Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
traten. »Papa, wirst du sterben?«
Michael schloss die Tür hinter ihnen leise und mit zitternder Hand, darauf bedacht, nicht zu zeigen, wie sehr Robbies unschuldige Fragen ihn beunruhigten. Er nahm seinen Rucksack auf den Rücken, rückte sein Schwert so zurecht, dass der Griff genau hinter der rechten Schulter lag, und ging die Stufen hinunter. Die Frage erstaunte ihn nicht. Seit Ellens Ableben hatte der Junge unablässig Fragen über den Tod gestellt, und Michael war allzu oft um eine Antwort verlegen gewesen.
»Ich werde sterben«, sagte er schließlich in gleichmütigem Ton. »Aber nicht heute. Und nicht morgen. Ich bin ein Krieger, Robbie, und es ist meine Pflicht, so lange zu leben, bis ich dich ins Mannesalter geleitet habe.«
»Werde ich ein Krieger sein, wenn ich erwachsen bin?«
Michael strebte forschen Schrittes voran. »Ja und nein«, gab er aufrichtig zurück. »Du wirst das Wissen und die Geschicklichkeit eines Kriegers und das Herz eines Highlanders haben, doch wirst du hier leben und mir helfen, die Christbaumfarm zu führen, wenn ich zu alt sein werde, um es allein zu schaffen.«
»Grampys Söhne sind aber nicht geblieben, um ihm zu helfen«, erwiderte Robbie und fiel neben ihm in Gleichschritt. »Aber ich werde dich nicht verlassen«, versprach er und fasste nach Michaels Hand, als er mit aufrichtigen grauen Augen zu ihm aufschaute. »Und ich werde nicht vor dir sterben.«
Michael nickte. »Richtig. Du wirst nicht vor mir sterben«, pflichtete er ihm mit belegter Stimme bei.
»Vielleicht … vielleicht solltest du dir noch ein paar Söhne anschaffen«, flüsterte Robbie. Er ließ Michaels Hand los und verschob die Tragriemen seines Rucksacks. Dann blickte er wieder auf. »Nur für den Fall, dass ich sterben sollte.«
»Das wird nicht geschehen«, sagte Michael unwirsch, blieb stehen und drehte Robbie so, dass er ihm gegenüberstand. »Und kleine Kinder holt man sich nicht aus der Luft. Ich bräuchte eine Frau, um diese Söhne zu bekommen.«
»Du hast mich ohne Frau bekommen.«
Michael runzelte die Stirn. Wie nur war ihr Gespräch von Tod auf Sex umgeschwenkt? »Ich wollte deine Mutter heiraten«, erklärte er. »Und wenn sie am Leben geblieben wäre, hätten wir vermutlich mehr Kinder gehabt. Aber manchmal stellt sich das Leben unseren Plänen entgegen.«
»Warum suchst du dir nicht eine andere Frau zum Heiraten?«
Michael setzte sich wieder in Bewegung und bahnte sich seinen Weg durch die Reihen von Christbäumen, bis sie den Wald erreichten. »Man entschließt sich nicht zur Heirat und nimmt dann die erstbeste Frau. Ein Mann und eine Frau müssen sich lieben.«
»Wie Tante Grace und Onkel Gray.«
»Ja«, sagte Michael leise. »Wie Grace und Gray. Und Callum und Charlotte und Morgan und Sadie. Es muss erst eine Bindung da sein, aus der sich Liebe entwickelt.«
»Aber du kannst keine Bindung zu einer Frau haben, wenn du es nie versuchst.« Robbie blickte auf, und aus seinen Augen blitzte im Mondschein der Schalk eines Jungen, der glaubt, eine Mission zu haben. »Und weil Gram Ellen nicht mehr lebt, ist es meine Pflicht, für sie zu sprechen. Und sie sagt, dass du dich verabreden und ausgehen solltest.«
»Und meine Antwort ist die, die ich Ellen acht Jahre lang gab. Ich möchte keine Frau.«
»Weil du an gebrochenem Herzen leidest, Papa. Aber Gram Ellen sagte immer, dass die richtige Frau dich davon heilen könnte.« Robbie trat über einen Baumstamm, der den Weg versperrte, drehte sich um und ging rückwärts, als er fortfuhr: »Und ich kann dir dabei helfen.«
»Wie?«, fragte Michael mit schwindender Geduld. Er ging an seinem Sohn vorüber und übernahm die Führung. Es sah aus, als hätte diese immer wieder aufflammende Diskussion mit Ellen Bigelows Tod nicht ihr Ende gefunden, da sein Sohn offenbar entschlossen war, für sie in die Bresche zu springen.
Gemeinsam mit Grace MacKeage. Wieso war es für Frauen unerträglich, wenn ein Mann allein blieb?
»Ich habe schon angefangen, Papa.«
»Wie bitte?«, fragte Michael. »Hat das etwas damit zu tun, dass du vergangenen Monat so viel in Gu Bráth bei Grace warst?«
»Ja. Tante Grace hat mir geholfen, eine Anzeige ins Internet zu stellen.«
Michael blieb stehen. »Was für eine Anzeige?«, fragte er, den Blick unverwandt auf den vom Mond beschienenen Wald vor ihnen richtend, wobei er sich fragte, ob die Anzeige auf einer der für einsame Singles gedachten Websites gelandet war.
»Ein Mietangebot«, erläuterte Robbie. »Ich
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