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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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selbst Könige und Kaiser werden ins Schwärmen geraten, wenn von dir die Rede ist.«
    »Ich würde schon ins Schwärmen geraten, wenn Ihr mir endlich verraten würdet, was Ihr mich lehren wollt«, antwortete Robin.
    Harun lachte. »Nun, du hast die Frage zum Teil gerade selbst beantwortet, mein Kind. Beginnen wir mit deiner Sprache.«
    »Ich habe einen Sprachlehrer«, sagte Robin ärgerlich. »Naida ist sehr gut darin.«
    »Die Worte einer Sprache zu können heißt nicht, sie auch zu beherrschen, mein liebes Kind«, sagte Harun liebenswürdig. »Mir scheint, dass deine Schönheit nicht unbedingt auf deine Herkunft zurückzuführen ist.« Robin wollte ihn unterbrechen, aber Harun machte eine wedelnde Handbewegung, mit der er ihr das Wort abschnitt und zugleich seine Begleiterin zu sich heranwinkte. Die Frau bewegte sich so lautlos und elegant, dass der Gegensatz zu Haruns tollpatschigen Gesten nicht krasser hätte sein können.
    »Nun erzähl mir von deinen besonderen Talenten«, verlangte Harun.
    »Talente?«
    Haruns Lächeln wurde etwas gequält. »Ein jeder Mensch hat irgendein Talent«, antwortete er. »Die meisten wissen es nur nicht. Überlege einfach. Es muss etwas geben, was du besonders gut kannst. Etwas, für das andere dich bewundern oder gar beneiden. Was ist es?«
    Robin sah den schwitzenden alten Mann nachdenklich an. Sie überlegte, was ihn wohl mehr beeindrucken würde: ihre Fähigkeit im Lanzenreiten und Schwertfechten oder ihr Geschick, eine Ente auf fünfzig Schritte mit einem Pfeil im Flug treffen zu können, und das aus dem Sattel eines galoppierenden Pferdes. Wahrscheinlich wäre diese Antwort nicht besonders klug, auch wenn sie der Wahrheit entsprach. Sie zuckte nur mit den Schultern.

Harun quittierte ihr Schweigen mit einem tiefen, enttäuschten Seufzer. »Also gut«, sagte er. »Dann geh zur Tür.«
    »Wie bitte?«
    »Geh einfach zur Tür«, antwortete Harun. »Nur hin - und wieder zurück, wenn es nicht zu viel Mühe bereitet.«
    Robin sah ihn verblüfft an, hob abermals die Schultern und tat schließlich, was er von ihr verlangte.
    Sie war noch nicht ganz bei der Tür und im Umdrehen begriffen, als Harun hinter ihr zu lamentieren begann. »Siehst du das, Aisha?«, fragte er mit schriller Stimme. »Beim Barte des Propheten! Dieses Weib watschelt mit der Eleganz eines gichtkranken Erpels, der sich Blasen unter den Schwimmhäuten gelaufen hat!«
    Robin drehte sich beleidigt herum. »Was mache ich denn falsch?« Harun verdrehte die Augen. »Aisha«, seufzte er. »Zeig dieser Tochter einer fußkranken Bäuerin, wie eine Frau geht.«
    Aisha nickte gehorsam, drehte sich wortlos um und ging zur Tür und wieder zurück zum Fenster. Wobei gehen nicht das richtige Wort war. Robin hatte schon Frauen gesehen, die sich durchaus anmutig zu bewegen imstande waren, aber ihr war noch niemand begegnet, der diese einfache Bewegung so perfekt beherrschte wie die Frau in dem schwarzen Kleid. Sie ging nicht wirklich, nein, sie schien zu schweben - und das mit einer solchen Natürlichkeit und Grazie, dass Robin ein flüchtiges Gefühl von Neid empfand. Gleichzeitig jedoch erweckte dieses Gefühl in ihr Trotz.
    »Siehst du, Ungläubige, so bewegt sich eine Frau«, sagte Harun. In seiner Stimme lag ein triumphierender Ton, als hätte er ihr gerade das Geheimnis verraten, mit dem man Blei in Gold verwandelte.
    Robin zuckte betont beiläufig mit den Schultern. »Ich bin bis jetzt immer noch ohne zu stolpern von einem Fleck zum anderen gekommen.«
    »Und du hast etwas gegen Verbesserungen?«, erkundigte sich Harun spitz.
    Die Antwort, die ihr auf der Zunge lag, schluckte Robin lieber herunter. Sie hatte sich immer noch keine endgültige Meinung über Harun gebildet - vielleicht war sein albernes Äußeres ebenso wie seine sonderbare Art zu reden nichts anderes als eine Maskerade, hinter der er seine wahren Absichten verbarg. Es hatte keinen Sinn, ihn noch weiter zu verärgern, als sie es vermutlich ohnehin schon getan hatte. Wenn dieser fette Pfau sich tatsächlich einbildete, er könnte eine Dame aus ihr machen, dann würde er noch früh genug begreifen, dass er sich die Zähne ausbiss.
    Harun wartete einen Moment vergeblich auf eine Antwort. Schließlich seufzte er wieder tief, drehte sich schnaubend zu seiner Begleiterin um und machte eine knappe, wedelnde Handbewegung. Daraufhin legte Aisha so geschickt den Schleier sowie das schwarze Gewand ab - als wäre es nur eine einzelne, fließende Bewegung. Darunter war

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