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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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einen gewissen Ausdruck von Flehentlichkeit an. »Du brauchst sie nicht mehr. Sogar jemand wie du kann mit dem zufrieden sein, was sie erdulden mußte. Ich habe ihr meinen Ring angeboten. Sie hat ihn abgelehnt. Laß sie frei!« Trotz allem versuchte er nach wie vor, Linden zu schonen.
    Lord Fouls Entgegnung durchdröhnte das ganze Kiril Threndor. »Mach ein Ende, Kriecher!« Der Duft des Rosenöls entzückte den Wütrich, zermürbte Linden. »Du verschleißt meine lange währende Geduld. Sie ist mir durch ihre eigenen Taten verfallen. Bist du taub für deine Zunge? Du hast Worte gesprochen, die nicht widerrufen zu werden vermögen.« Geballte Gehässigkeit troff von seinen Konturen. »Gib mir den Ring!« forderte er zum drittenmal mit einer harten Nachdrücklichkeit, als brächen Felsen.
    Und Covenants Miene, seine gesamte Haltung, zeigte immer deutlichere Erschlaffung, als begänne er insgesamt zu zerbröckeln. All seine Kraft war dahin. Er konnte nicht länger vortäuschen, er hielte sich aufrecht. Eins nach dem anderen war ihm alles entrissen worden, das er liebte; ihm war nichts geblieben. Schließlich war auch er ein gewöhnlicher Mensch, klein und schwach. Ohne wilde Magie vermochte er nicht gegen den Verächter zu kämpfen. Als er matt seine Halbhand hob, den Ring vom Finger zu ziehen begann, vergab Linden ihm. Zu guter Letzt wirst du nur noch eine Wahl haben. Er hatte alles getan, was menschenmöglich, was vorstellbar war, sich in seinen Anstrengungen, das Land zu retten, immer wieder selbst übertroffen. Daß er nun versagte, war Grund zum Gram, kein Anlaß zu Vorwürfen. Nur seine Augen legten von keinerlei Schwäche Zeugnis ab. Sie glühten wie die endgültige Finsternis, die letzte, tiefe Mitternacht, in der kein Sonnenübel noch Herrschaft ausübte.
    Seine Kapitulation beanspruchte nicht mehr Zeit als drei Herzschläge. Eine Sekunde, um die Hand zu heben, den Ring zu fassen; eine Sekunde, um ihn wie in vorsätzlicher Aufgabe von Ehe, Liebe und Menschlichkeit vom Finger zu nehmen. Einen dritten Augenblick, um den Reif aus makellosem Weißgold dem Verächter hinzustrecken.
    Doch höchste Verzweiflung und erbittertes Ringen machten diese drei Augenblicke für Linden so lang wie ausgedehnte Pein. Während sie verstrichen, lehnte sie sich mit äußerster Willenskraft gegen ihren Bezwinger auf. Sie verzieh Covenant. Zu schmerzlich wert und lieb war er ihr, als daß sie ihm hätte Zorn entgegenbringen können. Er hatte alles gegeben, was ihr Herz sich zu wünschen vermocht hätte. Sie jedoch kapitulierte nicht.
    Der letztendliche Untergang des Landes wird auf deinen Schultern lasten , hatte Gibbon zu ihr gesagt. Aber niemand außer ihr hatte jetzt noch die Chance, sich zwischen Covenant und seine Niederlage zu werfen. Geschmiedet wirst du, wie man Eisen schmiedet, um die Vernichtung der Erde herbeizuführen. Geschmiedet, um hier zu erliegen. Weil du sehen kannst. Nun aber gedachte sie herauszufinden, was für ein Metall man aus ihr gemacht hatte. Der Gibbon-Wütrich hatte auch gesagt, sie sei schlecht. Vielleicht war das richtig. Schlechtigkeit jedoch war ebenfalls eine Art von Macht.
    Mittlerweile war sie mit ihrem Bezwinger durch und durch vertraut. Sie spürte, daß seine Verachtung für alles, das Fleisch besaß und von ihm gemeistert werden konnte, den Wurzeln seiner fernsten Vergangenheit entsprang und daß sie auf Furcht beruhte. Furcht vor jeder Lebensform, die stark genug war, um ihm zu widerstehen. Die Wälder. Riesen. Haruchai . Er gierte in unersättlichem Maße nach unanfechtbarer Kontrolle über alles Leben, wollte die Sicherheit der Obergewalt. Jeder Widerstand erschreckte ihn. Die Logik des Mißlingens endete unausweichlich mit Tod. Solange man ihm trotzen konnte, war es auch möglich, ihn zu töten.
    Es war ausgeschlossen für Linden, irgendwie das längst geschwundene, kollektive Bewußtsein der Wälder zu begreifen. Etwas anderes waren hingegen Riesen und Haruchai. Obwohl Moksha -Jehannum auf sie einwütete und -heulte, sammelte sie die Stränge dessen, was sie wußte, flocht sie in ihre Absicht. Die Riesen und Haruchai hatten sich den Wütrichen immer zu widersetzen vermocht. Das lag vielleicht daran, daß sie nicht auf so lange, leidvolle Erfahrungen mit ihnen zurückblicken konnten wie das Land; sie hatten nie Grund zum Zweifel an ihrer Unantastbarkeit gehabt. Oder womöglich besaßen sie, da sie so wenig oder gar keine Betonung auf äußerliche Attribute der Macht legten, ein tieferes

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