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Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Titel: Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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Michael ebenso leise.
    Robbie schüttelte den Kopf. »Das macht zu viel Krach. Man würde keine Nachttiere sehen.«
    Michael versetzte seinem Sohn einen Schubs in Richtung Küche. »Du schreibst die Nachricht für John und packst die Rucksäcke. Ich hole unsere Schwerter.«
    »Darf ich Roberts Schwert nehmen?«, fragte Robbie.
    Michael zog eine Braue in die Höhe. »Deine Kräfte reichen nicht aus, um dich mit Feather abzukämpfen, und doch traust du dir zu, den Gipfel des TarStone zu erreichen und Roberts Schwert mitzuschleppen?«
    Der Junge überlegte angestrengt, um dann bedächtig den Kopf zu schütteln. »Stimmt. Es ist zu schwer.« Plötzlich hellte sich seine Miene auf. »Du könntest ja beide tragen.«
    Nach einem weiteren Schubs, um ihn in Bewegung zu setzen, drehte Michael sich um und ging zur Bibliothek. »Nein, mein Sohn. Ein Krieger trägt seine Waffe selbst«, sagte er über die Schulter.
    Michael betrat die Bibliothek und blieb vor dem Kamin stehen, um die drei über der Feuerstelle hängenden Schwerter zu betrachten. Zwei davon waren so lang wie der Kamin breit. Sie flankierten ein kleineres, für eine viel jüngere Hand geschaffenes Schwert. Er streckte die Hand aus und nahm Robbies Waffe von der Wand. Als er mit einem Finger die glatte Länge der Klinge entlangstrich, spürte er, wie fein ausbalanciert sie war.
    Er hatte das Schwert eigens für Robbie anfertigen lassen, als Geschenk zu seinem vierten Geburtstag. Robbies Tante Grace hatte mit Entsetzten reagiert, die MacKeage-Männer aber waren gebührend beeindruckt gewesen. Bis auf Greylen. Laird MacKeages Miene hatte einen sehnsüchtigen, fast schmerzlichen Ausdruck angenommen, als er mit der kleinen Waffe in der Hand seine drei kleinen Töchter ins Auge fasste.
    Robbie hatte sein Schwert sofort Donnerer genannt, eine ungefähre Übersetzung des Namens, den Michael seiner eigenen Waffe gegeben hatte, und war hinausgelaufen, um mit der Klinge auf das Buschwerk einzuhauen. Seither hatte Michael Robbie stolz in kriegerischen Fertigkeiten unterwiesen.
    Das Schwert zu handhaben, war nur ein kleiner Teil der Lektionen, für Robbie aber der schönste. Der begabte Junge bewies, dass er nicht nur seinen Verstand, sondern auch seine rasch wachsende Muskelkraft beherrschte. Sein jugendliches Selbstvertrauen und seine Intelligenz trugen dazu bei, dass Robbie auf dem besten Weg war, zu einer außergewöhnlichen Persönlichkeit heranzuwachsen.
    Dennoch war Michael nicht völlig sorglos, was seinen Sohn anging. Auch traute er seinem neuen Leben und der neuen Umgebung nicht, auch nicht nach zwölf Jahren, da er aus Erfahrung wusste, wie rasch sich alles ändern konnte. Aus diesem Grund übte Michael sich, was seine Person betraf, in strikter Zurückhaltung. Er blieb meist für sich und bewirtschaftete seine Christbaumfarm mit starker und umsichtiger Hand. Zu den Leuten in Pine Creek hielt er freundlich und wachsam Distanz, kümmerte sich jedoch rührend um den alten John Bigelow, den Vorbesitzer der Farm, dem er half, über den Verlust seiner Frau nach siebenundfünfzig Ehejahren hinwegzukommen.
    Die verstorbene Ellen fehlte ihnen allen, ganz besonders Robbie, für den sie eine Art Ersatzgroßmutter gewesen war. Seit Ellens Tod vor zwei Monaten kamen die drei nur schwer mit ihrem Junggesellenleben zurecht. Michael würde wohl oder übel eine Haushälterin einstellen müssen, wenn sie sich die Mägen nicht weiterhin mit angebrannten Mahlzeiten verderben wollten.
    Michael griff nach Tàirneanaiche, umfasste mit der Faust den Schwertgriff und nahm die Waffe von der Wand. Er schloss die Augen und spürte das vertraute Gewicht der Waffe. Die letzten zwölf Jahre hatte er sich ohne sein Schwert auf dem Rücken nackt gefühlt, und inzwischen brachte er seine Zeit damit zu, die Klinge vom Staub statt vom Blut seiner Feinde zu säubern.
    Er blickte erneut zu der Wand über dem Kamin auf, an der Robert MacBains Schwert hing. Der alte Kämpfer hatte sich nicht an das einundzwanzigste Jahrhundert gewöhnen können und war in der Hoffnung auf Rückkehr in die Heimat hinter Gewittern hergejagt.
    Bei der Erinnerung an den Tod seines alten Freundes im Norden des Hochlands von Neuschottland vor zehn Jahren umfasste Michael Tàirneanaiche fester. Nur sie beide waren von der ursprünglich aus sechs Mann bestehenden Rotte übrig geblieben. Robert war auf der Stelle tot gewesen, als der Blitz in sein Schwert und in seinen Körper fuhr. Er hatte es nicht bis nach Hause geschafft, und

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