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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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genug gefüllt hatte, um oben herauszulaufen.
    Irgendwo vor ihnen erklang Lärm. Die Geräusche drangen nur langsam durch den Nebel aus Schmerz und mühsam gehegtem Selbstmitleid, der sich über Robins Gedanken gelegt hatte, aber dann hob sie müde den Kopf und blinzelte in das unbarmherzige Licht der Sonne. Nicht mehr weit vor der Karawane erhob sich ein Dorf aus sonderbar geformten, an Bienenkörbe erinnernden Lehmhäusern. Mehrere Gestalten kamen ihnen entgegen, die meisten davon Kinder, die vermutlich einfach nur neugierig waren. Aber zwischen den ersten Häusern entdeckte Robin auch einige Kamelreiter, auf deren Kopf es silbrig und kupferfarbig aufblitzte. Weitere Verbündete von Mussa Ag Amastan?
    Die Karawane wurde schneller, als sie sich dem Ort näherte. Selbst Robin beschleunigte ihre Schritte, fast ohne es zu merken, obwohl sie noch vor einem Moment felsenfest davon überzeugt gewesen war, einfach nicht mehr schneller gehen zu können, und hinge auch ihr Leben davon ab. Doch in diesem Punkt schienen sich Mensch und Tier nicht besonders zu unterscheiden: Der Anblick der nahen Stadt, der Schatten und Erholung versprach, erweckte Kraftreserven in ihnen, von deren Existenz Robin gar nichts gewusst hatte.
    Aber die Hoffnung erwies sich als trügerisch. Robin hielt vergebens nach einer Karawanserei, einem Gasthof oder auch nur irgendeinem Gebäude Ausschau, das ihr groß genug erschien, die aus kaum weniger als hundert Tieren bestehende Karawane zu versorgen. Hinter einem lang gezogenen Hain aus Dattelpalmen, der von einer hüfthohen Mauer aus Bruchsteinen eingefasst war, konnte sie den Orontes erkennen, und hätte auch nur ein schwacher Wind geweht, dann hätte sie das Flusswasser vermutlich schon gerochen. Das Dorf selbst aber bestand nur aus sonderbaren, vollkommen fremdartig geformten und allesamt sehr kleinen Lehmgebäuden. Es gab kein größeres Anwesen, keinen zentralen Platz, nicht einmal ein paar Sonnensegel, wie sie sie von Hama her kannte und die wohl das Mindeste gewesen wären, um einer Karawane einen Platz zum Rasten zu bieten.
    Vielleicht, weil sie hier nicht rasten würden.
    Robin weigerte sich noch eine ganze Weile ebenso beharrlich wie erfolglos, diesem Gedanken auch nur eine Spur von Glaubwürdigkeit zuzubilligen. Doch je näher sie dem Ufer kamen, desto mehr wurde er zur Gewissheit. Die Karawane war längst zu einer weit auseinander gezogenen, zerbrochenen Kette zerfallen, deren vorderste Glieder das Ufer erreichten, als Robin noch eine Viertelstunde qualvollen Fußmarsches davon entfernt war. Dennoch konnte sie über die große Entfernung hinweg erkennen, wie Mussa und Omar Khalid ihre Männer antrieben, die bisher nicht beladenen Kamele auszusondern und zu einer Stelle direkt am Fluss zu führen, an der ein kleines Gebirge Leinensäcke und in langen Reihen stehender dickbauchiger Wasserkrüge auf sie wartete. Vorräte, die sie brauchten, um ihren Weg fortzusetzen.
    Die fertig beladenen Kamele wurden zur Tränke an den Fluss geführt. Doch keiner der Männer machte Anstalten, sich von ihnen zu entfernen oder sich auch nur für einen Moment in den Schatten einer der wenigen Dattelpalmen zu setzen, die ihre Wurzeln in den schmalen Streifen fruchtbarer Erde nahe des Flusses gesteckt hatten. Als Robin näher kam, erkannte sie neben Omar Khalid und Mussa einen alten Mann im weißen Kaftan, der heftig gestikulierend auf die Ankömmlinge einredete. Vermutlich gehörte er zum Dorf und war wenig begeistert über die ungeladenen Gäste.
    Endlich, nach einer Ewigkeit, hatte auch Robin den Palmenhain erreicht. Sie konnte jetzt den kühlen Hauch spüren, der vom Fluss heraufwehte, und das Murmeln des Wassers hören. In diesem Moment hätte sie ihre rechte Hand darum gegeben, die wenigen Schritte weiter gehen und sich einfach in die Fluten stürzen zu können. Aber keiner der anderen machte auch nur Anstalten, dem Wasser nahe zu kommen. Deshalb ließ auch Robin nur erschöpft den Zügel ihres Kamels los - es war ihr völlig gleich, ob das Tier seinen Platz zwischen den anderen fand, oder sich spontan entschloss, seine Verwandtschaft fünfhundert Meilen entfernt in der Wüste zu besuchen -, taumelte kraftlos noch zwei Schritte weiter und ließ sich erschöpft auf den Rand der niedrigen Bruchsteinmauer sinken, die den Palmenhain umschloss.
    Auch Saila tat es ihr mit einem erleichterten Seufzer gleich, hielt aber einen deutlich größeren Abstand, als nötig gewesen wäre, und wich Robins Blick sorgsam

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