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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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getrunken«, antwortete der Haruchai. »Sie dürfte nicht leicht zu wecken sein.« Sein Tonfall klang unpersönlich.
    »Ist mir egal!« brauste Covenant auf. »Wir brauchen sie hier!« Er fuhr herum und folgte der Ersten ins Chaos der Unglücksstätte.
    Die Erste kauerte neben einer schlaffen Gestalt. Als Covenant die Schwertkämpferin erreichte, richtete sie sich wieder auf. Heiß widerspiegelten ihre Augen den Laternenschein. Auf ihrer Schwertklinge lag Dunkelheit wie Blut. »Komm!« raunzte sie Covenant an. »Da ist kein Beistand mehr möglich.« Ihre Waffe zerschlitzte die aufgetürmte Menge von Segeltuch mit einem Geräusch, das einem Schrei glich.
    Covenant warf einen Blick auf die Riesin, von der sie sich abgewandt hatte. Das tote Besatzungsmitglied war eine junge Riesin, an die er sich entsann – eine Seefahrerin mit ständigem Grinsen auf dem Gesicht, stets beseelt von der heiteren Entschlossenheit, bei jeder Arbeit, jedem Wagnis in vorderster Reihe zu stehen. Die Hälfte ihres Gesichts ließ sich noch wiedererkennen; der Rest war vom abgebrochenen Ende des Mastbaums zermalmt worden. Für einen Moment überwältigte die Dunkelheit Covenant. Um jede Art von Licht beraubt, torkelte er in das Durcheinander aus Tauen und Leinen, verhedderte sich darin, blieb einige Augenblicke lang dazu außerstande, sich zu befreien. Aber da fühlte er das Gift in sich emporschwellen, als stiege ihm Wut unbezähmbar wild in die Kehle; Würmer aus Feuer schienen ihm im Unterarm abwärts zu kriechen. Der Schrecken, den er dabei empfand, gab ihm die Fassung zurück. Fast hätte er der Vernichtung erneut ihren Lauf gelassen. Er fluchte und stolperte der Ersten von neuem nach.
    Ein derber Ruf Windsbrauts gab bekannt, daß sie auch den zweiten verletzten Matrosen tot aufgefunden hatte. Covenant zwang sich zu schnellerer Fortbewegung, als könnte seine Hast dazu beitragen, den anderen beiden betroffenen Besatzungsangehörigen das Leben zu erhalten. Doch die Erste hatte schon einem dritten Leichnam den Rücken zugekehrt, einem Mann, dem ein armlanger steinerner Splitter den Halsansatz durchbohrt hatte. In einem Fieber unterdrückter Flammen kämpfte sich Covenant weiter vorwärts. Windsbraut und die Erste näherten sich dem vierten niedergestrecken Besatzungsmitglied, dichtauf gefolgt von Blankehans, dann Covenant.
    Das Gesicht dieser Riesin war Covenant weniger vertraut. Sie war ihm nie besonders aufgefallen. Aber das spielte keine Rolle. Ihn interessierte nur, daß sie noch lebte.
    Ihre Atemzüge gingen in heiseren, feuchten Stößen; dunkle Flüssigkeit sickerte ihr aus den Mundwinkeln, bildete unter ihrem Kopf eine Lache. Das Gewicht der unzerbrochenen Rahe lag ihr quer überm Brustkorb, drückte sie aufs harte Deck. Beide Unterarme hatten Brüche erlitten. Die Erste rammte ihre Waffe in die Schwertscheide. Sie und Windsbraut beugten sich gemeinsam über die Rah, versuchten sie anzuheben. Doch die dicke Segelstange war selbst für die zwei Riesinnen viel zu schwer. Zudem saßen ihre Enden fest; die eine Spitze stak unter dem gestürzten Mastbaum; das andere Ende war in eine Anhäufung von Tauwerk und Segeltuch verwickelt. Windsbraut mühte sich unermüdlich an der Rah ab, als wüßte sie nicht, wie man Unzulänglichkeit eingestand. Die Erste jedoch straffte sich, ihre Stimme scholl übers Deck, forderte Unterstützung an.
    Schon befanden sich Riesen unterwegs. Einige eilten zum Mast, um ihn freizulegen, damit man ihn von der Rah entfernen konnte; andere mußten sich erst mit ihren Messern von der anderen Seite her einen Weg durch das Chaos schneiden.
    Die Zeit war knapp. Die Querstange quetschte der aufs Deck gepreßten Riesin das Leben aus dem Leib; es entfloh ihr mit abgehackten, keuchenden, blutigen Atemzügen. Ihre Miene zeugte von furchtbaren Schmerzen. Nein! ächzte Covenant, während er das Schwinden ihres Lebens mit ansah. Nein! Er drängte sich vor. »Geht weg!« schrie er durch den Tumult. »Ich werde das Ding in Stücke brechen!« Ohne darauf zu achten, ob man ihm gehorchte, schlang er die Arme um die Rundung der Rah, soweit er es konnte, ließ weißes Feuer emporzüngeln, um den Stein zum Bersten zu bringen.
    Mit einem wüsten Aufschrei riß Blankehans ihn von der Rahe zurück, stieß ihn beiseite. »Blankehans ...!« schrie die Erste.
    »Die Rah muß unbeschadet bleiben!« brüllte der Kapitän. Der Bart ragte ihm vom Kinn wie in einem Ausdruck von Wut und Gram. »›Sternfahrers Schatz‹ vermag mit nur einem Mast

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