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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Freund gewesen sein«, meinte Harun.
    »Ist er denn so wertvoll?«
    Harun hob die Schultern. »Ich bin kein Schmuckhändler. Aber ich glaube nicht, dass er sehr kostbar ist. Nicht, was seinen Wert in Gold angeht. Aber deine Augen leuchten, wenn du ihn nur ansiehst. Wer hat ihn dir gegeben?«
    »Ein Freund«, sagte Robin ausweichend.
    Zu ihrer Überraschung gab sich Harun mit dieser Antwort zufrieden. Er nickte. »Ein Freund, so. Dann besitzt du das wertvollste Gut, das ein Mensch auf dieser Welt überhaupt haben kann. Glaube mir, mein Kind, alle Edelsteine und alles Gold der Welt können nicht das Wissen aufwiegen, dass es einen Menschen gibt, der dich liebt. Wer war er?«
    Das zweite Mal kam die Frage so unerwartet und in so beiläufigem Ton, dass Robin sie um ein Haar nun doch beantwortet hätte. Erst im letzten Moment biss sie sich auf die Lippen, ballte die linke Hand zur Faust und verbarg sie in ihrem Schoß, bevor sie den Blick hob und Harun ansah. »Ein Freund,« wiederholte sie. »Ein sehr guter Freund. Aber jetzt seid Ihr mir eine Antwort schuldig.«
    Harun schmunzelte. »Bin ich das?«
    »Ja«, sagte Robin überzeugt.
    »Nun, das kommt auf die Frage an«, erwiderte er. »Was willst du wissen?«
    »Wer sind die Söhne Ismaels?«, fragte Robin. Sie sah aus den Augenwinkeln, wie Aisha neben ihr ganz leicht zusammenfuhr, doch Haruns Gesicht blieb völlig ausdruckslos. Das Lächeln auf seinen Lippen änderte sich nicht und auch der Ausdruck in seinem Blick blieb der gleiche: eine Mischung aus sanftem Spott und leicht ungeduldiger, gütiger Herablassung. Auch einen Funken echter Zuneigung meinte sie darin zu lesen.
    »Die Söhne Ismaels«, wiederholte er. »Woher hast du dieses Wort?«
    »Ihr enttäuscht mich«, antwortete Robin so schroff wie möglich.
    »Ich habe Euch bereits einmal danach gefragt. Aber jetzt ist dieses Wort wieder mehrmals in meiner Gegenwart gefallen und es scheint den Menschen Angst zu machen. Deswegen muss ich wissen, was es bedeutet!«
    Harun nickte langsam. »Ich verstehe deine Wissbegier, aber ich verstehe erst recht die Angst in den Herzen der Menschen. Deshalb solltest du nicht über sie reden.«
    »Warum?«, fragte Robin. »Wenn es doch nur böse Geister sind… Was macht es dann, über sie zu reden? Ich bin kein Kind mehr, das glaubt, den Namen eines Geistes auszusprechen hieße, ihn heraufzubeschwören.«
    Harun blieb ernst. »Du sprichst von Dschinn?« Er schüttelte den Kopf. »O nein, das sind sie nicht. Glaube mir, die Söhne Ismaels sind wirklich. Und die Menschen fürchten sie zu Recht. Sie haben viele Namen. Hashashin, Assassinen, die Söhne Ismaels, die Kinder des Alten vom Berge, die Haschischesser…« Er machte eine flatternde Handbewegung, als hätte er die Aufzählung noch beliebig fortsetzen können. »Wer ihre Freundschaft erringt, der braucht nichts und niemanden auf dieser Welt mehr zu fürchten. Doch wer sie sich zu Feinden macht, dem ist der Tod gewiss.«
    »Und wie erringt man ihre Freundschaft?«, fragte Robin. Haruns Worte hatten ihr einen kalten Schauer über den Rücken gejagt, obwohl sie sich gar nicht erklären konnte, warum. Er hatte ihr längst nicht alles über diese geheimnisvollen Söhne Ismaels erzählt, was er wusste, aber sie spürte auch, dass er dieses Thema nicht weiter vertiefen würde.
    Plötzlich lachte Harun, als hätte sie etwas sehr Dummes gefragt.
    »Sie verschenken sie, mein Kind, so wie jeder Mensch. Du kannst nichts tun, um sie dir zu erkaufen.«
    »Und was habe ich mit ihnen zu schaffen?«, fragte Robin.
    »Du?« Harun wirkte ehrlich überrascht. »Wie kommst du auf einen solch närrischen Gedanken, Mädchen?«
    Robin hob die Hand. »Es hat etwas mit diesem Ring zu tun«, überlegte sie. »Naida hat gesagt…«
    »Naida ist ein dummes, altes Weib, das zu viel redet und zu wenig denkt«, fiel ihr Harun ins Wort. »Lass mich diesen Ring noch einmal ansehen.«
    Gehorsam streckte Robin die Hand aus. Harun betrachtete das Schmuckstück noch länger als das erste Mal, dann schüttelte er nur den Kopf und ließ sich wieder zurücksinken. »Wie schon gesagt: Ich verstehe nicht viel von solchen Dingen. Nur, was man eben so hört und was…«, er lachte leise, »… geschwätzige alte Weiber ihren Kinder abends am Feuer erzählen, um ihnen Angst zu machen. Die Schriftzeichen auf diesem Ring mögen denen ähneln, die die Assassinen benutzen, aber das ist auch schon alles.«
    »Dafür, dass Ihr nicht viel von solchen Dingen versteht, wisst Ihr

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