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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sklaven blicken konnte. Es war Mustafa, Sailas Mann, der Fischer, den sie niedergeschlagen hatte und der deshalb vor den anderen Bewohnern des Dorfes das Gesicht verloren hatte. Robin spürte, dass er trotz des Schleiers vor ihrem Gesicht ganz genau wusste, wen er vor sich hatte. Und sie spürte auch seinen Hass. Er hatte die Schmach, die sie ihm zugefügt hatte, nicht vergessen, und vermutlich gab er ihr auch die Schuld an dem Schicksal, das ihn, seine Familie und sein ganzes Dorf getroffen hatte. Robin hatte nicht die Kraft, seinem Blick noch länger Stand zu halten. Sie wich zwei weitere Schritte in ihr Zimmer zurück, und wartete eine ganze Weile, ehe sie es erneut wagte, neben den Vogelkäfig ans Fenster zu treten.
    Der Fischer war nun nicht mehr zu sehen. Die Sklaven waren damit beschäftigt, ein großes Sonnensegel über den Hof zu spannen, sodass die Bänke im Schatten lagen. Andere trugen Teppiche und Kissen herbei, um die unbequemen Sitzflächen der Holzbänke zu polstern. Auch die beiden Zimmerleute, die hastig eine Treppe zur Bühne hinauf bauten, waren mit ihrer Arbeit fast fertig. Nur auf der anderen Seite, zwischen dem Podest und der äußeren Mauer des Hofes, lehnten noch einige lange Balken an der Wand.
    Die Hektik unten auf dem Hof hielt noch eine ganze Weile an, aber schließlich schienen alle Vorbereitungen getroffen, denn die Sklaven und Arbeiter zogen sich rasch zurück und nur einige bewaffnete Posten blieben. Robin stand jetzt wieder nahe am Fenster und blickte hinab, aber niemand sah auch nur in ihre Richtung. Mit Ausnahme des Fischers schien jedermann in diesem Haus zu wissen, welches Schicksal ihm bevorstand, wenn er Omars wertvollsten Besitz auch nur mit einem flüchtigen Blick streifte.
    Auf diese Weise verging sicherlich eine halbe Stunde, wenn nicht mehr. Robin vertrieb sich die Zeit damit, den Vögeln zuzusehen, die nicht müde wurden, in ihrem Käfig von einer Stange auf die andere zu hüpfen, dem hellen Tag draußen vor dem Fenster zuzuzwitschern oder nach ihrem Futter zu picken, das in einer kleinen goldenen Schale auf dem Boden des Käfigs stand. Sosehr sie der Anblick auch erfreute, so sehr schnürte es ihr auch die Kehle zusammen, jedes Mal, wenn einer der Vögel mit den Flügeln schlug und von dem feinmaschigen Holzgeflecht daran gehindert wurde, sie wirklich zu gebrauchen. Robin hatte niemals, schon als Kind nicht, verstanden, warum man Vögel in Käfigen hielt. Sie begriff durchaus, dass Menschen sich an ihrem Anblick und besonders an ihrem Gesang erfreuen konnten, aber das gab niemandem das Recht, einem Vogel das Fliegen zu verbieten. Ebenso gut konnte man einem edlen Rennpferd die Beine brechen, damit man es besser im Stall beobachten konnte.
    War das vielleicht der wirkliche Grund für Omars Geschenk? Robin ertappte sich dabei, dass etwas in ihr geradezu krampfhaft nach einer versteckten Bosheit suchte, die sie dem Sklavenhändler anlasten konnte. Und entsprach es nicht tatsächlich der Wahrheit? Omar hatte ihr nicht wirklich eine Freude machen wollen. Das Schicksal dieser Vögel war ihr eigenes. Der Käfig, in dem sie gefangen war, hatte keine Gitterstäbe, und wenn, so würden sie aus Gold sein, und die Ketten, die sie hielten, mit Edelsteinen besetzt. Hatte er ihr nicht bereits die Flügel gebrochen?
    Geräusche vom Tor her rissen sie aus ihren Gedanken. Robin wandte sich vorsichtig und von der Seite her wieder ganz dem Fenster zu. Das große Sonnensegel, das quer über den Hof gespannt war, nahm ihr teilweise die Sicht, aber sie erkannte, dass das zweiflügelige Tor geöffnet worden war. Einen Moment später trat der Sklavenhändler in Begleitung des ganz in Schwarz gekleideten Kriegers ein, der bisher Robins Zimmer bewacht hatte.
    Sie waren nicht allein. Nach und nach füllte sich der Hof mit sicher zwei Dutzend Männern, wenn nicht mehr. Robin konnte sie jeweils nur kurz beobachten, bevor sie unter dem Sonnensegel verschwanden, um auf den Bänken Platz zu nehmen. Es handelte sich offensichtlich um Kaufleute und andere einflussreiche Männer. Fast alle waren in kostbare Gewänder gehüllt und die meisten wurden von einem oder sogar mehreren bewaffneten Kriegern begleitet. Robin hatte ein ungutes Gefühl. Sie begann zu ahnen, was sich dort unten auf dem Hof gleich abspielen würde.
    Es verging eine geraume Weile, bis auch der letzte Gast eingetroffen und das Tor hinter ihm geschlossen worden war. Auf einen Befehl Omars hin - Robin konnte ihn so wenig sehen wie die

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