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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stundenlange schwere körperliche Anstrengung hinter sich gebracht. »Allah möge mir verzeihen«, sagte er, »aber das ist alles, was ich zustande bringe. Man müsste schon ein Magier sein,
    um aus diesem Bauerntrampel eine Königin zu machen.« Er winkte Aisha mit einer müde wirkenden Geste heran. »Übernimm du den Rest, meine Liebe. Meine Kräfte sind erschöpft.«
    Aisha kam gehorsam heran, ein winziges Glasfläschchen mit einem wohlriechenden Parfüm in der linken und ein kaum weniger kostbares Seidentuch in der rechten Hand. Harun rutschte auf den Knien ein Stück zur Seite und Aisha nahm seinen Platz ein. »Nimm die Arme hoch«, befahl sie.
    Robin gehorchte und die Sklavin stieß einen leisen, erschrockenen Schrei aus. »Schaut nur, Herr!«, rief sie. »Man hat ihr die Achseln nicht rasiert. Was ist das für ein Haus? In diesem Borstendickicht duftet sie nach frischem Kameldung, nicht nach Parfüm.« Ihr Blick wurde strafend. »Heißt waschen für dich etwa, dass du dir mit einem feuchten Tuch ein wenig das Gesicht abtupfst, Christin?«
    Harun lachte leise. »Manche Männer mögen so etwas, Liebes. Wie ich immer sage: Das Wesen der Ungläubigen ist unergründlich. So wie ihre Religion. Sie behaupten ja auch, dass der Prophet Jesus Gottes Sohn sei. So ein Unsinn, nicht wahr?«
    »Was soll das?« Robin versuchte, Aishas Hand zur Seite zu schlagen. Aber die Sklavin wich ihrem Hieb mit überraschender Leichtigkeit aus und packte ihrerseits Robins Handgelenke, um sie kraftvoll niederzudrücken. Robin keuchte überrascht auf. Sie versuchte sich loszumachen und schließlich gab Aisha sie widerstrebend frei - wie die Mutter ein Kind, das sie zu fest gedrückt hatte.
    »Was soll das?«, fragte sie zornig, an Harun gewandt. »Niemand wird die paar Haare unter meinen Armen zu sehen bekommen.«
    Harun lachte leise. »Ich fürchte, mein liebes Kind - wer immer dein neuer Herr sein wird, wird noch sehr viel mehr zu sehen bekommen. Und zu riechen. Aisha hat Recht. Wir wollen doch nicht, dass dein neuer Herr am Ende glaubt, er teile das Lager mit einem Kamel oder einer Ziege, nicht wahr?«
    »Jeder Mann, der es nötig hat, eine Frau zu kaufen, sollte froh sein, wenn er ein Kamel oder eine Ziege bekommt«, erwiderte Robin trotzig.
    »Du urteilst vorschnell über Dinge, von denen du nichts weißt, Robin.«
    »Wo ich herkomme, ist es üblich, um eine Frau zu werben«, setzte Robin nach. »Es gilt als edel, ihr Herz zu erobern, nicht sie anmalen zu lassen wie eine Puppe oder sie wie eine solche zu kaufen.«
    Haruns strahlendes Lächeln gefror. »Hier auch, mein liebes Kind«, sagte er. »Glaube mir, hier auch. Nicht alle Männer meines Volkes sind so wie Omar.«
    Es war etwas in diesen Worten und auch in der Art, wie er sie ansah, das Robin einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Zweifellos waren sie als Beruhigung gedacht, aber ihr machten sie Angst.
    »Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer von denen, die nicht so sind, mich von Omar kauft?«, fragte sie.
    »Das liegt ganz bei Omar selbst«, antwortete Harun. »Ich weiß, dass er ein gieriger und gnadenloser Mann ist, aber ich weiß auch, dass er ein Mann von großer Klugheit und Vorsicht ist. Ich hoffe, seine Klugheit wird seine Geldgier im Zaum halten.«
    »Was… meint Ihr damit?«, fragte Robin.
    Harun rutschte etwas näher, streckte den Arm aus und griff nach ihrer Hand. Behutsam zog er sie ein Stück zu sich heran und drehte sie so, dass der schmale goldene Ring an ihrem Mittelfinger im Sonnenlicht aufblitzte, das durch das Fenster hereinströmte. »Die Kunde von dem Christenmädchen, das unter… sagen wir: sehr sonderbaren Umständen an Land gespült wurde und nicht nur schön wie eine Königstochter, sondern auch so tapfer und stolz wie ein wilder Wüstenkrieger ist, hat sich herumgesprochen. Es gibt… mehrere Interessenten. Ich hoffe für dich - und für Omar Khalid -, dass er dem Richtigen den Zuschlag gibt.«
    Robin riss die Hand zurück, drückte den Ring gegen die Brust und legte wie beschützend die andere darüber. Sie war ein wenig erschrocken über ihre Heftigkeit, aber dennoch glaubte sie ein mildes, aber zufriedenes Lächeln in seinem Blick zu erkennen. »Was hat es mit diesem Ring auf sich?«, fragte sie. »Wieso ist er für jedermann so wichtig?«
    »Für dich denn nicht?«, wollte Harun wissen.
    »Doch«, antwortete Robin. »Er ist… das Letzte, was mir von einem guten Freund geblieben ist.«
    »Es muss ein wirklich guter

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