Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
völlig anders als bisher - ernst, erschöpft -, aber da war noch etwas, ohne dass Robin es hätte benennen können. Selbst seine Art zu reden hatte sich verändert. Seine Ausdrucksweise wirkte plötzlich geradlinig und schnörkellos, was ihn ihr eher sympathisch machte.
    »Und?«, fragte sie schließlich.
    Harun deutete mit dem Kopf in Richtung Flussufer und Kamele. Fast gegen ihren Willen stellte Robin fest, dass der Großteil der Waren bereits aufgeladen war. Wenn Harun mit seiner Vermutung Recht hatte, dass sie keine Pause einlegen würden, würde es wohl in wenigen Minuten weitergehen. »Was ich dort sehe, deutet eher darauf hin, dass Omar nach Osten in die Wüste fliehen will. Ich kann das nicht begreifen. Vor allem nicht in Begleitung eines Mannes wie Mussa. Er ist nicht nur gewissenlos, sondern auch gierig. Und das macht ihn noch gefährlicher.«
    »Und was ist im Osten?«, fragte Robin. »Außer Wüste?«
    »Noch mehr Wüste«, brummte Harun. Dann schien er zu begreifen, dass seine Worte Robin nicht unbedingt beruhigten, und er versuchte seine Aussage mit einem übertrieben optimistischem Lächeln zu relativieren. »Es gibt einen Weg hindurch. Viele Karawanen sind ihn schon gegangen - mach dir keine Sorgen.«
    »Wenn man will, dass sich jemand Sorgen macht«, sagte Robin, »muss man ihm nur sagen, er solle sich keine Sorgen machen.«
    Harun lachte. »Er ist gefährlich. Du hast Recht. Aber nicht unpassierbar. Und ich meine es ernst - mach dir keine Sorgen. Ich glaube, Allah selbst hat ein Auge auf dich geworfen. Nach allen Unmöglichkeiten, die du bisher bewältigt hast, wird dir wahrscheinlich auch die Wüste nichts anhaben können.« Er stand auf. »Weißt du, das ist der Grund, aus dem ich immer in deiner Nähe bleibe. Vielleicht fällt ja etwas von deinem Glück auf mich ab.«
    Nur wenige Minuten später gab Omar das Zeichen zum Aufbruch. Die letzten Kamele waren gesattelt, die letzten Wasserkrüge und Futtersäcke verstaut und diesmal gelang es Robin sogar, auf den Rücken ihres Kamels zu steigen, ohne damit zur Erheiterung der gesamten Karawane beizutragen. Sie sah bewusst nicht in seine Richtung, aber sie spürte Omars Blicke. Ein absurdes Gefühl von Enttäuschung begann sich in ihr breit zu machen, als sie begriff, dass er sich zwar davon überzeugen wollte, dass sie unversehrt im Sattel saß, aber nicht zu ihr kommen würde, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Sie verscheuchte den Gedanken. Was Omar anging, so hoffte sie inständig, dass er bei der Überquerung des Flusses ertrank oder vielleicht von einem Stein erschlagen wurde, der zufällig vom Himmel fiel.
    Zumindest für diesen Tag jedoch regnete es keine Steine und in der Furt konnte auch niemand ertrinken. Der Orontes war an dieser Stelle zwar sehr breit, dafür aber so seicht, dass das Wasser den Kamelen nicht einmal bis an die Bäuche reichte. Allein der Anblick des Wassers ließ Robin wieder spüren, wie durstig sie noch immer war, und wie entsetzlich heiß es unter ihren Kleidern war. Hätte sie auf einem Pferd gesessen, hätte sie sich vorgebeugt, um sich Wasser ins Gesicht und über den Kopf zu schöpfen. Aber auf diesem hin und her schwankenden Monstrum konnte sie froh sein, wenn sie sich überhaupt im Sattel hielt. Sie betete, dass Harun sich täuschte und sie nicht nach Osten, sondern weiter nach Homs ritten. Selbst wenn sie dort der nackte Boden einer Karawanserei als Nachtlager erwartete, so wäre es nicht so entsetzlich wie eine weitere Nacht in diesem Sand. Aber zumindest mussten sie nicht mehr gehen.
    Bis sie das gegenüberliegende Ufer des Flusses erreicht hatten und Omar ihnen befahl, wieder von den Kamelen abzusteigen, die Tiere bei den Zügeln zu nehmen und ihren qualvollen Fußmarsch fortzusetzen.

 
    17. K API T EL
     
    Seit sie die Furt passiert hatten und der Orontes für immer hinter ihnen zurückgeblieben war, schien sie Mussa geradewegs in die Hölle zu führen. Hatte Robin schon am ersten Tag geglaubt, dass es unerträglich heiß wäre, so musste sie in den nächsten beiden Tagen entdecken, dass sich dieser Zustand noch ohne weiteres steigern ließ. Obwohl sie nun nicht mehr gehen mussten, sondern sich auf den schwankenden Rücken der Kamele ihrem immer noch unbekannten Ziel entgegenquälten, schmerzten ihre Füße unerträglich. Außerdem schwächte sie ein Fieber, das sie seit dem frühen Morgen in seinem unbarmherzigen Griff hatte.
    Ihr wurde immer wieder schwindlig, und sie wurde so müde, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher