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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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näher, und auf seinen sonnengebräunten Zügen erstrahlte ein mildes und durch und durch erfreut wirkendes Lächeln.
    »Mein Herz erblüht, nun, da ich dich unversehrt sehe, Robin«, sagte er. »Man hat mir berichtet, dass du nach Meister Ribauld geschickt hast? Du bist doch nicht etwa krank?«
    Die Frage kam Robin nicht geheuchelt vor - obwohl er zweifellos ganz genau wusste, was sich am vorigen Abend zugetragen hatte. Überhaupt verwirrte sie nicht allein Omars Betragen, sondern viel mehr noch ihre eigene Reaktion darauf. Wie immer, wenn sie dem Sklavenhändler gegenüberstand, erfüllte sie sein Anblick mit einer Mischung aus Zorn, Furcht und Abscheu, aber immer war da auch noch etwas anderes; ein Gefühl, dessen sie sich fast schämte: Sie war nahezu erleichtert, ihn unversehrt vor sich zu sehen. Nach dem, was sie vor wenigen Stunden vom Fenster aus beobachtet hatte, hätte sie keinen Herzschlag zögern sollen, Omar eigenhändig zu töten. Und dennoch: Dieser Mann, der dort vor ihr stand, sah nicht wie ein grausamer Schlächter aus; vielmehr ähnelte er dem kleinen Jungen, den Ribauld gestern behandelt hatte. Omar wirkte erschöpft, fast hilflos. Und seine Sorge um sie war nicht geheuchelt. Hatten er und seine Männer deshalb letzte Nacht ihre Pferde fast zuschanden geritten?
    Hastig verscheuchte Robin diese Gedanken und zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln - einem verunglückten, wie sie befürchtete. Die Frage nach Naidas Zustand lag ihr auf der Zunge, aber nach kurzem Zögern entschied sie sich dafür, dieses Thema besser nicht anzuschneiden. Noch wusste sie nicht, was Omar von ihr wollte, sicherlich war er nicht gekommen, um sich mit ihr zu unterhalten. Deswegen deutete Sie zum Fenster hin und fragte: »Was wird dort unten gebaut?«
    »Nichts, was dich interessieren müsste«, antwortete Omar, während er gemächlich ans Fenster ging und dann einen scheinbar desinteressierten Blick auf den Hof hinaus warf. »In einem so großen Haus wie diesem wird ständig irgendetwas gebaut oder repariert.«
    »Warum haben die Männer dort unten dann Angst vor mir?«
    Omar wandte den Kopf. Ein amüsiertes Funkeln glomm in seinen Augen. »Angst?«, fragte er lächelnd, als redete sie von etwas völlig Absurdem.
    »Anscheinend haben sie zumindest Angst, mich anzusehen«, erklärte Robin.
    »Vielleicht fürchten sie, dass der Anblick deiner Schönheit sie blind macht«, antwortete Omar. Das Funkeln in seinen Augen wurde heller. »Oder ihnen zumindest den Seelenfrieden raubt.«
    »Man hat mich vor euch Arabern gewarnt«, antwortete Robin mit einem Nicken. »Anscheinend zu Recht.«
    Omar zog fragend die Augenbrauen hoch, als Robin fortfuhr: »Es heißt, ihr wärt die größten Schmeichler, die es auf Gottes Erde gibt.«
    Omar lachte. »Das mag sein. Weißt du, Mädchen, unsere Legenden und Märchen sind voll von Geschichten über arme Diebe, die sich in die Töchter oder die Lieblings-Haremsdamen eines Sultans verliebt haben. Für gewöhnlich müssen die verliebten Dummköpfe etliche Räuber besiegen, einen Schatz finden, einen Dschinn zum Freund gewinnen oder einen Drachen erschlagen, und am Ende befreien sie dann die Schöne und werden Kalif von Bagdad. So ist es in den Märchen…« Er lächelte weiter, aber das Funkeln in seinen Augen erlosch, und seine Stimme nahm einen veränderten Tonfall an. »In Wahrheit kann ein Mann dafür getötet werden, wenn er eine der Schönen des Harems auch nur ansieht. Es ist doch sicher auch bei den Herrschern deines Landes so, dass sie ihren kostbarsten Besitz eifersüchtig hüten, oder?« Omar wartete einen Moment vergeblich auf eine Antwort, dann blickte er wieder aus dem Fenster und seine Stimme wurde deutlich kühler, als er fortfuhr: »Es war der Junge dort unten, der in dem gestreiften Kaftan, der zu dir hochgesehen hat, nicht wahr? Man könnte sagen, dass du diesen einfältigen Narren zu einem tödlichen Abenteuer verführt hast.«
    Robin hütete sich zu antworten. Sie hatte keine Ahnung, ob Omar seine Worte ernst meinte oder ihr nur einen Schrecken einjagen wollte. Auch das war etwas, was sie an dem Sklavenhändler mindestens ebenso faszinierte wie erschreckte. Sie wusste einfach nicht, was sie von ihm halten sollte. Vorsichtshalber wich sie zusätzlich ein paar Schritte vom Fenster zurück, wie um zu verhindern, dass irgendeiner der unglückseligen Männer dort unten auch nur versehentlich einen Blick zu ihr hinaufwarf und damit möglicherweise sein Augenlicht oder gar sein

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