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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zurückschlug?
    Ihre Gedanken verwirrten sie. Wieso dachte sie plötzlich über Gott nach? Auch wenn sie das letzte Jahr unter Rittern des Templerordens verbracht und unter ihrer Fahne geritten war, so glaubte sie doch nicht wirklich an ihn. Nicht so, wie es Abbé, Heinrich, Dariusz und all die anderen taten. Wenn es überhaupt einen Gott gab, dann war es gewiss nicht der grausame und rachsüchtige Gott, den Abbé und seine Brüder in ihrer Kirche anbeteten, und ebenso wenig der, vor dem Salim, Omar und all die anderen Muselmanen das Haupt beugten, wenn sie ihre Gebetsteppiche ausrollten. Robin hatte es niemals laut ausgesprochen - nicht einmal Salim gegenüber, obwohl ihr klar war, dass er ihre wahren Gefühle kennen musste -, aber sie weigerte sich zu glauben, dass es einen allmächtigen Gott von solcher Grausamkeit gab. Wenn über dem Himmel noch eine weitere Macht war, dann eine von solcher Gleichgültigkeit, dass sie sich geschämt hätte, sie anzubeten.
    Sie hörte schwere Schritte draußen auf dem Flur, etwas klirrte und Robin konnte sich gerade noch umdrehen, bevor die Tür zu ihrem Gemach geradezu aufgerissen wurde. Es war jedoch nicht Naida, die zurückkam, es waren auch nicht die beiden Sklavinnen, die allmorgendlich erschienen, um ihr beim Ankleiden zu helfen und ihr das Frühstück zu bringen. Stattdessen trat eine Gestalt von solch groteskem Aussehen in das Zimmer, dass Robin nicht anders konnte, als ungläubig die Augen aufzureißen und sie anzustarren.
    Es war ein Mann. Das war im ersten Moment aber auch schon alles, dessen sich Robin sicher war, und das nur, weil er einen Bart trug und sein Gesicht nicht verschleiert war.
    Es war der dickste und zugleich größte alte Mann, den Robin jemals zu Gesicht bekommen hatte. Selbst Bruder Abbé mit seinem gewaltigen Bauch hätte neben ihm wie ein schlanker Knabe gewirkt. Er war dunkelhäutiger als Omar, was durch seinen makellos weißen bis auf die Brust reichenden Bart noch betont wurde. Die Enden seines Bartes waren zu einem halben Dutzend alberner Zöpfchen geflochten.
    Irgendwie sah er wie ein an Fettleibigkeit leidender Pfau aus, und Robin dachte, er müsse entweder farbenblind sein oder einem Volk entstammen, das sich unter Geschmack etwas völlig anderes vorstellte als alle anderen Menschen, die Robin je kennen gelernt hatte. Auf seinem Haupt thronte ein riesiger schwarzer Turban, der mit silbernen Nadeln und Perlen verziert war, dazu trug er einen schreiend grünen, goldbestickten Kaftan, darunter ein rotes Hemd. Seine weite, bersteinfarbene Hose wurde von einer schwarzgoldenen Bauchbinde
    gehalten, die Robin auseinander gefaltet vermutlich gut als Zelt hätte nutzen können, und er trug sonderbare rote Schuhe, deren Spitzen so weit nach oben gebogen waren, dass sie fast einen Dreiviertelkreis bildeten.
    Das Gesicht des Kolosses war, in Anbetracht seiner Leibesfülle, überraschend kantig und wirkte trotz des albernen Bartes energisch. Ja, man hätte es sogar Ehrfurcht gebietend nennen können, hätte sich der Alte die Augen nicht wie eine billige Hure mit dicken schwarzen Lidstrichen umrandet. Sein Antlitz war mit feinen Schweißtröpfchen bedeckt und er keuchte, als hätte er den ganzen Weg hier herauf um sein Leben rennen müssen. Robin war darüber nicht erstaunt. Sie zweifelte daran, dass es ihr selbst gelungen wäre, die beiden Treppen bis hier herauf zu bewältigen, müsste sie eine solche Körperfülle mit sich herumschleppen.
    Der Alte stellte sich mit einer überraschend eleganten Verbeugung vor, trat einen weiteren Schritt in den Raum hinein und machte auf diese Weise für seine Begleiterin Platz; eine tief verschleierte Frau in einem weiten schwarzen Umhang, unter dessen halb durchsichtigem Schleier es golden aufblitzte. So schreiend bunt der Alte gekleidet war, so nachtschwarz und einfach war das Gewand der Frau. Das einzig Auffällige an ihr waren die roten Schuhe, die mit Goldstickereien verziert waren und dieselben sonderbaren Spitzen aufwiesen wie die des Alten.
    »Wer… seid Ihr?«, murmelte Robin verstört. Sie wusste nicht, was sie von diesen sonderbaren Besuchern halten sollte. Der dicke Pfau, wie sie ihn für sich nannte, wirkte so komisch, dass wohl jedermann bei seinem bloßen Anblick Mühe gehabt hätte, ein Grinsen zu unterdrücken, aber zugleich ging auch etwas von ihm aus, das Robin beunruhigte.
    Statt auf ihre Frage einzugehen, kam der Alte mit trippelnden Schritten näher, - sein gewaltiger Körper und seine absurde

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