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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und sah Naida fest in die Augen. Sie schüttelte den Kopf. »Ich will zu deinem Herrn«, verlangte sie. »Ich will mit Omar sprechen, auf der Stelle!«
    Die alte Sklavin zeigte sich nicht beeindruckt. Der Blick, mit dem sie Robin maß, war eher mitleidig. »Wenn unser Herr dich zu sehen wünscht, wirst du es schon früh genug erfahren«, antwortete sie. Dann schüttelte sie den Kopf. »Er weilt nicht im Haus.«
    »Ich nehme an, er ist auf dem Markt, um Sklaven zu verkaufen«, sagte Robin böse. »Dann beeilt er sich besser. Wenn er seinen wertvollen Besitz weiter so behandelt, wird er bald niemanden mehr verkaufen können.«
    Diesmal blitzte es ärgerlich in Naidas Augen auf, und Robin begriff, dass sie zu weit gegangen war. Sie mahnte sich selbst in Gedanken, vorsichtiger zu sein. Noch vor einem Augenblick war ihr ihr eigenes Schicksal gleich gewesen, aber jetzt dachte sie an das Stück Brot, das Nemeth so gierig heruntergeschlungen hatte, und ihr wurde klar, dass sie weder Nemeth noch ihrer Mutter oder irgendeinem hier helfen konnte, wenn sie es sich endgültig mit Naida verdarb.
    »Unser Herr ist nicht einmal in der Stadt«, sagte Naida verächtlich.
    »Was für ein Glück für dich!«
    »Dein Herr ist ein Dummkopf«, sagte Robin, langsam und so ruhig, dass aus diesen Worten eine Feststellung wurde, keine Beleidigung. Naida sah sie nur fragend an, aber der hünenhafte Krieger, der wie ein Schatten hinter der alten Frau stand, runzelte viel sagend die Stirn, und Robin spürte, wie sich seine Muskeln unter dem schwarzen Gewand spannten. Sie fragte sich, wie weit Naidas Macht über diesen Mann reichte, ob sie ihm Befehle erteilen oder ihrerseits Befehle von ihm annehmen würde und ob sie in der Lage oder auch nur willens war, sie zu beschützen, sollte der Krieger zu dem Schluss kommen, dass die Christensklavin sich zu sehr im Ton vergriffen habe.
    In ruhigem und sachlichem Tonfall fuhr sie deshalb fort: »Tote Sklaven bringen keinen Gewinn auf dem Markt, und halb verhungerte und kranke wohl auch nicht.«
    Zu ihrer Überraschung verwies Naida sie nicht in ihre Schranken, sondern sah sie auf eine Weise an, die Robin im ersten Moment nicht deuten konnte. Als die alte Frau schließlich antwortete, tat sie es beinahe im Tonfall einer Verteidigung. »Ich selbst bin für die Sklaven verantwortlich, solange unser Herr nicht in der Stadt weilt. Aber meine Befugnisse haben Grenzen.«
    »Ich habe nicht verlangt, dass du sie frei lassen sollst«, antwortete Robin.
    »Mir stehen nur begrenzte Mittel zur Verfügung, um Nahrung für die Sklaven zu kaufen«, entgegnete Naida. »Was soll ich tun? Diesem Mädchen und ihrer Mutter eine Extraration geben und einen anderen dafür verhungern lassen?«
    »Nein«, antwortete Robin. »Aber es würde nichts kosten, ihnen Wasser zu geben, um sich zu waschen, und frisches Stroh, damit sie nicht in ihrem eigenen Schmutz schlafen müssen. Und es würde nichts kosten, wenn du ihnen erlaubtest, ihre Zellen zu reinigen. Viele von ihnen sind krank.«
    »Und werden sterben«, sagte Naida. »Ich weiß.«
    »Aber einige vielleicht nicht, wenn du sie nicht weiter in diesem Dreck verrotten lässt!«, erwiderte Robin. »Ich bitte dich, Naida! Sei barmherzig! Oder lass wenigstens deine Vernunft walten! Ihr würdet euer Vieh nicht in einem so schmutzigen Stall unterbringen, warum also tut ihr es mit Sklaven, die doch angeblich ein so wertvoller Besitz sind?«
    Dem Krieger war nun noch deutlicher sein Missfallen über diesen Wortwechsel anzusehen. Oder war es Verwunderung, die sich in seinen Zügen spiegelte? Die alte Sklavin schwieg eine geraume Weile, und Robin glaubte schon, sie hätte den Bogen endgültig überspannt.

Dann aber nickte Naida plötzlich. »Also gut«, sagte sie. »Sie bekommen Wasser, und sie dürfen ihre Zellen reinigen. Wenn unser Herr danach fragt, dann wirst du ihm sagen, dass es meine Idee war, weil der Gestank das ganze Haus verpestet hat.« Sie drehte sich herum und sah den schwarz gekleideten Krieger hinter sich durchdringend an. »Und dasselbe gilt für dich, Faruk. Hast du mich verstanden?«
    Der Krieger antwortete nicht, er nickte nur und trat, fast demütig und mit halb gesenktem Haupt, einen Schritt zurück. Naida war also mächtig genug, selbst diesem Mann Befehle zu erteilen. Robin fragte sich, wie eine einfache Sklavin so weit aufsteigen konnte, noch dazu in einer Welt, in der Frauen ganz offensichtlich noch sehr viel weniger zu sagen hatten als in Robins Heimat.
    »Du

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