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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Wiederherstellung zuteil geworden ist. Doch ich habe die Lecks beseitigt. Wir werden nicht sinken.«
    »Fahrt?« knurrte Blankehans durch seinen Bart. »Siehst du nicht diesen gebrochenen Mast? ›Sternfahrers Schatz‹ wird keine Fahrt machen. Ich weiß nicht, wie's mir gelingen soll, sie mit derlei Schäden überhaupt noch von der Stelle zu bewegen.«
    Die Erste sagte etwas, das Covenant nicht verstehen konnte. Cail trat zu ihm, bot ihm eine Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Aber Covenant reagierte auf nichts und niemanden. Er fühlte sich vollkommen entwurzelt.
    Linden besaß mehr Recht als er auf seinen Ring.
     
    Als die Kälte so tief in ihn eingedrungen war, daß er beinahe zu zittern aufhörte, kehrte er mühselig zurück in die bulligheiße Atmosphäre der Kombüse. Dort setzte er sich mit dem Rücken an die Wand, starrte ins Nichts, als wäre er von völligem Stumpfsinn befallen, zur Kenntnisnahme dessen, was er sah, nicht imstande. Alles, was er sah, war das schauerliche, unabweisbare Antlitz seines verhängnisvollen Schicksals.
    Draußen verrichteten die Riesen die Arbeiten, deren es zur Behebung der unmittelbaren Krisensituation des Schiffs bedurfte. Lange Zeit hindurch erhob sich das dumpfe Stampfen der Pumpen aus den Unterdecks. Man reffte am Besanmast die Segel, um sie gegen ein etwaiges Wiederanschwellen des inzwischen schwächeren Klagewinds zu schützen. Auf dem Vordeck räumte man den Stein des Fockmasts und der Rahen fort und legte ihn beiseite. Was sich vom herabgestürzten Tauwerk und von den Wanten noch gebrauchen ließ, barg man ebenfalls aus dem Gewirr der Unglücksstätte. Ständig befand sich einer der beiden Köche, entweder Herdglut oder Seesoße, an Deck, um den Riesen große Schüsseln voller Suppe zu bringen, damit sie während der Arbeit bei Kräften blieben. Doch nichts, was die Riesen tun konnten, änderte etwas an der grundlegenden Tatsache, daß die Dromond stark beschädigt war und so gut wie manövrierunfähig. Als die Morgendämmerung anbrach und Covenant hohlen Blicks und gespenstisch fahl an Deck trat, um den Zustand der Dromond zu besichtigen, versetzte ihn das Ausmaß der Beschädigungen in Bestürzung. Im heckwärtigen Bereich, hinter der Kombüse, war alles unbeschädigt; der Besanmast reckte seine Glieder wie ein hoher Baum in die blaue Weite und das durchbrochene Gewölk des Himmels empor. Der Vorderteil der ›Sternfahrers Schatz‹ jedoch glich einem Wrack. Mehrere Meter oberhalb der unteren Rahe, von der beim Zusammenstürzen des Masts alles Segeltuch und Tauwerk abgerissen worden war, endete der Fockmast in einem schartigen Stumpf. Covenant verfügte über keine seemännischen Kenntnisse, aber er erkannte, daß Blankehans recht hatte; ohne vordere Segel, die zu den Segeln am Besanmast ein Gleichgewicht abgaben, war die ›Sternfahrers Schatz‹ nicht mehr zum Manövrieren fähig.
    In stillem Schmerz wandte er sich ab, um festzustellen, was das Schiff so zugerichtet hatte. Zuerst empfand er, was er erblickte, als unbegreiflich. Die ›Sternfahrers Schatz‹ lag inmitten einer ausgedehnten, flachen Ödnis aus Eis, die sich bis an die Horizonte erstreckte. Unregelmäßig geformte Eisbrocken ruhten an den Seiten der Dromond ; der gesamte Rest der Eisfläche jedoch war lückenlos. Das von Schnee überwehte Eis wirkte, als gäbe es keine Fahrrinne, durch die das Riesen-Schiff an diese Stelle gelangt sein mochte. Aber als Covenant mit der Hand die Augen beschattete und in den Süden spähte, sah er unter dem Eis einen schmalen Streifen grauen Wassers. Indem er die Augen so angestrengt verkniff, daß es ihm in den Schläfen zu pochen anfing, konnte er eine Linie von dünnerem Eis erkennen, die vom Heck der Dromond in die Richtung zum offenen Meer verlief. Die lange Furche, die der Rumpf der ›Sternfahrers Schatz‹ durch das Eis gepflügt hatte, fror wieder zu. Das Riesen-Schiff stak fest, war bewegungs- und hilflos geworden. Nicht einmal mit drei intakten Masten und bei günstigem Wind hätte es sich noch bewegen können. Es saß fest, bis Frühling und Tauwetter es aus dem Eis befreiten. Falls es in diesem Teil der Welt jemals einen Frühling gab. Hölle und Verdammnis!
    Das Unheil, das über das Schiff gekommen war, plagte ihn so heftig wie die Böen, die vom Eis aufstoben. Im Land nährte die Sonnengefolgschaft das Sonnenfeuer mit unschuldigem Blut, um das Sonnenübel zu verstärken. Außer Sunder, Hollian und vielleicht einer Handvoll Haruchai – falls

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