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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Stimme; ihr Blick verdüsterte sich angesichts der Konsequenzen ihrer Darlegungen. »Das ist der Grund, warum sie uns keine Knochen aus der Höhle bringen lassen wollen.«
    Einen Moment lang – für einen kurzen Zeitabschnitt, so einprägsam wie Qual – wirkte die Erste gänzlich niedergeschlagen, überwältigt vom Ausmaß all dessen, was sie bereits verloren hatte und womöglich noch verlieren mußte. Blankehans und Seeträumer waren ihr wert und teuer gewesen. Pechnase war ihr Gatte. Das Leben Covenants und Lindens war kostbar. Die Strenge der Riesin verschwand, wich unverhohlenem Schmerz. Ihre Eltern waren beide für sie gestorben, und zu dem, was sie war, hatte Kummer sie gemacht. Doch sie war die Erste der Sucher, wegen ihrer Fähigkeit, schwere Entscheidungen zu fällen, dazu auserwählt worden. Fast sofort verhärtete sich ihre Miene wieder. Ihre Hände verkrampften sich, als gierten sie regelrecht nach dem Feuer der Knochen. »So muß ich denn bleiben«, entgegnete sie barsch, »und dies Gebein bedrohen, auf daß ihr diese Stätte zu fliehen vermögt.« Sie schluckte einen Kloß des Grams. »Pechnase, dir obliegt's, Erdfreund und Auserwählte zu begleiten. Sie werden deiner Stärke bedürfen. Und ich muß des Glaubens sein, daß du überleben wirst.«
    Daraufhin verfiel Pechnase in einen Hustenanfall. Einige Sekunden verstrichen, bis Covenant begriff, daß der mißgestaltete Riese zu lachen versuchte. »Meine Gemahlin, du treibst Scherz«, brachte er endlich hervor. »Ich habe selbst eine Antwort auf meine Zweifel gefunden. Die Auserwählte hat mich an deine Seite gestellt. Vermeine nicht, daß das Lied, das die Riesen einst von diesem Tag singen werden, allein deinen Ruhm preisen wird.«
    »Ich bin die Erste der Sucher!« erwiderte die Schwertkämpferin. »Ich gebiete ...«
    »Du bist Seidensommer Glanzlicht, der Liebling meines Herzens!« Pechnases Mund war blutig; aber seine Augen glänzten. »Über jedwedes Maß hinaus bin ich auf dich stolz. Doch erniedrige deinen hohen Mut nicht durch Torheit. Weder der Erdfreund noch die Auserwählte brauchen mich zum Begleiter. Sie sind, wer sie sind – und sie werden nicht scheitern. Dir jedoch bin ich in Liebe und Treue verschworen, und ich werde bleiben.«
    Die Erste betrachtete ihn, als fehlte wenig, und sie müsse offen zu weinen anfangen. »Du wirst sterben. Alles habe ich ertragen, wiewohl mir das Herz hätte brechen mögen. Muß ich auch das noch erdulden?«
    »Nein.« Rings um Covenant schien der Fels zu trudeln und sich zu verflüchtigen, als stünde der Donnerberg selbst vor seiner Auflösung; aber Covenant klammerte sich an den Mittelpunkt seiner Vergänglichkeit und stand sicher da, eine in Fleisch und Blut gefaßte Legierung aus wilder Magie und Gift, Leben und Tod. »Nein«, wiederholte er, als die Erste und Pechnase ihn anschauten. »Es ist nicht nötig, daß einer von euch stirbt. Es wird nicht mehr lange dauern. Das Kiril Threndor kann nicht weit von hier sein. Ich brauche nur noch hin. Dann wird's vorbei sein, so oder so. Ihr müßt hier nur aushalten, bis ich dort bin.«
    Da lachte Pechnase wirklich, und Frohsinn kennzeichnete sein Gesicht. »Sieh, meine Gemahlin!« prustete er. »War's nicht mein Wort, daß sie sind, die sie sind? Schicke dich darein, daß ich bei dir bin, und gib dich zufrieden!« Unvermittelt warf er die Streitaxt beiseite, holte das letzte Stück Brennholz heraus, entzündete es an der Glut des Knochenbergs und reichte die entflammte Fackel Linden. »Geht«, rief er launig, »ehe mich im Angesicht solchen Wagemuts Rührseligkeit überkommt! Um uns fürchtet nicht! Wir werden unentwegt ausharren, bis gar der Berg es mit Staunen sieht, und auch danach werden wir noch ausharren. Geht, sage ich!«
    »Ja, geht«, bekräftigte die Erste harsch, als wäre sie verärgert; ihre Tränen jedoch widersprachen ihrem Tonfall. »Ich muß Gelegenheit haben, um diesen Pechnase den Gehorsam zu lehren, welchen er der Ersten der Sucher schuldet.«
    Covenant suchte nach Worten; aber ihm fielen keine ein. Was hätte er von sich geben können? Er hatte seine Versprechen schon vor langem abgelegt, und sie umfaßten alles. Mit den Handballen rieb er sich die Augen, um seine Sicht zu klären; dann drehte er sich nach Linden um. Wäre es ihm möglich gewesen zu sprechen, er hätte sie gebeten, bei den Riesen zu bleiben. Den Schrecken, den ihm ihr Eingreifen in den Wäldern hinter der Haven Farm bereitete, hatte er nie vergessen. Und damals hatte er

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