Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
drückte sie an den Körper des Jungen. »Hast du sie angefasst, Robbie? Wenn ihr zusammen seid, kommst du dann nahe … an Mary heran?«
»Ja, Papa. Sie setzt sich gern auf meine Schulter, wenn ich auf meinem Pony reite. Wenn ich pfeife, kommt sie zu mir.«
»Und sie hat dich nie mit ihren Klauen attackiert?«
»Nein, sie ist sehr vorsichtig.« Robbie stand auf und nahm seinen Rucksack auf den Rücken. »Komm, Papa. Mary möchte mit zum Gipfel. Sie kann uns bei der Entscheidung helfen.«
»Bei welcher Entscheidung?«
»An welche Frau ich das Haus vermieten soll.«
Michael strich sich übers Gesicht. Schon wieder das Thema Frauensuche. Als Kind seiner Mutter, die er nie gekannt hatte, konnte Robbie es wie sie mit einem Maulesel an Sturheit aufnehmen.
Michael stand auf und ging los, wieder auf den Gipfel des TarStone Mountain zu. »Dann gehen wir eben weiter«, zeigte er sich einverstanden. »Und bringen den Tag damit zu, darüber zu diskutieren, ob es nötig ist, dein Haus an eine Fremde zu vermieten.«
Die Schneeeule erhob sich in die Luft und glitt lautlos vor ihnen durch den Wald, als wüsste sie, welchem Ziel sie zustrebten. Michael atmete den Geruch des nächtlichen Waldes ein, während das Laub unter ihren Füßen raschelte. Es ging auf Ende Oktober zu, das Land bereitete sich auf den nächsten Winter vor – so wie er es auch bald tun musste. Ellen Bigelows Tod, der sie plötzlich, aber friedlich im Schlaf hatte sterben lassen, würde das bevorstehende Weihnachtsfest sicher schwierig gestalten.
Ellen war die treibende Kraft hinter der Christbaumfarm gewesen. Auch letztes Jahr noch hatte die dreiundachtzigjährige Frau die Männer mit ihrer Energie beschämt. Ellen hatte dreimal täglich unglaubliche Mahlzeiten aufgetischt, sie hatte Kränze gebunden, an die Kunden Sägen ausgegeben, damit diese sich ihre Bäume selbst fällen konnten, hatte Dekorationen verkauft, Apfelwein ausgeschenkt und allmorgendlich frisch gebackene Donuts verkauft. Und daneben war ihr noch Zeit geblieben, sich über den Kleinstadtklatsch auf dem Laufenden zu halten.
Michael, der vor zehn Jahren nach Pine Creek gekommen war und die Bigelow-Farm gekauft hatte, hatte die Frau zutiefst bewundert.
»Papa, stört es dich, dass mein Tier Mary heißt?«
»Nein, mein Sohn. Mary ist ein guter Name für ein so schönes Tier.«
»Aber es stört dich, dass ich mein Haus vermieten möchte.«
»Nicht so sehr dein Wunsch, das Haus bewohnt zu sehen«, erläuterte Michael. »Es ist vielmehr die Tatsache, dass du deine Hoffnungen darauf setzt, diese besondere Frau zu finden, die es mieten soll. Was ist, wenn sie sich als Enttäuschung entpuppt?«
»Das wird sie nicht«, erklärte Robbie mit aller Zuversicht eines Achtjährigen. »Ich werde bei der Auswahl sehr kritisch sein. Tante Grace hilft mir bei den E-Mails, die ich ihnen schicke.«
Michael schnaubte und gab damit seinem Sohn zu verstehen, was er von Graces Beitrag zu diesem verrückten Plan hielt. »Und wer wird der Hausherr deiner Mieterin sein? Was ist, wenn der Heißwasserkessel oder die Heizung den Geist aufgibt? Wirst du das alles reparieren?«
»Nein, Papa, das machst du.«
»Ich verstehe. Jede Wette, dass auch dies eine Idee deiner Tante ist.«
»Nein, meine.«
»Tja … dann solltest du zur Kenntnis nehmen, dass ich dich aufwecken und mitnehmen werde, wenn man mich um zwei Uhr morgens ins Haus ruft. Wenn du Hausherr sein willst, junger Mann, musst du die Verantwortung übernehmen.«
»Heißt das jetzt, dass ich Mamas Haus vermieten darf?«
»Solltest du nicht lieber eine Familie suchen, die es bewohnt? Und auf diese Weise neue Spielkameraden finden?«
»Ich brauche Spielkameraden längst nicht so dringend wie du eine Frau, Papa.« Robbie blieb stehen und blickte in Michaels Augen. »Sie wird dich zum Lächeln bringen.«
Michael zerzauste das Haar seines Sohnes und schob ihn dann weiter den Weg entlang. »Erzähl mir von den drei Frauen, die du gefunden hast.«
»Später, beim Frühstück. Aber von einer verrate ich dir schon mal etwas: Carla ist Witwe und hat drei Kinder.« Robbie drehte sich um und wackelte mit den Augenbrauen. »Sie muss nett sein, wenn ein Mann sie so liebte, dass er sie heiratete. Und von Carla hätten wir beide etwas. Du kriegst eine Frau und ich neue Freunde.«
»Und woher kommt Carla?«
»Aus Florida.«
Michael schnaubte wieder. »Und du hast keine Angst, dass sie unsere Winter nicht aushält?«
»Doch, habe ich.« Robbie verstummte
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