie war in ihrer Mitte allein, wirkte klein und angreifbar. Ihre zur Schau gestellte Tapferkeit bot ihr keinen Schutz; jeder der Schrate hätte sie mit einem Schlag fällen können. Aber keiner von ihnen unternahm etwas. Sie zwängte sich zwischen zwei Schraten hindurch, trat hinter eine Gruppe, die in gespanntem Abwarten dastand, näherte sich einem Höhlenausgang. Nichtsdestotrotz blieben die Augen sämtlicher Schrate auf die Erste und Pechnase gerichtet, die Knochen in ihren Händen, die Schrathalde. Unterwegs hob Linden den Kopf, gewann merklich an Selbstsicherheit. Die Verläßlichkeit ihrer Sinneswahrnehmung, die Tatsache, daß sie ihre unmittelbaren Eindrücke bestätigte, gab ihr inneren Halt. Weit weniger zaghaft als anfangs kam sie zu ihren Gefährten zurück. Steinlicht gloste Covenant in die Augen. Die Erste und Pechnase starrten Linden an. »Sie werden sich nicht rühren, solange sie diesen Knochenhaufen bedroht sehen«, erklärte sie grimmig. »Sie brauchen ihn. Er ist für sie die Lösung – die einzige Hoffnung, die sie haben.« Da versagte ihre

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