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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Nebelhorn den Anschein, als könnten sie das Tempo tagelang durchhalten, die schweren Schlitten hinter sich herschleppen und bräuchten doch nicht zu ermatten. Und Cail war ein Haruchai, geboren zwischen Gletschern und ganz und gar eingestellt aufs Überleben. Nur der Dunst, der aus seinen Nasenlöchern stob, und die weißen Kristalle, die sich auf seinen Wangen niederschlugen, zeigten an, daß er tiefer als sonst durchatmete. Und was Hohl und Findail betraf, so bewegten sie sich dahin, als wären derartige Reisen mitsamt all ihren Strapazen für sie ohne Bedeutung. Hohls hölzerner Unterarm baumelte nutzlos an seinem Ellbogen, in jeder anderen Hinsicht jedoch war er das strukturell unantastbare Rätsel, das die Urbösen für ihre geheimnisvollen Zwecke geschaffen hatten. Und der Ernannte hatte längst ausreichend demonstriert, daß er rundum gefeit war gegen jede physische Gefahr oder Belastung.
    Ringsherum wirkte die Ebene aus Eis, als wäre sie bis an die Enden der Welt ohne alle Eigenschaften und von allem entblößt. Der Sonnenschein fiel schroff auf die Eisdecke und brachte sie zum Gleißen, zwang Covenant zum Zwinkern, bis es ihm davon in den Schläfen pochte. Und die Kälte drang durch jede Falte und Spange seiner Hüllen zu ihm durch. Nur das Dröhnen der Füße und das Atemausstoßen der Riesen durchsetzten die eisige Stille. Das Holpern des Schlittens warf Covenant unaufhörlich gegen ein Bündel Brennholz, das man neben ihm auf den Schlitten gepackt hatte. Grimmig zog er die Decken und Umhänge enger um den Körper und döste vor sich hin.
    Der Sturz der Ersten überraschte ihn vollkommen. Sie glich in seinem blicklosen Stieren lediglich einem grauen, verwaschenen Fleck, als sie in eine Spalte trat. Schnee stob empor, als sie mit gehörigem Schwung vornüberstürzte. Ihr Brustkorb prallte auf den Rand der Spalte. Für einen Moment sah man sie wild am Rand zappeln, dann rutschte sie abwärts und verschwand außer Sicht. Pechnase lief vier oder fünf Schritte hinter ihr; aber er sprang augenblicklich zu der Spalte, schlitterte kopfüber auf sie zu, um noch den Arm der Ersten zu erhaschen. Doch er kam zu spät. Er konnte nicht einmal sich selbst noch abfangen. In einem Wirbeln von Schnee und Gliedmaßen purzelte er seiner Gattin hinterdrein.
    Nebelhorn und Blankehans rissen die Schlitten nach den Seiten, so daß sie über die rutschige Eisfläche schrammten und ins Schleudern gerieten. Der Schlitten, auf dem Linden hockte, kippte fast um; aber Cail stemmte sich dagegen, warf ihn zurück auf beide Kufen.
    Covenant tat einen Satz vom Schlitten, fiel aufs Eis, raffte sich hoch. Vor ihm bemühten sich Nebelhorn und der Kapitän darum, sich eilends der Leinen zu entledigen, die sie mit ihren Lasten verbanden. Findail und Hohl waren stehengeblieben; Cail dagegen hatte bereits den halben Abstand zu der Spalte zurückgelegt. Covenant und die Riesen erreichten ihren Rand gemeinsam, Linden kaum einen Schritt hinter ihnen. Cail stand da und schaute hinab, als hätte er seine Hast vergessen.
    Die Erste und Pechnase hingen einige Meter unterhalb des Rands. Die Spalte war kaum breiter als die Schultern der Schwertkämpferin, und so war es ihr gelungen, sich mit den Armen zwischen den Wänden aufzufangen, wo sie sich nun mit aller Kraft festhielt. Pechnases Arme umschlangen ihre Hüften; er hing unbeholfen zwischen ihren Beinen. Unter seinen Füßen verwandelte sich der in die Spalte gefallene Schnee langsam in grauen Matsch, während er ins Meer sank. Pechnases Blick ruckte herauf. »Stein und See!« keuchte er. »Sputet euch!«
    Aber der Kapitän und Nebelhorn ließen sich keineswegs Zeit. Blankehans streckte sich der Länge nach auf dem Eis aus und schob Kopf und Schultern über den Rand des Spalts. Nebelhorn umklammerte die Beine des Kapitäns; und Blankehans reckte sich zur Ersten hinab. Einen Moment später kroch sie aus der Spalte, zerrte Pechnase nach. Ihr ernstes Gesicht zeigte keine Reaktion; Pechnase dagegen atmete angestrengt, und seine knorrigen Hände zitterten. »Stein und See!« röchelte er nochmals. »Ich bin ein Riese und liebe abenteuerliche Reisen. Solche Vorfälle jedoch sind nicht im mindesten nach meinem Geschmack.« Dann dampfte ein Auflachen der Erleichterung zwischen seinen entblößten Zähnen hervor. »Gleichfalls fühle ich mich gelinde beschämt. Ich trachtete danach, meine Gemahlin zu retten, doch war sie's, die mich vor dem Sturz bewahrte.«
    Die Erste legte ihm sanft die Hand auf die

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