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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Investition, die sich für ihn überaus lohnen musste, denn sonst hätte er sich wohl kaum solche Mühe mit ihr gegeben.
    Vielleicht hätte sie sogar ganz vergessen, was sie in Wahrheit war, wären da nicht ihre regelmäßigen Besuche bei Nemeth gewesen.
    Es hatte drei Tage gedauert, bis sie zum ersten Mal Gelegenheit bekam, das Versprechen einzulösen, das sie dem Fischermädchen und vor allem sich selbst gegeben hatte. Naidas Unterrichtsstunden dauerten stets bis zum Sonnenuntergang, und Robin war anschließend so müde, dass sie auf der Stelle einschlief und sogar das Nachtmahl hätte ausfallen lassen, hätte Naida es ihr gestattet. Erst am vierten Tag nach ihrer Ankunft in Hama bat sie die alte Frau, sie hinunter in den Keller zu führen, wo die anderen Sklaven untergebracht waren.
    Naida zeigte sich davon nicht begeistert. Sie tat sogar so, als hätte sie Robins Bitte nicht verstanden, aber Robin beherrschte das Arabische mittlerweile so gut, dass sie durchaus in der Lage war, ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Schließlich stimmte Naida widerwillig zu, machte aber eine rüde Geste, als Robin zusammen mit ihr das Zimmer verlassen wollte, und ließ sie für eine geraume Weile allein. Als sie zurückkam, befand sich ein hoch gewachsener Krieger in einem schwarzen Gewand in ihrer Begleitung, der ihr und vor allem Robin so lautlos wie ein Schatten und auch ebenso beharrlich folgte.
    Robin fand nie heraus, ob er zu ihrem Schutz oder zu ihrer Bewachung da war, obgleich er in den nächsten Tagen tatsächlich zu so etwas wie ihrem persönlichen Schatten wurde, denn er begleitete sie auf Schritt und Tritt, wann immer sie ihr Gemach verließ. Als sie jedoch das Kellergewölbe betrat und der Sklavenkäfige ansichtig wurde, vergaß sie den Krieger.
    Obwohl sie schon einmal hier gewesen war, traf sie der Anblick wie ein Schlag. Das Verlies kam ihr dunkler vor als beim ersten Mal, die Zellen jenseits der Gitter noch winziger, schmutziger, und der Gestank war so schlimm, dass er ihr im wahrsten Sinne des Wortes den Atem raubte. Sie vernahm ein leises Weinen, hier und da ein Stöhnen oder Schluchzen, das Rascheln von Stoff und ein allgemeines Wehklagen und Jammern, das die Luft durchtränkte und sich wie eine unsichtbare, glühende Messerklinge in ihre Brust bohrte.
    Naida sagte etwas, das sie diesmal nicht verstehen wollte, und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. Robin schüttelte sie ab, riss sich los und ging mit schnellen Schritten zum anderen Ende des schmalen, von Gitterstäben gebildeten Ganges, der den großen Kellerraum in zwei Hälften teilte. Sie versuchte, den Blick von den bemitleidenswerten Gestalten zu wenden, aber es gelang ihr nicht. Sie hätte wissen müssen, was sie erwartete, schließlich war sie nicht das erste Mal hier, aber es kam ihr plötzlich hundertmal schlimmer vor. Hätte sie genauer hingesehen, dann wäre ihr aufgefallen, dass die Zahl der Sklaven abgenommen hatte. Ganz, wie der Sklavenhändler vorhergesagt hatte, waren die Schwächsten den Strapazen erlegen, die sie auf dem Weg hierher hatten erleiden müssen. Diejenigen, die noch am Leben waren, begannen sich ganz allmählich zu erholen, auch wenn zweifellos noch einige von ihnen sterben würden. Robin aber kam es vor, als wäre das Leid hundertmal schlimmer geworden.
    Als sie die Zelle erreichte, in der Nemeth und ihre Mutter sowie ein Dutzend weiterer Sklaven untergebracht waren, konnte sie die Tränen kaum noch zurückhalten.
    Nemeth starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Sie machte keine Anstalten, zu ihrer selbst ernannten Retterin zu kommen, sondern klammerte sich weiter so fest an ihre Mutter, als befürchtete sie, sie im nächsten Moment zu verlieren. Das Gesicht des Mädchens blieb völlig unbewegt - so weit das unter der Kruste aus Schmutz und eingetrockneten Tränen überhaupt erkennbar war -, und in seinen Augen war ein Ausdruck, der Robin erneut einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Mit aller Kraft kämpfte Robin die Tränen nieder und versuchte, wenigstens die Andeutung eines Lächelns auf ihr Gesicht zu zwingen. Weder das eine noch das andere hatte etwas mit Stolz oder vorgetäuschtem Mitleid zu tun. Wie sollte sie den Menschen auf der anderen Seite der Gitter Mut zusprechen, wenn diese ihre Verzweiflung bemerkten und begriffen, dass sie selbst kurz vor dem Zusammenbruch stand?
    Sie hörte ein Rascheln hinter sich und wusste, ohne sich umblicken zu müssen, dass es Naida war. Die alte Araberin sagte

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